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"Gitte", die tüchtige Vorderwälderkuh auf dem Streckerseppenhof im Glottertal.
"Gitte", die tüchtige Vorderwälderkuh auf dem Streckerseppenhof im Glottertal. – © Iris Huber, Schwarzwald Tourismus

 

Bauer Hans-Georg Eble und seine Gitte sind ein Dreamteam: Die Vorderwälderkuh und er arbeiten seit 13 Jahren auf dem Streckerseppenhof eng zusammen. Gitte ist die älteste der 36 Milchkühe auf dem Hof im Glottertal nördlich von Freiburg, aber trotz ihrer 16 Lebensjahre noch immer ganz rüstig. Kein Wunder, denn auf dem 65 Hektar Grundstück hat sie genügend Freilauf und genießt Bauer Ebles Rundumbetreuung. Gitte hat schon zwölfmal gekalbt und gibt im Schnitt etwa 21 Liter Milch pro Tag. Aufs ganze Jahr gesehen sind das etwa 6300 Liter – rund 82.000 Liter Schwarzwaldmilch. Deshalb hegt und pflegt der Bauer seine Gitte.

Der Bauer kennt den Charakter seiner 36 Milchkühe ganz genau: Das erleichtere seine Arbeit ungemein, sagt er. Er weiß, wie er die oft eigenwilligen Vierbeiner in den Melkstand locken kann, auch wenn die mal keine Lust dazu haben. Gemolken wird immer morgens zwischen 6 und 7 und abends ab 18 Uhr, das ganze Jahr über.

„Es ist erschreckend, dass immer noch viele Urlauber nicht wissen, wie viel Arbeit wirklich in so einem Betrieb steckt“, bemängelt er. Seine Frau Lucia betreibt auf dem Hof seit 2015 einen Gästebetrieb mit einer Ferienwohnung und seit 2017 einen Ferienbungalow. „Ohne das Zubrot geht‘s im Schwarzwald oft nicht mehr“, erklärt ihr Mann. Neun Ziegen und zwei Ponys sind die Lieblingstiere der Kinder, die auf dem Hof zu Gast sind.

Früher war das Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben besser. Ausgaben hatte Hans-Georg Eble weniger, weil es weniger Maschinen gab. Der Hof wurde meist per Hand bewirtschaftet. Auch der Milchpreis war ein anderer: Ende der 80er-Jahre bekam der Bauer für einen Liter Milch netto konstant 21 ct, in den vergangenen Jahren schwankte er je nach Konjunktur zwischen 21 und 41 ct netto, plus Weidemilchzuschlag von 1,5 Cent netto pro kg von der Schwarzwaldmilch GmbH.

Auch neue Gesetze machen den Bauern zu schaffen. Sie müssen Auflagen erfüllen, zum Beispiel für neue Stallungen. Viele Gebäude im Schwarzwald stehen unter Denkmalschutz. Für manche Baumaßnahme ist die Zustimmung der Denkmalschutzbehörde erforderlich.

Meist fehlt den Bauern in der bergigen Landschaft schlichtweg der Platz. Nicht zu vergessen die Klimaveränderungen. Dieser Sommer war extrem belastend für Halter und Tiere: „Die Hitze macht den Kühen brutal zu schaffen“, sagt Bauer Eble. „An den Hängen brennt die Sonne rein. Das macht die Weiden kaputt und stresst die Kühe. Wir können das Futter aber nicht reinholen, weil die Hanglage das nicht zulässt.“ 

Glottertal – © Iris Huber/Schwarzwald Tourismus GmbH

Glottertal – © Iris Huber/Schwarzwald Tourismus GmbH

 

Die Arbeit mit den Vierbeinern sei generell unberechenbar, so Eble: Einmal kamen zwei Kühe auf den Geschmack saftiger Äpfel und konnten sich nicht zurückhalten, fast den ganzen Baum abzuernten. Die Übersäuerung im Pansen führte dazu, dass sie nicht mehr aufstehen konnten. Hans-Georg Eble musste den Tierarzt rufen. Solche Einsätze können hohe Kosten verursachen. Dann muss der Landwirt immer wieder aufs Neue überlegen, wie wirtschaftlich eine Kuh noch ist und sie im schlimmsten Fall zum Schlachter bringen.

Landwirt-Hans-Georg Eble

Bauer Ebles Apell:

"Qualität statt Massenware"

Die Wirtschaftlichkeit ist ein wesentlicher Faktor in der Region. Hans-Georg Eble wünscht sich mehr Zusammenarbeit zwischen den Wirtschaftspartnern in der Region. Zum Beispiel wäre es wünschenswert, wenn örtliche Gastwirtschaften mehr Schwarzwaldmilch in größeren Mengen kauften, anstelle auf günstige Massenware zurückzugreifen und somit zu sparen. Das bringe langfristig keinen Nutzen für die gesamte Region Schwarzwald.

Egal, ob wirtschaftlich oder nicht: Ans Aufhören denke er nicht. Sein Betrieb besteht schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts. „Die Kühe gehören zum Landschaftsbild Schwarzwald dazu, wenn die mal verschwinden, da fehlt irgendwas.“

Im Schwarzwald ist es immer schon so gewesen, dass die Höfe weitervererbt werden. Denn, so Eble: „Der Schwarzwaldbauer ist bodenständig, zäh und gibt nicht so schnell auf.“

Er geht davon aus, dass sein Sohn eines Tages in seine Fußstapfen tritt und hofft, dass sein Sprössling eine Partnerin findet, um die Vermietung der Ferienwohnungen weiterzuführen. Allein von der Milchviehwirtschaft lasse es sich schwer leben. Die Herausforderungen für Jungbauern heute liegen auf der Hand: Wer zweimal pro Tag melken muss und nebenbei ein Gastgewerbe betreibt, hat wenig Zeit für Urlaube oder die eigene Familie. Zu guter Letzt braucht er eine Absatzgarantie für seine Milch zu einem guten Preis.

Die Schwarzwaldmilch GmbH schafft dazu als genossenschaftliches Unternehmen den Milchbauern in der Region vergleichsweise gute Rahmenbedingungen. Sie gehört zu 100 Prozent den Milcherzeugern. So haben die Bauern Mitspracherechte bei Entscheidungen in der Molkerei. Die Produkte von Schwarzwaldmilch sind in vielen Supermärkten erhältlich. Das komplette Sortiment der seit 1930 bestehenden Traditionsmolkerei gibt es auch im „Milchladen“ – geöffnet montags bis freitags von 6 bis 18 Uhr – direkt am Produktionsstandort in Freiburg (Haslacher Straße 12). Mehr Infos zur Produktpalette unter www.schwarzwaldmilch.de

 

Text:    Iris Huber
Bilder: Iris Huber