Häufige Suchbegriffe
schließenBärenbad und Farrenstall in Grunern
Umnutzung eines historischen, unter Denkmalschutz stehenden Landgasthofes in ein Wohnprojekt mit mehreren Parteien (Bärenbad).
Umnutzung einer denkmalgeschützten Remise zu zwei Wohneinheiten (Farrenstall)
Beschreibung
Architektur / Stadtplanung
Sutter + Kury Architekten Part GmbB, Freiburg
Fertigstellung
2017 + 2018
Bauherrschaft
Gaby + Rolf Sutter
Auszeichnungen
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2022, Effizienzpreis Bauen & Modernisieren, Kategorie Modernisierung im Denkmalschutz Preisträger in Gold
Geschichte Bärenbad
Um 1740 wurde die bis in die heutige Zeit ortsbildprägende, barocke Zwei-Flügelanlage mit Mansardendach erbaut. Der Gewölbekeller und das angrenzende Sockelmauerwerk eines Vorgängerbaus wurden dabei erhalten. Die Fassung der radiumhaltigen 'Agathenquelle' im Kellergeschoss diente dem Betrieb von 36 Bad- und Gaststuben mit Speisebetrieb und Kapelle.
Der in der Mitte des 19. Jh. errichtete Remisenbau (später: Farrenstall) gegenüber der historischen Eingangstreppe des Bärenbads bildet einen räumlichen Abschluss des Innenhofes, der zum Straßenraum durch den Dorfbrunnen, datiert auf 1889, und einem mächtigen Kastanienbaum optisch begrenzt wird.
Das Ensemble steht unter Denkmalschutz gemäß der Liste der Kulturdenkmale von Oktober 1992. Aufgrund wechselnder Besitzverhältnisse entwickelte sich das Gebäude in der Nachkriegszeit zu einem renommierten Landgasthaus. Zugleich unterblieben jedoch dringend notwendige Instandsetzungsmaßnahmen. Diese waren für einen Hotelbetrieb nach heutigen Erfordernissen wirtschaftlich nicht mehr leistbar. Nach jahrelangem Leerstand erfolgte deshalb die Veräußerung an die "Bauherrengemeinschaft Bärenbad" und damit verbunden die denkmalgerechte Umnutzung und Restaurierung des Gesamtensembles.
Entwurf Bärenbad
Grundidee ist das gemeinsame Wohnen von Menschen am Ende ihres aktiven Berufslebens. Das Prinzip einer Hausgemeinschaft mit separat zugänglichen Wohnungen und Gemeinschaftsflächen konnte durch einen neu gestalteten Gebäudezuschnitt umgesetzt werden. Im ehemaligen Hotelbereich entstanden drei reihenhausartige Einheiten mit separaten Hauseingängen und interner Erschließung. Die Gaststube einschließlich der Küche wurden weitgehend original belassen. Im darüber liegenden Mansardgeschoß sowie im Dachgeschoß entstanden zwei Ferienwohnungen. Das Treppenhaus zur Erschließung der Gaststube und der Ferienwohnungen wurde neu angelegt. Hier ist ein Aufzugschacht für den späteren Einbau vorbereitet. Eine Ferienwohnung kann als Wohnraum für eine Pflegekraft umgenutzt werden. Jede Wohneinheit hat Gartenflächen im Sondereigentum; der Innenhof ist Gemeinschaftsfläche.
Restaurierungsarbeiten, Materialien und Techniken
Planung und Durchführung der Restaurierung des 275 Jahre alten Gebäudes folgten dem Grundsatz, so viel originale Bausubstanz wie irgend möglich zu erhalten. Die seit etwa 1900 erfolgten zahlreichen Umbauten im Inneren wurden größtenteils rückgebaut. Eine Herausforderung war die Sanierung der Holzkonstruktion des Daches. Besonders dasMansardgeschoß mit seinen 33 Gauben war stark geschädigt. Sparren, Pfetten, Schwellen, Streben wurden Stück für Stück freigelegt, untersucht, wenn möglich erhalten und statisch ertüchtigt bzw. bei fortgeschrittenem Verfall durch gleiche Konstruktionsteile ersetzt.
Der Einbau einer statisch wirksamen Aussteifung und der für die geänderte Nutzung notwendigen Wärmedämmung erfolgte unter der Maßgabe, die Proportionen des Daches beizubehalten. Die Gesimse unter und über dem Mansardgeschoß wurden instandgesetzt, neue Teile erhielten die ursprüngliche Profilierung. Der über dem früheren Tanzsaal vorhandene, stark geschädigte und nicht mehr tragfähige Überzug aus Holz wurde durch seitliche Beihölzer und eine Stahlkonstruktion entlastet.
