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Mit Farbe zu arbeiten macht mir richtig Spaß - das bedeutet ein Stück Freiheit für mich. 

Selina Kreyer

Werdegang

Der Weg zur Kuckucksuhr

Du bist in einer Kuckucksuhren-Manufaktur aufgewachsen. Hast Du als Kind schon mit Kuckucksuhren gespielt?

Klar, ich war natürlich schon sehr früh in der Werkstatt mit dabei. Meine Eltern Conny und Ingolf haben ja dort immer gearbeitet. Zuerst haben wir in Triberg gewohnt, da war mein Opa auch noch mit dabei. Es war immer spannend, den Uhrmachern über die Schulter zu schauen. Als ich dann älter wurde, hab ich immer mehr dazugelernt und meine Eltern haben mich dann richtig mithelfen lassen beim Design. Schon bald haben meine Eltern mich darin unterstützt, meine eigenen Ideen umzusetzen. Ich entschied mich dann für ein Studium in Freiburg mit der Fachrichtung "Integriertes Design" mit den Schwerpunkten Grafikdesign, Bewegtbild und Illustrationen. Wenig später gründete ich dann mein Label Selina Haas Design.

 

Wie waren die Reaktionen auf Dein modernes Kuckucksuhren-Design?

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Meine Freunde fanden das von Anfang an eigentlich cool und waren offen dafür. Kritik kam anfangs eher an den Messe-Ständen zu uns, vor allem von Menschen, die sehr in der Tradition verhaftet sind. Das ging schon meinen Eltern so, als sie zusätzlich zu den traditionellen Kuckucksuhren neue Wege im Uhrendesign gegangen sind. Nach meiner Zeit auf dem Technik und Management Gymnasium in Furtwangen, als ich dann zum Studium in Freiburg war, ist das Interesse an meinen modernen Kuckucksuhren gewachsen. Vielleicht auch, weil meine Kommilitonen in mir immer das Schwarzwaldmädel gesehen haben, das mit dem Bollenhut rumläuft.  Aber ich sage mir halt, ich stehe zu meiner Heimat.
 

Was war bisher Dein schrillstes Design?

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Ich lasse total gern Farbe über eine Fläche fließen. Dafür verwende ich gern kräftige Farben wie Pink oder leuchtende Neonfarben. Daher könnte man manche meiner Uhren schon als schrill bezeichnen, denke ich. Ich hab auch schon eine Kuckucksuhr mit Jeansstoff kreiert und einmal habe ich eine echte Gitarre zur Kuckucksuhr umgebaut. Auf die Gitarren-Kuckucksuhr habe ich zusätzlich ganz viele bunte Blumen aufgeklebt. Weniger schrill, aber doch auch auffällig sind meine großen Wandbild-Kuckucksuhren. Das Schöne an diesen Uhren ist, dass sie auf den ersten Blick gar nicht als Kuckucksuhr erkennbar sind. Erst bei genauem Hinsehen und Hinhören merkt man, dass ein Uhrwerk dahinter versteckt ist.

Kuckucksuhr bunt
Kuckucksuhr bunt – © Rombach & Haas

Work-Life-Balance

Alltag als Künstlerin

Seit 2021 hast Du, zusammen mit Deinem Mann Andreas Kreyer, die Kuckucksuhrenmanufaktur in fünfter Generation von deinen Eltern Conny und Ingolf Haas übernommen. Ihr seid inzwischen Eltern eines dreijährigen Kindes. Wie bekommst Du Beruf und Familie unter einen Hut?

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Gute Frage, das weiß ich manchmal selbst nicht. Ich mache halt alles, so gut es geht, aber muss meine Arbeit oft auch abbrechen, um nach meinem Sohn Carl zu sehen. Zum Glück habe ich meine Eltern, die den Kleinen oft nehmen. Carl spielt selbst ganz gern mit Farbe rum und macht auch häufig einfach mit. Das macht mich auch besonders stolz, wenn ich merke, dass die ganze Familie kreativ ist. Ich habe oft das Gefühl, er wird in einem Jahr schon alles können, was ich so herumkleckse mit Farbe. Oft denke ich: Was Carl macht, hat schon jetzt großes Potential, um es auf eine Uhr zu bringen.

 

Seit 2021 leiten Selina und Andreas Kreyer die Kuckucksuhren-Manufaktur Rombach & Haas.
Seit 2021 leiten Selina und Andreas Kreyer die Kuckucksuhren-Manufaktur Rombach & Haas. – © Rombach & Haas

 

Wie kommen die modernen Kuckucksuhren aus der Uhrenmanufaktur "Rombach und Haas" an? 

