Wandern und Wellness

Tagsüber ausgedehnt wandern – und nach der Tour im heißen Thermalwasser entspannen. Klingt gut? Auf diese Weise lassen sich drei Thermenorte im Nördlichen Schwarzwald in einer dreitägigen Etappentour miteinander kombinieren. Von Patrick Kunkel
 

Wanderpause in der Therme

Wanderschuhe abgestellt - die Erholung in der Therme wartet. – © Patrick Kunkel

Container

Gänsehaut und klamme Finger: Als wir frühmorgens unsere Wanderstiefel schnüren und die Rucksäcke packen, wabert noch dichter Nebel zwischen den Berghängen rund um Bad Liebenzell, den Thermenort im Nördlichen Schwarzwald. Schon die Etappe am Tag zuvor soff im Dauerregen ab. Immerhin: Wir haben ein geniales Rezept gegen schlechtes Wetter. Das lautet: Tagsüber laufen bis die Fußsohlen brennen, abends im warmen Thermalwasser entspannen.

Unser Plan: Thermen-Hopping, aber zu Fuß. Und was bietet sich dafür besser an als der Nördliche Schwarzwald, wo gleich mehrere Thermalorte so nah beieinander liegen, dass sie sich bestens zu einer dreitägigen Etappentour kombinieren lassen?

Verwunschenes Monbachtal

Als sich der Frühnebel nach einer halben Stunde auf dem schmalen Wanderweg bei Bad Liebenzell verzieht, zeigt sich, dass wir mehr Glück mit dem Wetter haben: Dunstig-goldene Sonnenstrahlen brechen durch das dichte Blätterdach. Der Pfad durch das Monbachtal verengt sich zusehends und schon nach wenigen Schritten stapfen wir zwischen dick bemoosten Granitbrocken durch die Schlucht. Das Wildwasser rauscht über Steinstufen, Trittsteine führen darüber. Bemooste Felsblöcke, zerklüftete Felswände, übereinander gestürzte Baumstämme und eine struppige, urwüchsige Pflanzenwelt verleihen dieser Schlucht einen ganz speziellen Charakter: „Erst wild, dann Bad“, witzele ich.

Simone runzelt die Stirn angesichts des lauen Scherzes. Bad Wildbad mit seinem maurisch-orientalischen Prachtbad ist schließlich noch zwei Tagesetappen entfernt. Und auch bis Bad Teinach, unserem heutigen Tagesziel, sind es noch gut 20 Kilometer. Die gestalten sich aber durchaus abwechslungsreich: Weiter nagoldabwärts liegt die Wolfsschlucht auf unserem Weg, die kaum bekannt, aber mit den vielen Wasserfällen und dem schmalen rutschigen Steig noch wilder ist wie das Monbachtal.

Durch den nördlichen Schwarzwald

Von Therme zu Therme

„Der Nördliche Schwarzwald ist gar nicht so dunkel und gleichförmig wie ich das erwartet hatte“, meint Simone, die neben mir über einen wunderbar weichen, bemoosten Waldpfad stapft. Der Weg wird flankiert von mächtigen Stämmen und dichtem Heidelbeergestrüpp: „Ja, der Nördliche Schwarzwald ist vielfältiger als viele meinen“, bestätigt Wanderguide Jürgen Rust, zugleich Vorsitzender im örtlichen Schwarzwaldverein, der uns ein Stück des Weges begleitet.

Nachmittags rasten wir auf dem Marktplatz von Calw. Die mittelalterlichen Fassaden der Fachwerkstadt sind eine Augenweide, wir genießen bei einem Kaffee die wärmenden Sonnenstrahlen und sinnieren über die Worte, die einst der in Calw geborene Schriftsteller Hermann Hesse über seine Geburtsstadt schrieb: „Zwischen Bremen und Neapel, zwischen Wien und Singapore habe ich manche hübsche Stadt gesehen, Städte am Meer und Städte hoch auf Bergen, und aus manchem Brunnen habe ich als Pilger einen Trunk getan, aus dem mir später das süße Gift des Heimwehs wurde. Die schönste Stadt von allen aber, die ich kenne, ist Calw an der Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches Schwarzwaldstädtchen.“

Abwechslungsreiche Naturlandschaften

Von Calw sind es noch gut acht Kilometer bis Bad Teinach. Schmale Pfade schlängeln sich durch dichten, zottigen Wald über den Höhenzug, ehe wir oberhalb des Städtchens einen offenen Höhenzug mit Weitblick und kurz darauf die Burgruine Zavelstein erreichen.

Ein Serpentinensteig führt den steilen Burgberg hinab ins schattige Tal von Bad Teinach – und sozusagen direkt hinein ins Becken der Mineraltherme: „Das ist jetzt auch dringend nötig“, meint Simone. Den Abend lassen wir in der Panoramasauna ausklingen mit Blick auf die dicht bewaldeten und vor allem steilen Berghänge. „Da müssen wir morgen rauf“, sage ich. „Denk nicht dran“, mahnt Simone.

