Gelebte Nachhaltigkeit

Familie Bohrer in Hartheim-Feldkirch im Markgräflerland betreibt seit Jahrzehnten regionale Landwirtschaft, setzt im Hofladen und Restaurant seit 20 Jahren aufs Prinzip „Vom Acker auf den Tisch“ und hat Ende 2022 noch ein primär auf eigene Ressourcen setzendes Landhotel eröffnet. Höchste Zeit für einen Besuch. Ein Artikel von Michael Maier und Michael Gilg 

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Alle Zimmer im Bohrerhof verfügen über Balkon oder Terrasse. – © Markus Edgar Ruf

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Braun, Grün, Blau: Diese drei Farben bestimmen das Leben auf dem Bohrerhof, gelegen in der idyllischen Rheinebene am Westrand des Schwarzwalds. Braun steht dabei für die Erde, auf der die landwirtschaftlichen Produkte wachsen. Grün für die Pflanzen, die hier gedeihen. Und Blau für den Himmel, der für die vielen Sonnenstunden, aber auch den nötigen Regen sorgt. Und es ist kein Zufall, dass Familie Bohrer und Architekt Rudolf Lais aus Eschbach dieses Farbtrio auch ins Landhotel aufgenommen haben: Die Farbe Braun dominiert im Erdgeschoss, die Farbe Grün im ersten Obergeschoss und die Farbe Blau im zweiten Obergeschoss.

Konsequent ist auch ihre Grundüberzeugung, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten: Im Landhotel mit seinen 64 Zimmern sind heimische Baustoffe wie Tanne und Fichte aus dem benachbarten Schwarzwald von Handwerkern aus der Umgebung verbaut. Für Gastronomie, Hotel und Landwirtschaft gibt es eine solarbetriebene Photovoltaikanlage und ein autarkes Heizungs- und Kühlungssystem. Und, ganz klar: Kurze Wege für die Produkte, die direkt vor Ort im Hofladen samt Bäckerei und Konditorei verkauft, in nahegelegene Supermärkte von Edeka Südwest gebracht oder von Gästen im hofeigenen Restaurant und im Landhotel verzehrt werden können (farm-to-table-Prinzip). Neben dem Landhotel sind Ladestationen für E-Autos installiert und bald wird es auch eine Fahrradstation für E-Bikes geben. Insgesamt wird der Bohrerhof und das neue Hotel zu 80 Prozent mit eigenen Ressourcen betrieben. 

Generationenübergreifendes Arbeiten

Ein Hoch auf den Familienbetrieb

Typisch für den Familienbetrieb ist auch das generationenübergreifende (Miteinander)Arbeiten: Den Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen Bohrerhof legte Bruno Bohrer mit seiner Ehefrau Petra, als er die Landwirtschaft von seinen Eltern übernahm und sich auf gut 200 Hektar Land auf den Anbau von Spargel, Zucchini, Kürbis, Feldsalat, Chicorée und Erdbeeren spezialisierte. Zur Landwirtschaft mit fast 50 Angestellten und weiteren saisonalen Arbeitern kam schnell ein Hofladen. Seit 2003 wurden Gäste zunächst in einem Zelt während der Spargelzeit bewirtet, später auch zur Kürbiszeit (in der Jahr für Jahr die sehenswerte Ausstellung „Kürbiswelt“ viele Besucher anlockt). Vor acht Jahren hat das auf saisonale und regionale Produkte setzende Restaurant in einem lichtdurchfluteten Glashaus seinen Platz gefunden. Und nun lässt sich im Landhotel nach zehnjähriger Planungs- und gut zweijähriger Bauzeit auch die Nacht verbringen – ganz nach der Vision von Bruno Bohrer, „einen alten Landgasthof aus früheren Zeiten neu zu denken“.

Die Eröffnung des Hotels Ende 2022 durfte Bruno Bohrer leider nicht mehr miterleben, er war im Frühjahr desselben Jahres mit 68 Jahren überraschend verstorben. Petra Bohrer betont, „dass alles, was aus dem Bohrerhof geworden ist, aus den Ideen von Bruno entstanden ist. Hier steckt so viel Kreativität von ihm drin, er hat immer alles optimiert.“ Dass die Bohrers auch künftig Projekte miteinander stemmen – schon seit vielen Jahren sind auch die Kinder Sebastian Bohrer und Melanie Schlager sowie deren Ehepartner Annika Bohrer und Kai Schlager im Bohrerhof tätig und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern – ist ausgemachte Sache: „Jeder hilft jedem und entwickelt den Betrieb weiter“, sagt Petra Bohrer. Neues Projekt ist ein Badehaus mit Sauna.

Finanziert wurde das Hotel mit einer Investitionssumme von 13,5 Millionen Euro übrigens von mehr als 550 privaten Investoren, die im Durchschnitt 25.000 Euro bei einem Festzins von fünf Prozent anlegen und durch einen Eintrag ins Grundbuch zusätzlich abgesichert sind. Bereits seit 2009 setzt Familie Bohrer für ihre Projekte auf das sogenannte Crowdfunding, eine alternative Form der Kapitalbeschaffung.

Hofladen/Landmarkt, Restaurant und Landhotel sind täglich geöffnet. Alle Infos unter www.bohrerhof.de