Architektur / Stadtplanung
Architektur³. RegioWerk GmbH, Gutach im Breisgau
Bauherrschaft
BHG Sonne vertreten durch Regiowerk GmbH, JHM-Wehrle Vermögensverwaltungs- GmbH & Co. KG
Fertigstellung
2021
Auszeichnungen
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2022
Beschreibung
Das 1838 erbaute Gasthaus war über Jahrzehnte eine Institution im Ort. Eine Weiterführung des klassischen gastronomischen Konzepts war nicht möglich. Deswegen musste umgedacht werden: Mitten in der Ortsmitte und in unmittelbarer Nähe zum S-Bahn-Haltepunkt sichert die Schaffung von Wohnraum eine sinnvolle Weiternutzung des Objektes.
Entwurf
Die Konzeption sah den Abriss der nicht denkmalgeschützten Anbauten vor. Der historische Bestandsbau wurde durch einen winkelförmigen Neubau mit Satteldach ergänzt und bildet mit diesem einen Hof. Der Neubau orientiert sich mit seiner Traufhöhe am Bestand. In der Gebäudehöhe bleibt der Altbau jedoch dominant.
Das ehemalige Gasthaus wurde zu einem Mehrfamilienwohnhaus umgestaltet. Die historische Gebäudestruktur wurde auch bei der Fassadengestaltung aufrechterhalten. Dabei wurde auf der Südseite eine moderne Balkonanlage angebaut, welche in Anlehnung an den Neubau, eine Außenverkleidung aus Holz erhält. Holzklappläden an den Balkonen interpretieren die klassischen Läden am Bestandsbau. Eine der sieben Mietwohnungen soll an eine Flüchtlingsfamilie vermietet werden, um die Integration dieser Menschen in die Dorfgemeinschaft zu unterstützen.
Da das gastronomische Angebot im Ort zurückgeht, wurde im Kellergewölbe des Bestandsgebäudes ein Bürgertreff untergebracht, der gleichzeitig auch Gemeinschaftsraum für die Bewohner ist. In diesem sollen auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Die Organisation und der Betrieb des Raumes sollen durch einen Verein sichergestellt werden.
Das Parken erfolgt oberirdisch, zum Teil in extensiv begrünten Carports. Der direkte Anschluss des Grundstückes zu Bus- und S-Bahnlinien sichert eine gute Anbindung an die anderen Orte im Elztal und das Oberzentrum Freiburg. Die Außenflächen werden gemeinschaftlich und zum Spielen genutzt.
Material / Konstruktion
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem Holzbau möchten die Planer aus Nachhaltigkeitsgründen Holz als Primärbaustoff vermehrt beim Geschosswohnbau einsetzen. Der Neubau wurde als Hybridgebäude ausgeführt. Dabei sind der Keller und das Treppenhaus mit Aufzugsschacht aus Stahlbeton, die Außenwände der Wohnungen und die weiteren Innentragwände als Holzrahmenbauwände ausgeführt. Sämtliche Decken sind aus sichtbaren Brettsperrholzelementen. Auch die Außenverkleidung wurde mit einer Holzschalung versehen. Die Wohnungen im 1. Obergeschoss sind barrierefrei nutzbar. Zur Schaffung eines vielfältigen Angebotes gibt es im Gebäude einen Wohnungsmix von Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen. Im Dachgeschoss befinden sich Maisonettewohnungen mit Galerien. Die Giebelwohnungen haben zurückliegende Loggien, welche die Holzlamellenelemente aus der Balkonverkleidung des Bestandsgebäudes übernehmen.
Eine gemeinschaftliche Heizanlage im Neubau auf Biomassebasis versorgt die insgesamt 17 Wohnungen mit Energie.
Unterm Strich
Ein gut sanierter Altbau, mit einer gelungenen Verbindung zwischen dem alten denkmalgeschützten Gasthof und dem neuen Wohngebäude. Die vorgestellten Balkonelemente am Bestandsgebäude nehmen aufgrund der Materialwahl und Ausführung Bezug zum neuen Nachbarn auf. Der Neubau mit seiner Holzfassade steht im Kontrast zum verputzten Baukörper des Bestandes und wirkt in seiner Kubatur homogen und zurückhaltend.