Die Staumauer im Tal der Linach, auf Vöhrenbacher Gemarkung gelegen, ist die erste und einzige Gewölbereihenstaumauer mit schrägliegender Wasserseite Deutschlands. In Europa findet sich nur noch eine weitere Staumauer dieses Bautyps im Osten Belgiens. Der nationale und europäische technikgeschichtliche Stellenwert der Linachtalsperre ist bedeutend.
1921 beschloss die Stadt Vöhrenbach unter Bürgermeister Krauth
den Bau der Talsperre, um so von den großen regionalen
Energieproduzenten, deren unzuverlässige Stromlieferungen die
Entwicklung der örtlichen Wirtschaft negativ beeinträchtigten,
unabhängig zu werden. 1922 begann der Bau, und europaweit wurden dafür
bis zu 500 Arbeiter angeworben. Um die Kosten, die durch Erlöse aus dem
Stadtwald finanziert werden sollten, zu senken, wählte man diese damals
sehr fortschrittliche Stahlbetonbauweise. Trotzdem kam das Projekt durch
die 1923 einsetzende Hyperinflation an den Rand des finanziellen
Abgrundes. Das Scheitern konnte nur durch städtisches Notgeld, den
Verkauf von Holzaktien und verstärkte Abholzung des Stadtwaldes mit Mühe
abgewendet werden. Es blieben der Stadtgemeinde schwere finanzielle,
lang wirkende Lasten. Jedenfalls ab 1925 war die Talsperre voll
funktionsfähig und arbeitete bis 1969. Damals beschloss man, die
renovierungsbedürftige Mauer aus Kostengründen dem geregelten Verfall zu
überlassen. Aber auch hier spielte der damalige Zeitgeist eine nicht
unbedeutende Rolle.
Zur Reaktivierung der mittlerweile als
baugeschichtlich einzigartig erkannten Talsperre für die Produktion
umweltfreundlichen Stromes und zur Wiederherstellung des Stausees als
Naherholungsgebiet, erstellte die Stadt unter Bürgermeister Strumberger
im Einvernehmen mit dem Gemeinderat ein umfassendes Sanierungskonzept,
das mit Unterstützung öffentlicher und privater Stellen von 2006 bis
2007 verwirklicht wurde. Die Gesamtkosten der Sanierung beliefen sich
letztendlich auf € 7,1 Mio., von denen ein nicht unerheblicher Anteil
von der Stadtgemeinde aufgebracht werden muss. Stadt und Förderverein
Linachtalsperre sind daher für Spenden immer dankbar.
Heute,
nach vollendeter Wiederherstellung der Staumauer und bei aufgestautem
See, kann die Mauerkrone des Bauwerks wieder begangen werden, ebenso wie
der vom Kraftwerksgebäude um den See führende Wasserkraftlehrpfad, wo
Informationstafeln Interessantes zu diesem seltenen technischen Bauwerk
erklären.
Führungen zur Linachtalsperre und durch das Kraftwerksgebäude vermittelt das
Hauptamt Vöhrenbach
Telefon: 07727-501-114
E-Mail: zapf@voehrenbach.de
Kosten:
€ 3,00 Erwachsene
€ 1,00 Kinder und Jugendliche (10 – 16 Jahre)
€ 20,00 Schulklassen (pauschal)
(ausgenommen Naturparkschule)