In früherer Zeit waren die Menschen sehr gläubig. Das harte und entbehrungsreiche Leben wurde durch die Aussicht auf Himmel und Erlösung erträglicher. Viel kirchliches Brauchtum entwickelte sich im Schwarzwald, besonders unterstützt von den Klöstern, den kulturellen Zentren der damaligen Zeit.
Besonders zu heiligen Stätten entstanden Wallfahrten, um für ein eigenes Wunder zu beten oder um eine begangene Tat abzubüßen. Wer nach Rom, Santiago de Compostela oder Jerusalem pilgerte, dem wurden die Sünden und schlechten Taten verziehen. Das einfache Volk hatte nicht die Möglichkeiten, eben mal schnell zu Fuß nach Jerusalem zu pilgern. Die Wege waren sehr gefährlich und eine Pilgerfahrt eine teure und langwierige Angelegenheit. So entstanden an verschiedenen Orten in der Region, an denen unglaubliche Sachen passiert sind, Wallfahrtsorte. Große Wallfahrtsorte, zu denen die Menschen hier im Südschwarzwald pilgern, waren und sind die Wahlfahrtkirche in Todtmoos, der Lindenberg bei St. Peter und das Kloster Einsiedeln in der Schweiz.
Auch Höchenschwand war bis Ende des 18. Jahrhunderts ein solcher Wallfahrtsort. Die erste urkundliche Erwähnung Höchenschwands ist die Weihe der Pfarrkirche 1158. Von Beginn an ist die Geschichte Höchenschwands eng mit dem Kloster St. Blasien verbunden. Der Ort Höchenschwand gehörte, anders als die Teilorte, immer zum Immunitätsbezirk des Kloster St. Blasien. Wie an einer anderen Station erwähnt, ist der Mönch Hacho der Gründer Höchenschwands.
Im frühen 14. Jahrhundert muss sich hier in Höchenschwand ein solches Wunder, wie in der Sage beschrieben, tatsächlich ereignet haben. Die wundersame Marienstatue in der Pfarrkirche wurde jedoch im Dreißigjährigen Krieg von den einfallenden Schweden zerstört. Als Ersatz erhielt die Pfarrei 1680 vom Kloster St. Blasien von Georg Petel, einem berühmten Barockschnitzer aus Augsburg, eine Pieta (Marienbildnis), die bis heute in Höchenschwand erhalten ist.
1658 wurde Höchenschwand eigenständige Pfarrei und die Pfarrkirche wurde deutlich erweitert. Der markante Kirchturm stammt aus dieser Zeit und ist bis heute nahezu unverändert erhalten.
Die Feste „Sieben Schmerzen Mariens“ und „Michaeli“ waren die Wallfahrtstage, an denen jedes Jahr hunderte Pilger nach Höchenschwand reisten. Die Festlichkeiten dauerten jeweils eine Woche. Neben kirchlichen Veranstaltungen wurden ein Jahrmarkt und entsprechende Infrastruktur initiiert. So entstand durch die Wallfahrt auch das erste Wirtshaus, „zum Ochsen“. Die „Tavernwirtschaft“ ist 1440 erstmals erwähnt und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem stattlichen Gasthaus mit eigener Brauerei und wurde zum gesellschaftlichen Mittelpunkt auf dem Berg. Im 19. Jahrhundert entstand dann daraus das heutige Kurhaus und wurde zur Wiege des örtlichen Tourismus.
Mit der Säkularisation 1806 endete die Wallfahrt nach Höchenschwand. Die Wallfahrt wurde von der evangelisch geprägten Regierung in Karlsruhe verboten und konnte nach Aufhebung des Verbotes Mitte des 19. Jahrhunderts nicht im alten Stil wiederbelebt werden. Bis heute ist jeder Gottesdienst am Freitagabend der Schmerzensmutter von Höchenschwand gewidmet und viele beten heute, wie vor Jahrhunderten schon, hier um Kraft und Hilfe der Gottesmutter.