Eine große Anzahl an Fenstern war zu erneuern, es wurden Holzfenster mit Sprossen und einer an die ursprünglichen Fenster angenäherten Profilierung gewählt. Historische Eingangstüren wurden aufgearbeitet und technisch ertüchtigt. Die Dachdeckung wurde in Biberschwanz-Tonziegeln, naturrot mit rautenförmigem Zuschnitt, erneuert. Die Eingriffe bei den Fassaden beschränkten sich auf den Einbau einer neuen Eingangstür für Wohneinheit I und das Entfernen zweier Brüstungsfelder, um den Einbau von Terrassentüren zu ermöglichen. Als neue Gestaltungselemente wurden eine Eingangstreppe mit Überdachung nach dem Vorbild des bereits vorhandenen Hoteleingangs und auf der Gartenseite Balkone in Stahlkonstruktion angefügt.
Das mit dem Denkmalamt abgestimmte Farbkonzept hebt das Gebäude mit seinen hellen leichten Farben aus dem alten Baumbestand heraus. Im Inneren konnte der Zuschnitt der meisten Räume aufgrund der bisherigen Nutzung als Gasthaus und Hotel beibehalten werden. Die Aufteilung in Wohneinheiten erforderte neue Wohnungs-Trennwände, Deckendurchbrüche und Treppeneinbauten. Die vorhandenen Fachwerkwände mit Bruchsteinausfachung wurden weitestgehend erhalten. Vorhandene Eichen-Parkettböden wurden erhalten und ergänzt, geschliffen und geölt. Die neu eingebauten Treppen und der Bodenbelag im Treppenhaus sind in Eiche geölt ausgeführt. Teilweise konnten vorhandene Dielenböden aus Tanne wieder sichtbar gemacht werden.
Geschichte Farrenstall
Das eigenständige, zweigeschossige Ökonomiegebäude wurde 1840 errichtet. Es diente der Versorgung des sich hofseitig nach NordWesten anschließenden Heilbades. Der Gebäudekomplex ist trotz wechselvoller Nutzungsgeschichte bis in die heutige Zeit in seiner ortsbildprägenden Bausubstanz erhalten. 1907 wurde nach einem Dachstuhlbrand das gesamte Tragwerk der Remise erneuert. Die neuzeitliche, freitragende Holzzangen-Konstruktion erlaubte eine stützenfreie Nutzung des Heulagers. Über den Stallungen wurde eine mit Ziegelelementen ausgefachte Stahlträgerdecke eingebaut. Entgegen der damaligen Planung wurden die massiven Bruchsteinwände weitgehend erhalten. Das Ökonomiegebäude wurde weiterhin als Lager, Vieh- und Gaststall mit Waschküche sowie Holzlager genutzt (bis heute ist deshalb ein Kamin in der Remise vorhanden). Erst nach dem 2. Weltkrieg vollzog sich die Umnutzung zum gemeindeeigenen Farrenstall.
Entwurf Farrenstall
Der Einbau eines mechanischen Heugabelzuges erforderte die Entfernung der Firststützenüber der Binder-Zangenkonstruktion. Diese sind heute rekonstruiert. Die historische Bausubstanz des Remisengebäudes wurde im Jahr 2018 bei der denkmalgerechten Umnutzung zu zwei zeitgemäßen Wohneinheiten nahezu vollständig erhalten. Dies wurde möglich durch die vertikale Aufteilung und die Obergeschosserschließung über die höhere Scheuneneinfahrt.
Material / Energetisches Konzept Farrenstall
Das Raumerlebnis des Heulagers mit den mächtigen Holzbindern ist durch die Verwendung von transparentem Stahl-Glas-Konstruktionen mit offenen Galerien vollständig erhalten. Auch bei den Wandkonstruktionen bleibt das bestehende Tragwerk durch eingesetzte Holz- oder Gipsfaser-Paneele sichtbar. Es wurden werthaltige Materialien verwendet und auf eine handwerksgerechte Ausführung geachtet. Das energetische Konzept mit Wärmepumpe, Photovoltaik und Batteriespeicher ermöglicht einen ressourcensparenden Gebäudebetrieb.
Unterm Strich
Der Farrenstall erhielt eine GoldAuszeichnung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Der Erhalt und die denkmalgerechte Sanierung des Ensembles sind bespielhaft für den Ort und die Umgebung und zeigen, wie ein baukulturelles Erbe zeitgemäß genutzt werden kann.
Kontakt
Adresse
Bärenbad in Grunern
Dorfstraße 52
79219 Staufen im Breisgau
Verwaltungsadresse
Farrenstall in Grunern
Storchenstraße 1
79219 Staufen
{{=it.label.text}}
{{=it.label.author}}