Architektur / Stadtplanung
Werkgruppe Lahr
Bauherrschaft
Land Baden-Württemberg, vertr. durch Staatliches Hochbau- und Universitätsbauamt Konstanz
Fertigstellung
1991
Auszeichnungen
Architekturroute 2022 Bauwerk Schwarzwald e.V., Deutscher Holzbaupreis 1992, BDA Auszeichnung Guter Bauten (Hugo Häring Auszeichnung 1993)
Beschreibung
1988 wurde der über 200 Jahre alte Hof durch einen Brand komplett zerstört. Im idyllischen Steina-Tal bei Bonndorf gelegen wurde der Hof schon 1812 zu einem Gasthof ausgebaut und war ein beliebtes Ausflugsziel und Ferienquartier. Er ist ein markanter Baukörper und bildet die Mitte der wenigen Gebäude seiner Umgebung.
Entwurf
Auf einem massiven Sockelgeschoss befindet sich ein zweigeschossiger Skelettbau aus Brettschichtholz, dessen Obergeschoss von einem umlaufenden, breiten Balkon begleitet wird. Überdeckt wird der Bau von einem weit ausladenden, steilen Walmdach aus Blech. An der Südseite, dort wo das Dach im Inneren ausgebaut ist, ist der untere Teil des Walms vollflächig verglast. Das unmittelbar benachbarte, in seiner Grundfläche gleich große, aber ein Geschoss niedrigere Stallgebäude wurde in analoger Weise wieder aufgebaut.
Die beiden Neubauten greifen, meist in vereinfachter Form, Merkmale des Schwarzwaldhauses auf. Änderungen gegenüber der traditionellen Bauweise wurden dort vorgenommen wo die Verwendung neuer Materialien wirtschaftlich war und funktionelle Vorteile brachte.
Konstruktion
Außer massivem Kellergeschoss, Fahrstuhlschacht und Nottreppenhaus wurde das Gebäude ausschließlich mit Holz bzw. Holzwerkstoffen konstruiert. Das Walmdach mit allseitigen weiten Dachüberständen sorgt für Wetter- bzw. konstruktiven Holzschutz: kein chemischer Holzschutz, kein Farbanstrich auf der Fassade.
Die Obergeschosse bestehen aus einer einfachen, geschossweise abgebundenen sichtbaren Skelettkonstruktion aus Brettschicht-Pfosten und -Riegeln, Balken und Pfetten.
Außenwände sind Innen und Außen aus einer Fichte-Schalung plus Dämmung konstruiert, im Stallgebäude aus 14 cm starken Blockbohlen mit Doppelnut.
Einfache, unverkleidete Handwerksarbeit mit Detailklarheit und Minimierung der Holzquerschnitte sorgen für moderne Interpretation der traditionellen Formen des Schwarzwaldhauses.
Fazit
Der neue Gasthof soll den alten Schwarzwaldhof nicht kopienhaft ersetzen. Vielmehr ist hier gezeigt, dass mit zeitgemäßer Architektursprache landschaftsbezogen, landschaftsschonend und funktionsgerecht gebaut werden kann.
Das mehrfach ausgezeichnete Projekt kann als eines der ersten seiner Art überhaupt gesehen werden und markiert einen Meilenstein in der zeitgemäßen und anspruchsvollen Auseinandersetzung mit dem Schwarzwälder Bauen.