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Nach dem spannenden, aber auch herausfordernden Leben in Millionenstädten weiß ich nun die schöne und abwechslungsreiche Natur, frische Luft und die Sicherheit im Schwarzwald noch mehr zu schätzen.“

Andy Haug

Jackie Chan

Wie alles begann

Alles beginnt mit Jackie Chan. Die Hollywood-Action-Komödien mit dem chinesischen Schauspieler und Stuntman begeistern rund um die Jahrtausendwende den jungen Andy Haug (Jahrgang 1990) in Freudenstadt. Nacheifern will er Chans Bewegungskunst und Akrobatik – aber wie geht das eigentlich? In der Nachbarschaft und im Freundeskreis findet er niemanden, der ihm das erklären könnte. Einen Turnverein gibt es auch nicht. 

Also muss er es sich selbst beibringen, gewissermaßen per Video-Studium.

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Auf Youtube findet er die ersten Parkour-Videos und sieht, wie sich die Sportler möglichst schnell und effizient, meist durch den urbanen Raum, von A nach B bewegen. Baut man noch Elemente wie Salti, komplizierte Sprünge oder Schrauben ein, spricht man von Freerunning. Begrifflichkeiten spielen schon für den jungen Andy Haug keine so große Rolle, noch heute „vereine ich einfach beide Stile, je nach Lust und Laune“, sagt er. Die Videos sind eine große Inspirationsquelle, mithilfe der Pause-Taste zerlegt er die sportlichen Kunststücke in einzelne Bewegungsabläufe. Auf dem Sperrmüll findet er Matratzen, legt sie in den Garten und beginnt das Gesehene Schritt für Schritt zu trainieren.

Karriere-Sprung

Zeit im Ausland

 

Heute ist er Parkour-/Freerunning-Profi und eines der Gesichter der Sportart in Deutschland. Nun schauen sich Nachwuchssportler und Fans seine Videos an. Er startet bei internationalen Wettkämpfen und hat tatkräftig dabei mitgeholfen, 2019 im Rahmen der Turn-WM in Stuttgart eine Parkour-Competition auf dem Schlossplatz auszurichten. Er würde sich sehr über die gesteigerte Aufmerksamkeit für die Athlet*innen freuen, sollte Parkour (irgendwann) olympisch werden. Sein Sport hat ihn für zwei Jahre nach Bangkok in Thailand geführt, wo er als Stuntman für Werbespots und Kinoproduktionen gebucht wurde. Zudem hat er zwei Jahre in Mexiko-Stadt gelebt, in einer WG mit anderen Parkour-Sportlern.

 

Zurück in den Schwarzwald

Heimat-Küche

Seit 2017 ist er zurück im Schwarzwald, gemeinsam mit seiner Verlobten und einer französischen Bulldogge wohnt er in Oberachern zwischen Offenburg und Baden-Baden. Als „unglaublich bereichernd und beeindruckend“ hat er die Jahre im Ausland erlebt, die ihm auch einen neuen Blick auf seine Heimat ermöglicht haben: „Nach dem spannenden, aber auch herausfordernden Leben in Millionenstädten weiß ich nun die schöne und abwechslungsreiche Natur, frische Luft und die Sicherheit im Schwarzwald noch mehr zu schätzen.“ Und ein klein wenig gefehlt hat dem Fan von Speck und gutem Holzofenbrot auch die Schwarzwälder Küche: „Wenn ich früher zu Besuch in der Heimat war, bin ich mit meinen Eltern erstmal ordentlich vespern gegangen…“

 

Mittlerweile gibt es auch im Schwarzwald eine Parkour-Community, nicht zuletzt zeigt sich das an der gewachsenen Anzahl von Parkour-Anlagen. In Baiersbronn im nördlichen Schwarzwald ist Haug selbst an der Konzeption beteiligt gewesen, noch heute trainiert er gerne auf der aus Holz gebauten Anlage. Auch der Parkour-Anlage mit Beton-Hindernissen im Freiburger Dietenbachpark hat er schon einige Besuche abgestattet, um Tricks zu perfektionieren oder an den Basics wie Klettern, Balancieren, Springen oder Schwingen zu arbeiten.

