Aus luftiger Höhe in den Wald eintauchen

Auf eine „Naturpark-AugenBlick-Runde“ mit Adrenalinkick treffe ich mich mit Julia Platz in der Glücksgemeinde Schömberg. Die gebürtige Freudenstädterin wurde Anfang des Jahres aus vielen entdeckungsfreudigen und online-affinen Bewerbern als Baden-Württemberg-Scout ausgewählt, um den Schwarzwald zu repräsentieren. Julia wird 2023 als Heimat-Botschafterin auf ihrem Instagram-Kanal @juuulesworld regelmäßig den Schwarzwald in Szene setzen. 
Von Jens Grosskreuz

Schömberg Himmelsglück Turm

Schömberg Himmelsglück Turm – © Schwarzwald Tourismus

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Waldflug in Schömberg

Unser Ziel ist es in Schömberg in den Wald einzutauchen, von ganz oben, zwischen Baumkronen und natürlich zu Fuß vom Boden aus. Dank top-gepflegter Wanderwege und dem 55 Meter hohen „Himmelsglück“-Turm ist diese Kombination problemlos machbar. Wie das gehen soll erzählen wir hier.

Die Gemeinde Schömberg (683 m ü. NN) im Nördlichen Schwarzwald empfängt uns mit Kaiserwetter und metergroßem Glücksklee am Ortseingang. An der „Glückszentrale“ (Tourist-Info) starten wir unsere kleine Erlebnistour. Wir atmen tief durch, was man hier im Kurort der Premium Class auch besonders gut kann. Kleiner Exkurs: der frisch zertifizierte "Heilklimatischer Kurort und Kneippkurort“ bietet lange Sonnenscheindauer, gleichmäßige Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit und ist nahezu nebel- und föhnfrei. Die Pollen- und reizstoffarme Luft stärkt das Immunsystem, verbessert den Schlaf und normalisiert Wetterfühligkeit und Blutfettwerte, so das Fazit der Experten. Schömberg und Bhutan im Himalaja verbindet seit 2010 eine Partnerschaft, in der es um kulturellen Austausch und um das Thema Glück geht. Bhutan gilt ja bekanntermaßen als glücklichstes Land der Welt. Also top Voraussetzungen für einen unvergesslichen Tag.

Der weithin sichtbare „Himmelsglück“-Turm blitzt immer wieder durch die Weißtannen hervor und zieht uns magisch an. Wir spazieren vorbei am Kurhaus – in dem man übrigens gut einkehren kann, frische Luft macht bekanntlich hungrig – und bewundern den „Generationen Aktiv-Park“ mit angrenzender Mini-Golf-Anlage. Julia schaut mich an und fragt: Lust auf eine Partie? Ich vertröste sie mit einem Lächeln und fokussiere auf unsere Mission in den Wald einzutauchen. Die zwei Kilometer lange „AugenBlick-Runde“ führt auf einem barrierefreien Weg zum höchsten Aussichtsturm Deutschlands in Holz-Stahlbauweise. Die drei Plattformen in 20, 35 und 50 Meter Höhe sind dank Panoramaaufzug sogar barrierefrei zu erreichen. Der eigentliche „AugenBlick“ befindet sich auf der obersten Plattform.  Von hier aus hat man einen fantastischen Rundumblick über Schömberg und die umgebenden Schwarzwaldhöhen; im Westen lässt sich ein Blick auf die Vogesen und im Osten auf den Stuttgarter Fernsehturm und die Silhouette der Schwäbischen Alb erhaschen. Fernrohre ergänzen den Weitblick.

Mutige können den Abstieg vom Turm auch spektakulär gestalten: Entweder am Stahlseil der „Black Forest Flyline“ eher gemächlich gleitend auf einer kurvigen Schienenfahrt um den Turm herum und zwischen den Fichten und Tannen hindurch 500 Meter lang hinunter Richtung Waldboden oder Kopf voraus am „Black Forest Flying Fox“ mit bis zu 50 km/h und 600 Meter weit hinunter in den Kurpark.

Unterhalb des Turms an der Kasse entscheiden wir uns für beide Varianten und nehmen das wiederholte Zurücklaufen gerne in Kauf. Denn laut Marina Moser, Betriebsleiterin der Schömberg Erlebnis GmbH, ist folgendes die beste Variante: Zuerst den Turm mit seinen 300 Stufen erklimmen, dann mit der sanften „Flyline“ durch den Wald sausen, wieder hinaufwandeln und dann von der oberen Plattform mit dem „Flying Fox“ wie ein Vogel mit gut 50 Km/h durch den Wald fliegen – schön steigern, Adrenalinkick garantiert.

Bevor wir den Turm verlassen, nehmen wir uns Zeit zum bewussten Ein- und Ausatmen der Höhenluft, lassen den Blick schweifen und genießen einen weiteren Glücksmoment in luftiger Höhe hoch über dem Wald. Zwei Etagen tiefer werden wir für unseren Adrenalinkick in luftiger Höhe instruiert und nacheinander in flugtaugliche Sitzsäcke verpackt. Alles top modern und auf höchstem Sicherheitsstandard. Sorgenfrei die Aussicht genießen und sich endlich mal ein wenig wie ein Flughörnchen fühlen.

Wir sausen zuerst um den Turm herum bis wir in ein Stahlgestänge eintauchen und uns immer wieder auch um die eigene Achse drehen, allmählich sind wir unterhalb der Baumkronen – nun ist die kurvige Schiene, an der wir hängen, zwischen den Stämmen befestigt und wir gleiten sanft in den Wald hinein. Von mir aus hätte das noch eine halbe Stunde so weitergehen können. Julia meinte am Boden mit tief-entspanntem Grinsen: „Das war wie Waldbaden in luftiger Höhe!“

Wir machen uns wieder auf und es kribbelt im Bauch, eine Mischung zwischen Vorfreude und Respekt. „Flying Fox“ steht an: Diesmal liegen wir horizontal im Flugsack wie der eines Drachenfliegers und tragen Helm. Der Puls steigt, ein Blutrausch schießt durch den Kopf -  3, 2, 1, GO! Wir schießen an den Weißtannen vorbei und das schwere Drahtseil über uns surrt! So nahe und so schnell an Baumkronen vorbei: unheimlich und aufregend zugleich. Über den alten Hartplatz hinweg empfangen uns wieder helfende Hände und befreien uns von den Gurten.

Noch erfüllt von diesen wunderbaren Eindrücken wieder auf dem Waldboden angekommen, machen wir uns auf dem Rückweg. Um im wahrsten Sinne des Wortes wieder „runterzukommen“ hängen wir den circa vier Kilometer langen Weißtannenerlebnispfad dran.

Frischluft, Wald, Aussicht und eventuell einen Sonnenuntergang – für das Glück braucht es nicht viel. Zum Glück waren wir in der Glücksgemeinde.