Wir haben mit unseren Kuckucksuhren keine fest definierte Zielgruppe: Die werden von 20-Jährigen genauso wie von 70-Jährigen gekauft. Wir beliefern sowohl den ausländischen Markt als auch den einheimischen Markt. Gerade wenn unsere Wandbilder nach Italien oder Amerika gehen, freut es uns, weil es auch ein Stück Schwarzwald in die Welt transportiert. Gerade in Amerika werden deutsche Produkte immer noch stark mit Qualität verbunden, daher haben wir dort immer wieder Käufer.

Andreas und ich haben uns auch sehr darüber gefreut, dass wir mit unserer modernen "Bilder-Uhr" die Wahl zur "Schwarzwalduhr des Jahres 2021" gewonnen haben. Das war eine Online-Wahl und wir haben die meisten Stimmen bekommen!

Ich habe das Gefühl, dass die modernen Kuckucksuhren gut zur heutigen Baukultur passen und damit auch in viele Wohnzimmer. Viele sagen, dass sie auch gern eine Kuckucksuhr haben möchten, weil das irgendwie zur Schwarzwälder Kultur gehört. Die soll aber gut ins Zuhause passen. Dann merken wir, dass es auch ein Heimatgefühl ist, das wir verkaufen und nicht nur ein Produkt. Egal ob Urlauber oder Einheimische: Wenn der Kuckuck ruft, dann vermittelt es ein heimeliges Gefühl. Gerade bei Kindern ist es sichtbar, wie die Augen strahlen, wenn der Kuckuck rauskommt.

 

Wirkungsstätte und Impulsgeber

Schwarzwald-Heimat

Was bedeutet der Begriff Heimat für Dich?

Heimat ist für mich ein emotionaler Begriff. Ich denke da sofort an meine Familie und meine Kindheit in der Uhren-Manufaktur. Diese war wie ein zweites Zuhause für mich. Da sehe ich meinen Opa vor mir, der zusammen mit meinem Vater in der Werkstatt Kuckucksuhren zusammengebaut hat und mir viel erklärt hat. Ich durfte auch oft an meinen eigenen Projekten werkeln und habe immer Unterstützung dabei bekommen. Ich habe bis heute den Geruch von Holz in der Nase, wenn ich daran denke. Es kommt mir auch sofort meine Mutter in den Sinn, die täglich Schilderuhren gemalt hat, während ich mit meinen Geschwistern zu Hause oder im Geschäft gespielt habe.

Hast Du einen Lieblingsort im Schwarzwald?

Das ist schwer, denn es gibt so viele! Aber in meinem Wohnort Schonach liebe ich den Blindensee. Dort finde ich oft Inspiration für mein kreatives Schaffen. Aufgewachsen bin ich in Triberg. Dort mag ich die Aussicht von der Geutsche rüber nach Nussbach sehr. Auch heute gehe ich dort immer noch oft mit meinen Eltern spazieren. Und generell faszinieren mich die ganzen kleinen, süßen Bächle im Schwarzwald. Die, die über eine Wiese oder im Wald laufen. Das Plätschern und der Geruch der Natur bringt mich immer zur Ruhe. Leider finde ich dafür gar keine Zeit mehr.

Hast Du ein Hobby neben deiner Arbeit?

Zeit für ein richtiges Hobby habe ich nicht, aber im letzten Sommer habe ich es sehr genossen, kleine Radtouren mit meinem Mann Andreas und unserem Sohn Carl zu machen. Und im Winter gehe ich gern mit Freunden rodeln. Am liebsten auf die alte Rodelbahn in Triberg. Das muss jedes Jahr sein. Da haben nicht nur Kinder, sondern auch wir Erwachsene immer sehr viel Spaß. Im Prinzip habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Kreativität ist einfach das, was mich schon mein Leben lang begleitet. Ich merke richtig, wie mein „Energie-Akku" gefüllt wird, wenn ich Zeit habe, kreativ zu sein. Wenn ich das, was ich im Kopf habe, auch wirklich umsetzen kann und am Ende sogar ein Kunde vor dem Endergebnis steht und sagt: „Wow“.

Weitere Infos zur Kuckucksuhren-Manufaktur Rombach und Haas

Text:     Iris Huber
Bilder:  Schwarzwald Tourismus und Rombach & Haas