Immaterielles Kulturerbe der Menschheit im Schwarzwald
Die Manuelle Glasfertigung ist nicht das einzige Immaterielle Kulturerbe, das es im Schwarzwald gibt. Von der UNESCO anerkannt wurden auch die Flößerei, das Bauhüttenwesen und der Orgelbau. Ein erlauchter Kreis, nur sieben Themen aus Deutschland haben bisher diese internationale Auszeichnung bekommen.
Auf der nationalen Liste des Kulturerbes sieht es etwas anders aus, hier gibt es 144 Einträge, zu denen unter anderem gehören: die schwäbisch-alemannische Fasnet, der Schäferlauf und das Köhlerhandwerk.
Baden-Baden ist seit 2021 UNESCO-Welterbe als Teil der insgesamt elf „Great Spa Towns of Europe“, Karlsruhe wurde 2019 als „City of Media Arts“ in das „Creative Cities Network“ der UNESCO aufgenommen und das Biosphärengebiet Schwarzwald ist ausgezeichnet als UNESCO Biosphärenreservat.
Schwarzwald
Manuelle Glasfertigung
Die UNESCO hat am 6. Dezember 2023 die Manuelle Glasfertigung zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Der Schwarzwald ist seit dem frühen Mittelalter eine Hochburg der Glasfertigung. Aufgrund des großen Holzvorkommens, das für die Glasherstellung wichtig ist, waren und sind viele Glasbläser hier ansässig. Die Glasherstellung ist ein komplexes Wissen, das nur noch von wenigen Menschen bewahrt und weitergegeben wird. In der Dorotheenhütte in Wolfach wird heute noch traditionell Glas hergestellt, außerdem gibt es im Schwarzwald einige Schau-Glashütten und -Bläser.
Kinzigtal, Murgtal, Nagoldtal
Flößerei
Die UNESCO hat die Flößerei am 1. Dezember 2022 zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Auch im Schwarzwald wurden bis ins 19. Jahrhundert Tannen jahrhundertelang über Bäche in die Kinzig oder Murg und von dort zum Rhein geflößt – bis zu 600 Meter lang und bis zu sechs Meter breit konnten die allergrößten Flöße werden. Lust in die Flößerei-Geschichte im Schwarzwald einzutauchen?
Freiburg
Bauhüttenwesen
In Bezug auf das im romanischen Stil begonnene und größtenteils im Stil der Gotik und Spätgotik 1513 vollendete Freiburger Münster sprach der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt im 19. Jahrhundert vom „schönsten Turm der Christenheit“. Seit Jahrhunderten bewahren Dom- und Münsterbauhütten wie der Freiburger Münsterbauverein tradiertes Wissen und Bräuche über Bau und Erhalt von Großkirchen.
Mit ihren zahlreichen Dokumentations- und Erhaltungsaktivitäten, der Jugend- und Vermittlungsarbeit, der Vernetzung mit der Politik, Industrie und untereinander bieten die deutschen Dom- und Münsterbauhütten ein überregionales Modell für die Erhaltung Immateriellen Kulturerbes.
Seit 1890 ist der Freiburger Münsterbauverein für die steinerne Hülle und die Bauunterhaltung des Freiburger Münsters verantwortlich. Dazu betreibt er die Münsterbauhütte, einen über 800 Jahre alten Steinmetzbetrieb, in der Steinmetze und Steinbildhauer Tag für Tag zum Erhalt des Bauwerks beitragen.
Waldkirch
Orgelbau und Orgelmusik
Seit mehr als 200 Jahren steht Waldkirch für handgefertigte und qualitativ hochwertige Kirchen- und Karussellorgeln, Orchestrien, Drehorgeln und Leierkästen, die in die ganze Welt geliefert werden. Der Orgelbau und die Orgelmusik sind seit 2017 durch die UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit ernannt.
„Handwerk muss lebendig sein, nur so können die Besucher entdecken, wie toll die Tradition ist.“
Wolfgang Brommer
Bestens mit dieser Tradition vertraut ist Wolfgang Brommer, der in Waldkirch gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Heinz Jäger die gleichnamige „Meisterwerkstatt für Orgelbau Jäger & Brommer“ führt. Er gibt sein Wissen bei Führungen weiter und Sie können bei ihm selbst aktiv werden und eine Holzpfeife oder „Zauberflöte“ zusammenbauen. Im Waldkircher Elztalmuseum sind die in der Stadt gebauten Musikautomaten das Herzstück der Sammlung.