Nach Jahren im Ausland ist der Schwarzwald nun wieder das Trainingsareal von Parkour-/Freerunning-Profi Andy Haug.
Nach Jahren im Ausland ist der Schwarzwald nun wieder das Trainingsareal von Parkour-/Freerunning-Profi Andy Haug. – © Andy Haug

Es gilt, verantwortungs- und respektvoll mit dem Spot – ob urban oder in der Natur – umzugehen, nichts zu zerstören und Müll wieder mitzunehmen“.

Andy Haug

Outdoor-Parcours

Sein Terrain

Besonders gerne ist er aber auch einfach im Schwarzwald unterwegs. Denn außer einer bequemen Hose und Schuhen mit griffiger Sohle sind für Parkour keine weiteren Hilfsmittel erforderlich. So springt Haug im Flussbett der Murg gerne von Stein zu Stein (im Sommer auch nicht so schlimm, wenn ein Sprung mal im Wasser landet…) oder ist in den Waldgebieten an der Schwarzwaldhochstraße unterwegs. Oft macht er sich von Spots auch Fotos, um zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zurückzukommen. „Mein Blick scannt die Umgebung praktisch jederzeit auf Spot-Tauglichkeit hin ab.“ Wichtigste Regel aber bleibt, „verantwortungs- und respektvoll mit dem Spot – ob urban oder in der Natur – umzugehen, nichts zu zerstören und Müll wieder mitzunehmen“.

Der Schwarzwälder Parkour-/Freerunning-Profi Andy Haug nutzt die Umgebung als Bühne für seinen spektakulären Sport.
Der Schwarzwälder Parkour-/Freerunning-Profi Andy Haug nutzt die Umgebung als Bühne für seinen spektakulären Sport. – © Andy Haug

 

Wie so viele andere Sportarten, die nicht das Standing von „König Fußball“ haben, ist das professionelle Parkour durch die Corona-Pandemie vollkommen ausgebremst worden: Turnhallen wurden geschlossen, Wettkämpfe und die WM abgesagt oder auf irgendwann verschoben. Mental sei diese Situation für den Profisportler „nicht so easy gewesen, aber schlussendlich bin ich einfach froh, gesund zu sein“. Haug hat fast nur noch in seiner zum Trainingsraum umfunktionierten Garage trainiert. Neue Tricks hat er dort kaum lernen können. Dafür hat er mehr Gewichte gestemmt und in der Folge festgestellt, weiter springen zu können. Dann ein bisschen joggen und Radfahren, aber obwohl ihm das viel Spaß bereitet, darf er es nicht übertreiben – er braucht für seinen Sport eine schnellzuckende Muskulatur, zu viel Ausdauersport wäre da kontraproduktiv.

Digital vernetzt

Der Ausblick

 

Neben einem Interesse an historischen Themen hat er auch große Pläne für die Zukunft: Natürlich weiter als Profi unterwegs sein; gerne möchte er eine größere Vernetzung von Schwarzwälder Athlet*innen (Haug postet auf Social Media unter #Schwarzwaldathlet) auch aus anderen Sportarten initiieren. Gemeinsam könne man so etwa auf Sponsorensuche gehen – äußerst wichtig für herausragende Athleten aus Freestyle-Sportarten wie Klettern, Biken, Skaten oder Parkour, die mit ihrem Sport (wenn überhaupt) nur einen absoluten Bruchteil von Fußball-Stars verdienen und auf Sponsoren angewiesen sind.

Seine Verbundenheit zu seiner Heimat zeigt sich auch darin, dass er künftig für die Schwarzwald Tourismus GmbH auf Social Media oder in Videos unterwegs sein wird – spektakuläre Bilder vor Schwarzwaldkulisse natürlich miteinbegriffen!

Hier geht's zu seinem Instagram-Kanal und Tiktok-Kanal

Weitere Infos zu Andy Haug

Text:     Michael Gilg
Bilder:  Andy Haug

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Andy Haug

Podcast Visitblackforest

Im Podcast spricht Andy Haug darüber, was ein Leben als Profi im Parkour-und Freerunning ausmacht, über seine Weltcup-Teilnahme in Bulgarien und seinen Bezug zu Gott.