Lukas Staier
Lukas Staier tritt seit vielen Jahren unter dem Namen Cossu als Entertainer und Comedian in den sozialen Medien und im Fernsehen auf. Seine kurzen, witzigen Videos, in denen er Alltagssituationen auf badisch vorführt, sind mittlerweile auch über die Grenzen des Schwarzwaldes hinaus bekannt. Mit seinem Song "Schwarzwaldvibe" landete er unlängst einen Hit. Darin verleiht er seiner Heimatverbundenheit besonderen Ausdruck.
Heimatliebe
Schwarzwaldvibe
Was bedeutet der Begriff Heimat für dich?
Meine Heimat ist ganz klar der Ort, wo ich aufgewachsen bin: Haslach im Kinzigtal - auch wenn man mir das nicht ansieht. Ich glaube, gerade deshalb hab ich mir eine andere Identifikation gesucht - den Dialekt. Mein Dialekt gehört für mich ebenso zum Schwarzwald-Heimatgefühl wie von dunklen Wäldern umgeben zu sein und zu spüren, dass man hier zu Hause ist und hier meine Wurzeln sind. Ich erinnere mich gerne an früher, wenn wir oft sonntags mit ein paar Jungs auf einem Berg im Schwarzwald gesessen und dort einfach nur die Auszeit, die Stille und die Schönheit genossen haben. Das waren magische Momente. Ich denke, das kommt auch in meinem Clip zum Song "Schwarzwaldvibe" rüber.
Gab es schwierige Momente in deiner Kindheit und Jugend? Wenn ja, welche?
Aufgrund meiner Hautfarbe erlebte ich immer wieder schwierige Momente zum Thema Rassismus. Auf dem Fußballplatz wurde ich oft rassistisch beleidigt. Mit 13 Jahren wurde mir der Kiefer von einem 26-jährigen Neo-Nazi gebrochen. Auch meine Schullaufbahn war holprig. Ich war zuerst auf der Hauptschule, bin dann auf die Realschule gewechselt und habe danach erst mein Abitur gemacht.
Spielst du bewusst mit den Begriffen "Schwarz-sein" und "Schwarzwald"?
Ja, früher schon, das hab ich auch schon in Videos verarbeitet, was meistens auch gar nicht böse gemeint ist. Wahrscheinlich ist es auch erst mal eine Überraschung für die Leute, wenn sie hören, wie ich rede. Ich wurde früher auch schon auf Englisch angesprochen, aber auch da denke ich, dass es nicht böse gemeint war. Aber für mich ist es ein Gewinn, wenn ich in meinen Videos zeigen kann, dass ich anders aussehe und mich trotzdem heimisch fühle.
Du vertreibst über einen Online-Shop T-Shirts mit dem Aufdruck "Wem g'härsch du?" Worauf zielt die Frage ab?
Wenn man im Schwarzwald aufwächst, ist die Frage "Wem g'härsch du?" ziemlich normal. In der Regel zielt sie darauf ab, zu welcher Familie, zu welchem Ort ich gehöre, welcher Sippschaft ich angehöre. Ich glaub, das kommt noch von früher, als man noch nicht so vernetzt war. Man wollte einfach wissen, aus welcher Region jemand kommt. Aber es gibt auch keine richtige Antwort darauf, weil die Antwort nie zufriedenstellend ist. Wenn zum Beispiel jemand auf "Wem g'härsch du" antwortet mit: "dem Müller, Hubert", dann weiß ich immer noch nicht, wer mein Gegenüber ist.
Wem g'härsch du?
Cossu
Du hast mit dem Song "Schwarzwaldvibe" einen Hit gelandet. Was genau ist denn der Schwarzwaldvibe?
Ich finde, jeder hat seinen eigenen Schwarzwaldvibe, im Sinne von "Gefühl". Viele haben den Song auf ihren Social-Media-Kanälen gepostet und ihrem eigenen Gefühl damit Ausdruck verliehen. Für die einen ist es der Wald, für andere sind es Tiere oder natürlich auch die Familie, die das Heimatgefühl wecken. Ich glaub, jeder hat seinen eigenen Schwarzwaldvibe. Ich bin ein Täler - das heißt, ich bin im Tal aufgewachsen und guck auf den Wald. Für mich ist der Schwarzwaldvibe auch der Blick von Berg zu Berg, die Freiheit, die Stille.
Löst die A5 auch ein Heimatgefühl bei dir aus?
Du sprichst da vermutlich auf meinen Song an? Richtig, in meinem Song "Schwarzwaldvibe" singe ich in der Bridge vor dem Refrain: "Und wir fahr'n auf der A5 von Mannheim Richtung Schweiz ...". Wenn du nämlich von Mannheim Richtung Schweiz fährst und links abbiegst, fährst du automatisch in die Schwarzwaldhöhen. Die A5 ist quasi sinnbildlich gedacht für den Schwarzwald.
vom Lehrer zum ...
Entertainer
Du bist von Beruf Lehrer. Übst du diesen Beruf auch aus?
Ja, anfangs hab ich noch fünf Tage die Woche unterrichtet, mittlerweile ist es nur noch ein Tag die Woche. Ich investiere im Moment viel Zeit in andere Projekte.
Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?
Sehr oft. Mittlerweile ist das mein Hauptarbeitsgerät.
Für welche drei Dinge in Deinem Leben bist du am dankbarsten?
Für meine Familie, Freunde und Gesundheit.
Wo siehst du dich in zehn Jahren? Auf einem Schwarzwaldhof mit Familie und Kindern, Hund und Katz? Oder in einer schicken Maisonette-Wohnung in Freiburg?
In meinem Leben ist vieles anders gekommen, als ursprünglich geplant oder gedacht. Deshalb plane ich nicht mehr in eine so weit entfernte Zukunft. Allerdings würde ich einen Mix aus beidem bevorzugen: Familie mit Kindern, Hund und Katz, in einer schönen Wohnung in Haslach oder Freiburg.
Wenn du mit einer bestimmten Person zusammen einen Tag lang im Schwarzwald unterwegs sein könntest. Wer wäre das und was würdet ihr machen?
Das wäre mein Freund und Comedy-Kollege Chris Tall. Ich hab ihm schon so viel von meiner Heimat erzählt, aber leider haben wir es zeitlich noch nicht hinbekommen, länger hier zusammen zu sein. Ich würde ihm natürlich Haslach und das Kinzigtal zeigen. Ich würde mit ihm nach Freiburg und ins SC-Stadion gehen, in den Europa-Park und würde ihm die besten Wirtschaften des Landes zeigen!
Was wird dein nächstes Projekt?
Es liegen einige Dinge in der Pipeline, über die ich leider noch nichts sagen kann, auf die ich mich aber unfassbar freue. Ich bin im Moment auch viel im Musikstudio und plane einige Releases, vor allem eine Hymne für meine Lieblingstiere: Eichhörnchen.
Text: Iris Huber
Bilder: Dimitri Dell
Cossu im Podcast
Was zum Kuckuck...?
Hören Sie hier das Interview mit Cossu
inklusive einem Schwarzwaldquiz.
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