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Bereits vor 700 Jahren wurde im Schwarzwald  ressourceneffizient gebaut - warum also nicht auch heute?

Diana Wiedemann

 

Frau Wiedemann, was zeichnet den Verein Bauwerk Schwarzwald aus?

Wir sind ein Verein mit rund 120 Mitgliedern aus unterschiedlichen Bereichen. Dazu gehören neben den beiden Naturparken die Schwarzwald Tourismus GmbH, Vertreter aus Kommunen, Gebietskörperschaften und die Architekten- sowie die Handwerkskammer. Unser Ziel ist es, die traditionelle, regionale Bauweise zu erhalten und in moderne Architektur zu übersetzen. Dabei wollen wir Wege finden, um Gebäude zu erhalten, wie es zum Beispiel alte Schwarzwaldhöfe sind. Das ist nicht einfach, denn durch die Größe der Dächer sind die Sanierungskosten sehr hoch. Wichtig dabei sind regionale Ressourcen, nachhaltiges Bauen und tradierte Bauweisen.

Was ist typisch Schwarzwald-Baukultur?

Der Schwarzwaldhof im Südschwarzwald ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Er ist ein Hoftypus, der nur im Südschwarzwald vorkommt, ein sogenannter Eindachhof mit einem großen Dach, das über die Wände hinweggezogen wird und vor allem dem Wetter- und Lawinenschutz dient. Man kann mit dem Traktor über die Hocheinfahrt direkt ins Dach fahren. Der Schwarzwaldhof ist architektonisch sehr besonders. Er zeigt, wie bereits vor 700 Jahren ressourceneffizient gebaut wurde. Beispiele für die landschaftsangepassten Bauweisen der Schwarzwaldhöfe sind im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach zu erleben und zu studieren. 

 

 

Spiegelt die Architektur auch wieder, wie das Leben früher war?

Das Leben war früher natürlich beschwerlicher als heute. Die Menschen lebten auf den Höfen ohne fließend Wasser, ohne Strom. Ressourcen konnte man auch durch sehr niedrige Etagenhöhen sparen. Aber früher haben die Menschen ohnehin die meiste Zeit des Tages bei der Arbeit draußen verbracht. Man hat sich um die Tiere gekümmert, Handwerk ausgeübt. Nur im Winter musste man ins Haus. Die Familie hat sich dann in den Räumen versammelt, die beheizt wurden.

Wie kann moderne und traditionelle Architektur vereint werden?

Dafür steht der Verein Bauwerk Schwarzwald: alte Baustile an moderne Ansprüche anzupassen. Beispiele dafür sind das Haus Waldfrieden in Herrenschwand oder auch die Halde auf dem Schauinsland. Diana Wiedemann: "Heute gibt es ja viele Flachdachgebäude, aber das muss nicht unbedingt sein. Wichtig ist, dass regionale Materialien verwendet werden. Ein weiteres Ziel unseres Vereins ist, Baukultur für Urlauber und Einheimische erlebbar zu machen. Dafür planen wir auch eine Architekturroute."

Der Verein Bauwerk Schwarzwald versteht sich als  Kompetenzzentrum, das die regionalspezifische Bau- und Handwerkskultur fördert und wichtige Impulse für die Baukultur und das Handwerk im Schwarzwald gibt.

Der Verein Bauwerk Schwarzwald versteht sich als Kompetenzzentrum, das die regionalspezifische Bau- und Handwerkskultur fördert und wichtige Impulse für die Baukultur und das Handwerk im Schwarzwald gibt. – © Johannes Vogt

 

Wie wird regionale Baukultur auf der Architekturroute erlebbar?

Die Frage ist immer, wie sich ein Gebäude in die Landschaft einfügt. Man muss sich also damit beschäftigen, wie sich Architektur in die Landschaft integriert, ob zum Beispiel ein Haus am Hang steht oder im Tal. Auch das Thema regionale Materialien und Nachhaltigkeit ist sehr wichtig und soll auf der Architekturroute erklärt werden. Man kann sie digital erleben oder mit dem Fahrrad abfahren. Wiedemann: "Ziel ist, dass wir eine Website aufbauen, bei der nach verschiedenen Kriterien gefiltert werden kann. Zum Beispiel nach alten Höfen oder moderner Architektur oder zum Beispiel nach öffentlichen Gebäuden. Es werden etwa sechs bis acht Kriterien sein, nach denen Interessierte auswählen können."

Interessieren Sie sich auch privat für Architekturstile?

"Ja, ganz klar. Baukultur ist mein Beruf, aber auch meine Leidenschaft. Und ich bin auch sehr glücklich, in einer Ferienregion zu leben. Für mich ist der Schwarzwald das schönste Mittelgebirge in Deutschland, weil es sehr vielfältig ist. Man hat die Höhen für den Wintersport, man hat auch den Kaiserstuhl und das Markgräflerland, Weinanbaugebiete und das Elsass." 

Beruflich hat sich Diana Wiedemann spezialisiert auf Bestandsgebäude, von denen viele als Denkmal geschützt sind. Für sie spielt der Erhalt der Bausubstanz eine entscheidende Rolle. "Wenn ich in der Ferienregion unterwegs bin, habe ich immer auch ein Auge auf denkmalgeschützte Gebäude", so die Vereinsvorsitzende.

 

Weitere Infos zum Verein Bauwerk Schwarzwald

Text:     Iris Huber
Bilder:  Johannes Vogt, web@simplexxx.de, Schwarzwald Tourismus GmbH