Allerdings stellt sich der deftige Anstieg anderntags als echter Wandergenuss heraus: Der dichte Wald ist durchzogen von Pfaden und alten, schiefen und bemoosten Treppenstufen aus Buntsandstein, die früher eine Gartenanlage für die einstige Württembergische Königin Mathilde bildeten: „Wobei ihre Majestät etwas beleibt war und sich mit der Sänfte hinauftragen ließ“, erklärt Schwarzwaldguide Gerhard Mörk, der uns von Bad Teinach bis zum Etappenziel in Bad Wildbad begleiten will.

Obwohl unsere Tagesetappe heute mit etwas mehr als 15 Kilometern deutlich kürzer ist als an den vergangenen beiden Tagen, lassen wir es langsam angehen: Die Strecke erlaubt das auch, denn nach dem steilen Auftakt führt der Weg relativ eben über das Schwarzwaldplateau bei Emberg: „Wir machen es uns jetzt einfach und bleiben auf der Höhe, dann geht es einmal runter zur Enz und dann wieder über die Höhe nach Bad Wildbad“, kündigt Gerhard an.

Lohn der Mühe: Pure Entspannung

Klingt nach einem guten Plan. Nur oberhalb von Bad Wildbad, als sich der schmale Pfad in wilden Serpentinen ins Tal windet, werden unsere Schritte wieder schneller. Kein Wunder, unten wartet schon der Hauptpreis für die Mühen der letzten Tage: Das „Palais Thermal“, ein wahrhafter Badepalast und mit seinen orientalischen Badehallen wie geschaffen für die pure Entspannung.

„Was für ein grandioser Abschluss“, meint Simone, als wir später im warmen Thermalwasser treiben und die Anstrengungen der letzten Tage langsam von uns abfallen. Kann ein Wandertag besser enden als so?

> Anreise:

Bad Wildbad (Start und Zielort) ist problemlos per S-Bahn ab Karlsruhe oder Pforzheim erreichbar.

> Strecke:

Die Dreitagestour auf markierten Wanderwegen und -pfaden des Schwarzwaldvereins verläuft über schmale Pfade, Forstwege und nur wenige asphaltierte Abschnitte. Die Tour verbindet die drei Thermenorte Bad Wildbad, Bad Liebenzell und Bad Teinach miteinander, sodass man die müden Beine abends nach der Tour optimal regenerieren kann.

Die Wegecharakteristik ist sehr vielfältig und reicht vom felsigen Steig, wo Trittsicherheit gefragt ist, bis zum fein geschotterten Forstweg. Robuste Wanderschuhe sind daher unbedingt zu empfehlen, ebenso Wanderstöcke. Aufgrund der Etappenlänge und der Höhenmeter sollte die Tour nur mit guter Wanderkondition angegangen werden. Wer mehr Zeit mitbringt, kann auch Bad Herrenalb, die vierte Bäderstadt des Landkreises Calw, mit in die Tourenplanung einbauen (ca. 15 km Gehstrecke ab Bad Wildbad).

> Etappen:

Etappe 1: von Bad Wildbad nach Bad Liebenzell; 22 Kilometer; ca. 600 hm. Ruhige Tour auf schmalen Pfaden, später Forstwegen. Highlights: Der „Mittelweg“ bis Schömberg und der „Waldhufenpfad“ in Beinberg. Erholung in der „Paracelsus-Therme“, www.paracelsus-therme.de

Etappe 2: von Bad Liebenzell nach Bad Teinach; 29 km; ca. 900 hm. Sehr lange Etappe mit schweren Abschnitten durch das wildromantische Monbachtal und die noch wildere Wolfsschlucht. Danach auf vorwiegend schmalen Pfaden bis zur Burg Zavelstein und Bad Teinach. Sonntags im Nagoldtal aber starke Belästigung durch Motorradlärm. Erholung in der Mineraltherme Bad Teinach, www.therme-bad-teinach.de

Etappe 3: von Bad Teinach nach Bad Wildbad; 16 km; ca. 600 hm. Steiler Aufstieg über ca. 600 bemooste Sandsteinstufen der Mathildenanlage, dann ruhigere, breitere Wege über die Höhen um Emberg, ehe schmalere Pfade über den Riesenstein hinab zum Ziel der Tour in Bad Wildbad führen. Erholung im „Palais Thermal“, www.palais-thermal.de

Mehr Infos und Tipps zur Wandertour unter Tel. 07052.8169770, www.mein-schwarzwald.de

Patrick Kunkel

Über den Autor

Patrick Kunkel

Patrick Kunkel ist Reisejournalist aus Freiburg im Breisgau. Am liebsten erkundet er die Welt mit dem Fahrrad oder mit Wanderschuhen an den Füßen. Er schreibt Geschichten für Magazine wie TOUR, BIKE oder MyBike. Nach fünf wundervollen Jahren im Baskenland, wo es zwar hervorragende Küche, aber keine Schwarzwälder Kirschtorte gibt, großartige Bergpfade, aber keine verwinkelten Schwarzwälder Singletrails, ein wildes Meer, aber keine rauschenden Zweribachfälle und urige Steinhäuser, aber keine beeindruckenden Schwarzwaldhöfe, lebt und arbeitet er endlich wieder in seiner Lieblingsregion – dem Schwarzwald.