Evangelisches Gemeindehaus
Neubau eines evangelischen Gemeindehauses in Holzbauweise
Parken
keine Infos vorhanden
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Beschreibung
Architektur / Stadtplanung
Kuhn und Lehmann Architekten, Freiburg
Bauherrschaft
Ev. Pfarramt; Ute Aderhold
Fertigstellung
2017
Auszeichnungen
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2022, Hugo Häring Auszeichnung 2020, DAM Preis 2020 -Longlist, Holzbaupreis Baden-Württemberg -Sonderpreis Südschwarzwald 2018, Grüner Gockel
Entwurf / Konzept
Das neue Gemeindehaus steht zentral und nach allen Seiten offen im Gemeindegarten. Das Zentrum des Hauses ist der Gemeindesaal, der in alle Himmelsrichtungen eine direkte Beziehung mit dem großzügigen Außenraum eingeht. Überdachte Vorbereiche bilden jeweils den Übergang von Innen nach Außen. Zur Hansjakobstraße wird der Eingang mit einem großen Vorplatz markiert und nach Osten erhält der große Saal eine Loggia in den rückwärtigen Garten. Dem Kinderhaus gegenüber entsteht ein geschützter Freibereich, der auch mit dem kleineren Saal zusammen bespielt werden kann.
Die Saalfläche wird nur an den Ecken durch vier geschlossene Baukörper begrenzt, die alle untergeordneten Funktionen aufnehmen. Es entsteht ein zentraler, von oben belichteter Raum, der durch vier nach außen orientierte Flügel behutsam gegliedert wird. Die geteilten Säle sind jeweils einem Flügel zugeordnet. Das Foyer besetzt den westlichen Flügel zur Hansjakobstraße und kann wie ein vierter Saal genutzt werden. Der kleinste südliche Flügel beherbergt den Sakralraum, der auch direkt vom Foyer zugänglich ist und im geöffneten Zustand ähnlich einer Seitenkapelle ablesbar bleibt.
Multifunktionaler Kirchenraum:
Für die verschiedenen Nutzungsszenarien mit den jeweiligen Raumformaten lässt sich der gesamte Raum mit zwei mobilen Wänden in verschiedenen Kombinationen öffnen oder begrenzen. Nicht benötigte Wandteile verschwinden über Wandtaschen in den Nebenräumen. Dort können auch Tische und Stühle verstaut und in den Einbauschränken das Material der verschiedenen Gemeindegruppen untergebracht werden. Die Türen der Nebenräume und die Wandtaschen der Trennwände sind unmerklich in der für den Innenraum prägenden Holzschalung integriert. Die Anmut des feierlichen Raumes kann dadurch im Großen wie im Kleinen stets erhalten bleiben. Die durch das gemeinsame Dach vermittelte Geborgenheit wird im Innenraum durch die Vierung der Firstbinder mit neun Lichtfeldern überhöht. Das Himmelslicht wird von einem Filterwerk aus filigranen Holzleisten in heimischer Weißtanne gerahmt. Das helle Holz steht im Kontrast zur grauen Holzschalung und verleiht dem Gemeindezentrum in der Reflexion des einfallenden Lichts eine warme und feierliche Atmosphäre. Die gedämpfte Lichtwirkung der hölzernen Filterwand vor der Öffnung im Südgiebel betont den sakralen Andachtsbereich.
Materialität
Als Ganzes gewährt der Saal vielfältige Nutzungsmöglichkeiten mit allseitig natürlicher Belichtung und Belüftung. Das markant gefaltete metallische Dach wird von den vier Eckkörpern getragen, die mit einer grauen Holzschalung verkleidet sind. Metallverblendete Holzprofile rahmen die großen Fensteröffnungen. In Saal und Foyer liegt ein warmer Holzdielenboden aus Weißtanne. Es entsteht ein ruhiger homogener Baukörper, der durch die eigenständige Materialität das Zentrum der Gemeinde in dem heterogenen Wohnviertel signalisiert.
Energieeffizienz / Nachhaltigkeit
Der Entwurf für das neue Gemeindehaus gründet auf der integrierenden Strategie einer umfassenden sanften Nachhaltigkeit, die auf eine Übertechnisierung verzichtet. Im Vordergrund stehen eine hohe Raumqualität durch die enge Einbeziehung des umgebenden Gartens und die langfristig flexible Nutzung bei sparsamem Flächen- und Ressourcenverbrauch. Erschließungsflächen gibt es keine. Verschiedene sich überlagernde Nutzungen sind möglich, sodass das Haus sehr flexibel bespielt werden kann.
Die untergeordneten Funktionen in den Eckkörpern werden mit niedrigerem Temperaturniveau betrieben, sodass die Wärmeversorgung auf den zentralen Kernbereich des Saales konzentriert werden kann.
Eine Grundwasser-Wärmepumpe versorgt die Fußbodenheizung und bietet darüber hinaus die komfortable Möglichkeit, die Säle im Sommer bei Bedarf kühlen zu können. Zu öffnende Oberlichter in den vier Außenfassaden übernehmen die Funktion der natürlichen Belüftung, insbesondere auch der natürlichen Nachtauskühlung. Eine einfache Lüftungsanlage belüftet zusätzlich die Säle. Die Abluft strömt über die Nebenräume und erwärmt über eine Wärmerückgewinnung die Zuluft.
Unterm Strich
Der überwiegende Einsatz des nachwachsenden Baustoffs Holz, innen wie außen, verbindet das Haus in angemessener und eleganter Zurückhaltung mit dem parkähnlichen Charakter des Ortes und verleiht dem Gemeindehaus, insbesondere dem Gemeindesaal eine weltoffene Geborgenheit.
Multifunktionale Kirchenräume bergen per se den Zwiespalt, mit ihren rein funktionalen Anforderungen den Bedürfnissen der Spiritualität zu widersprechen – hier findet sich eine angemessen sakrale Antwort.
Kontakt
Adresse
Evangelisches Gemeindehaus
Hansjakobstraße 9
79336 Herbolzheim