Architektur / Stadtplanung
Hardy Happle Architektur, Wolfach
Fertigstellung
2022
Bauherrschaft
Peter Eich
Auszeichnungen
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2022
Aufgabe
Das 1748 errichtete Ganterhäusle, ein Schwarzwaldhaus
vom Elztäler Typ, wurde dank eines Bauherren, der das Haus retten
wollte ohne es zu zerstören, in den letzten Jahren einfühlsam und in
enger Abstimmung mit der Denkmalpflege saniert. Der Kleinbauernhof liegt
abgeschieden, mit Blick über das Elztal- – ein typischer
Schwarzwaldhof, wie er für die Kulturlandschaft prägend ist. Drei Punkte
galt es hierbei zu berücksichtigen: Das Haus musste den höchsten
Anforderungen an modernes Wohnen genügen, es sollte sich weitestgehend
autark versorgen können und es sollte die historische Substanz
weitestgehend bewahrt, geschützt und präsentiert werden.
Entwurf
Die
Umnutzung des teilweise noch landwirtschaftlich genutzten Hofes zu
einem reinen Wohngebäude erforderte nur wenige Eingriffe in die Statik.
Der ehemalige Stall wurde zu einem Seminarraum, im Dach wurde eine
zweite Wohneinheit eingebaut. Das Gebäude erfüllt höchste energetische
Standards, die Dämmebene wurde hinter einem neuen Schindelmantel um das
Gebäude gezogen. Gearbeitet wurde mit lokalen und nachhaltigen
Materialen, wo möglich mit Hölzern aus dem Schwarzwald, über Holzwolle
oder recyceltem Papier in Form von Dämmmaterial. Neue
Konstruktionselemente sind inspiriert von den historischen Vorbildern im
Schwarzwald, lokale Handwerker setzten diese Ideen in hervorragender
Qualität um.
Material / Konstruktion / Energetisches Konzept
Außen
präsentiert sich das Gebäude mit Schindeldach und Schindelfassade in
seiner historischen Form. Einzelne Brüche wie eine moderne
Eckverkleidung mit Lamellen zeigen größere Eingriffe an, spiegeln aber
in ihrer Anordnung auch einzelne historische Etappen wider. So zeigt die
Gebäudeecke mit Lamellen einerseits den früheren Verlauf eines Balkons
an, andererseits präsentiert sich in den verschiedenen Abständen der
Lamellen untereinander der ehemalige historische Fenstererker, während
die Befensterung der 20-er Jahre als "Loch" ablesbar bleibt.
Eine
neue Garage präsentiert sich mit modern geformtem klarem Volumen in der
gleichen Materialitätund einem Schindelmantel. Sie nimmt eine
Solaranlage und eine Feuerung mit Pellets auf, im Haus ergänzt durch
zwei Holzöfen, was den Hof von fossilien Energieträgern unabhängig
macht. Neben dem Gebäude liegt ein großer Teich, eine Anforderung des
Brandschutzes, welcher aber dem Außenraum nun zusätzliche Qualität
verleiht. Eigens für dieses Projekte entworfene Lampen, eine
Stampflehmwand mit einer skulpturalen Eichentreppe und Möbel aus
heimischer Weißtanne setzen neben den denkmalgeschützten historischen
dunklen Dielenwänden und Balken moderne Akzente.
Das Gebäude
wird heute vom Bauherren für Seminare rege genutzt; auch dadurch wird
die Idee, dass Denkmalschutz nicht nur mühsames Regelwerk ist, sondern
auch einen Mehrwert darstellt, weitergetragen – ein sichtbarer Beweis
dafür, dassDenkmalschutz eine erstrebenswerte Auszeichnung ist.
Unterm Strich
Das
Ganterhäusle zeichnet sich durch eine besonders gelungene Kombination
von historischer Substanz und moderner Architektur aus – unter Bewahrung
seines kulturlandschaftlich bedeutenden Ausdrucksund mithilfe der
kulturtechnisch so wichtigen lokalen Handwerkskunst und Materialien. Das
Haus ist beispielhaft für dievielfach noch vorhandenen kleineren
Schwarzwaldhöfe oder Forsthäuschen in der Region. Es kann für
interessierte Besucher ein Vorbild und Ansporn sein, solch
schützenswerte Gebäude zu respektieren und zu bewahren.