Alle drei Jahre findet das „Klang- und Orgelfestival“ in Waldkirch statt und verzaubert mit mehr als 100 historischen Orchestrien, Dreh- und Jahrmarktsorgeln die Gäste auf den Straßen der Stadt. Nächster Termin: 27. bis 29. Juni 2025. Mehr Informationen zur Waldkircher Orgelstiftung.
Wildberg
Schäferlauf und Schäferhandwerk
Die Schäfereitradition reicht in Wildberg im nördlichen Schwarzwald bis ins 13. Jahrhundert zurück und wird noch heute in der Region gelebt. So gibt es nicht nur drei aktive Schäfer, die ihre blökenden Herden regelmäßig durch die Ortschaft treiben, sondern seit 1723 ist Wildberg auch Schäferlaufstadt - und seit 2018 ist der Schäferlauf Immaterielles Kulturerbe. Zur Festtradition gehören:
Wieden & Baiersbronn
Köhlerhandwerk
Die Verkohlung von Holz ist eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit, der Beruf des Köhlers ist rund 6000 Jahre alt. Generationen von Köhlern haben den Schwarzwald geprägt. Seit 2014 zählt das Köhlerhandwerk zum Immatriellen Kulturerbe der Menschheit.
Lukas Sprich aus Wieden tief im Süden der Ferienregion Schwarzwald belebt die Tradition des Köhlerhandwerks neu: Oberhalb des Besucherbergwerkes Finstergrund errichtet er meist rund um Pfingsten einen mächtigen Kohlenmeiler nach historischem Vorbild. Aus regionalem Buchenholz entsteht unter mühsamer Arbeit hochqualitative Holzkohle, die sich besonders zum Grillen eignet. Der Meiler brennt etwa 14 Tage und muss ständig bewacht werden. Lukas Sprich und sein Team geben vor Ort gerne Auskunft über das jahrhundertealte Handwerk, am Ende ist die Kohle auch zu kaufen .
Im nördlichen Schwarzwald kümmert sich Thomas Faißt um den Fortbestand dieser Tradition und initiiert unter anderem die Köhlerwochen in Baiersbronn. Seine Kohle ist auch in einigen Spitzenrestaurants sehr gefragt. Im Baiersbronner Ortsteil Huzenbach liefert ein rund sechs Kilometer langer Erlebnispfad viel Wissenswertes zur Geschichte des Holztransports und der Köhlerei.
Great Spa Towns of Europe
Baden-Baden
Baden-Baden ist seit 2021 UNESCO-Welterbe als Teil der insgesamt elf „Great Spa Towns of Europe“. Die Eintragung in die Welterbeliste ist die höchste internationale Anerkennung für globale Kultur- und Naturerbestätten.
Erlebbar wird das Welterbe in der Kur- und Bäderstadt etwa auf einem der fünf „Welterbespaziergänge“, bei einer Kutschfahrt entlang der Lichtentaler Allee oder bei einer Wellnessauszeit im Friedrichsbad.
Creative City of Media Arts
Karlsruhe
Karlsruhe am Nordrand der Ferienregion wurde 2019 als „City of Media Arts“ in das „Creative Cities Network“ der UNESCO aufgenommen, dessen Mitglieder sich in ihrer Stadtentwicklung der Kreativwirtschaft und Medienkunst verschreiben.
Exemplarisch dafür entsteht im Quartier „Alter Schlachthof“ über die Jahre ein neues, inspirierendes Umfeld für Kultur- und Kreativschaffende. Ein weiterer Tipp für Besucher ist das Zentrum für Kunst und Medien, das zu den wichtigsten Kulturinstitutionen weltweit gehört. Mehr Erlebnis-Tipps für Deutschlands erste UNESCO City of Media Arts gibt es hier.
UNESCO Biosphärenreservat
Biosphärengebiet Schwarzwald
Das Biosphärengebiet Schwarzwald wurde 2016 gegründet und ein Jahr später unter den Schutz der UNESCO gestellt. Das 632 Quadratkilometer große Schutzgebiet gewährleistet der Region im südlichen Schwarzwald den Erhalt seiner außergewöhnlich vielseitigen Natur und den der typischen Landschafts- und Bewirtschaftungsformen.
Kultur und Wirtschaft, Tradition und Brauchtum, Pflege und Schutz geben hier einander die Hand. Und das unterscheidet das Konzept der Biosphärengebiete von dem eines Nationalparks: Dort hat die freie Entfaltung der Natur Vorrang. Erlebbar wird das Konzept des Biosphärengebiets auf Themenwegen oder bei Führungen mit Biosphären-Guides.
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