Häufige Suchbegriffe
schließenEmpfangshalle Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
Ein 100 m langes Empfangsgebäude eines Freilichtmuseums in Holzbauweise mit begrüntem Dach
Beschreibung
Architektur / Stadtplanung
Werkgruppe Lahr
Bauherrschaft
Landratsamt Ortenaukreis, vertr. durch Schwarzwälder Freilichtmuseum, Frau Langer
Fertigstellung
2006
Auszeichnungen
Architekturroute 2022 Bauwerk Schwarzwald e.V., Auszeichnung "Neues Bauen im Schwarzwald 2010"
Entwurf
Im Gutachtal entlang des Flusses erstrecken sich neben Straßen und Bahngleisen flach ansteigende Wiesen und Felder bis zu den steileren Hängen. Auf der anderen Seite westlich von Fluss und Bahn auf schrägen Wiesen befinden sich auf schrägem Wiesengelände die 300-500 Jahre alten Höfe des „Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof“ – eine kostbare Versammlung schönster Bauernhäuser, die die alemannische Holzbau-Tradition repräsentieren. Das schmale, sich längs entwickelnde Areal benötigt Fassung, Schutz gegen Bahn und Straße sowie die Artikulierung einer zentralen Eingangszone.
Der Entwurf des neuen Empfangs- und Ausstellungsgebäudes zielt auf einen schmalen, sich längs entwickelnden Baukörper, der die sensible Bilderwelt und „Aura“ der Höfe gegen die Außenwelt abzuschirmen vermag.
Das 100 m lange Gebäude fügt sich längs der Bahn flach, – 3,5 – 6 m hoch, 12 m schmal – in die Topografie ein. Von oben ist es als „angehobene Wiesenplatte“ einer begrasten sich sanft aufwölbenden Dachfläche sichtbar. Die Abknickung des Baukörpers artikuliert den Vorplatz, wo das 12 m breite Portal zum Foyer und die 20 m hohe „Weisstannen-Stele“ als vertikales Zeichen fungieren.
Material / Konstruktion
Die Grundfigur der Fassade folgt dem konstruktiven Holzschutzprinzip: Wetterschutz durch Kupfer- bzw. Glasvordächer auf zurückgesetzten schmalen Stützen (6 / 20 cm) in Reihung bzw. wechselnd dichter Rasterung. Dahinter befindet sich die eigentliche Außenhaut des Gebäudes, ein Holzskelett mit beidseitiger waagerechter Weisstannenschalung zwischen Leimholz-Ständern.
Die mehrschichtige Fassade reagiert zum jeweiligen Thema der innenräumlichen Nutzungsabfolge: Es variieren Dichte und Rhythmus der filigranen Vordachstützen wie die Struktur der Fensteröffnungen: mit großen Glasweiten bei Foyer, Sonderausstellung, Aktionsraum oder schmalen Schlitzen bei Bibliothek oder Nebenräumen; entsprechende Öffnungen bei Gastronomie und Verwaltungsräumen.
Nachhaltigkeit / Energetisches Konzept
Die Sprache der Holz-Konstruktion bestimmt die Gestalt des Gebäudes. Das Holz der „Weisstanne“ – über 600 Festmeter wurden hier verarbeitet – zeigt in der Vielfalt der Einsatzformen die Qualität und Schönheit dieses traditionsreichen wie modernen Schwarzwälder Baustoffs auf: Vom nackten Baumkörper der 20 m hohen „Stele“ über verschiedene konstruktive Elemente als massives Vollholz oder spezifisch gefertigtes „Tannen-Leimholz“; vom astigen Gebälk bis zu schlichtgemaserten, astfreien Schalungsbohlen der Dach- und Wandhäute; vom Fensterelement bis zu den massiven Schreinerbauteilen und lebendigen Furnierbildern der Türen, Tische und Vitrinen.
Das in Grundriss und Aufriss in mehrfacher Hinsicht schräge, windschiefe Kräftespiel zeigt Holzbau in hoher Präzision: Die Exaktheit komplizierter Schräg-, Schifter- und „Hexenschnitte“ der Hölzer erfordert anspruchsvolle Zimmererkunst.
Die Farbigkeit der neuen Hölzer geht auf die sonnenbeschienenen Bohlen der alten Höfe zurück: aufleuchtende Wärme im sommerlichen Abendlicht.
Unterm Strich
Das neue Gebäude sucht gegenüber den baugeschichtlichen „Kostbarkeiten“ des Museums einerseits eine eigene Sprache zeitgemäßer Holzarchitektur und weist andererseits verbindende Entsprechungen zur vielfältigen Struktur der alten Baukunst auf. Ein raffiniertes Stilmittel, das ermöglicht, dietimmungen der Behaglichkeitund Geborgenheit von alten Häusern im Neuen ohne historisierende Gesten, schwer erträgliche Repliken, Imitate und Kulisse.
Kontakt
Adresse
Empfangs- und Austellungsgebäude Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
77793 Gutach (Schwarzwaldbahn)