Roland Mack
Roland Mack hat den Europa-Park mit unbändigem Arbeitseifer, visionären Ideen und mutigen Entscheidungen weltweit bekannt und vor allem beliebt gemacht. Für sein Lebenswerk wird der 75-jährige Schwarzwälder mit dem Ehrenpreis des »kuckuck«-Awards 2025 ausgezeichnet. Wie das Familienunternehmen aus kleinsten Anfängen zum Global Player wurde, worin er Antrieb und Erholung findet und welche Rolle der Schwarzwald dabei spielt, verrät er im Interview mit Jens Großkreuz und Michael Gilg von der Schwarzwald Tourismus GmbH.
Lieber Herr Mack, was als Skizze auf einem amerikanischen Bierdeckel begann, hat sich zu einer der größten Erfolgsgeschichten der Freizeitindustrie entwickelt: Am 12. Juli 1975 öffnete der Europa-Park erstmals seine Tore. Nehmen Sie uns bitte mal ein bisschen mit in die Firmengeschichte.
Roland Mack: Die Geschichte unseres Familienunternehmens beginnt schon weit früher, ich bin bereits die siebte Generation. Alles startete mit Paul Mack, der 1780 in unserer Heimatgemeinde Waldkirch eine kleine Schreinerei samt Wagenbaufirma gründete. 1870 erfolgte der Sprung ins Karussellbaugeschäft, 1921 baute die heutige Firma Mack Rides die erste Achterbahn und lieferte Schaustellerwagen, Karussells sowie Geister- und Achterbahnen an Schausteller, vom Hamburger Dom bis zum Münchner Oktoberfest, ab 1952 auch in die USA und heute weltweit. 1972 haben mein Vater Franz und ich einige Freizeitparks in den USA besucht und noch vor Ort erste Ideen auf einem Bierdeckel skizziert. Es gab damals in Deutschland noch keine namhaften Freizeitparks und diese Lücke wollten wir gerne schließen. Aber wir waren bislang natürlich nur Lieferant für Anlagen und Fahrgeschäfte gewesen, nie Betreiber. Vom ursprünglich geplanten Gelände am Europaweiher bei Breisach ist der Name Europa-Park geblieben, auch in Neuenburg hatten wir ein Areal im Auge, beides hat aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt. Und so sind wir an den heutigen, sehr schönen und glücklicherweise erweiterbaren Standort in Rust gekommen und ich habe mit 24 Jahren die Verantwortung für den Europa-Park übertragen bekommen.
Schon im ersten Jahr kamen 250.000 Besucher, mittlerweile sind es über sechs Millionen pro Jahr. Was waren besondere Meilensteine gerade auch in Bezug auf die Weiterentwicklung des Parks zur Kurzreisedestination?
Ich habe schon immer gesagt, dass wir vom Kunden her denken müssen, denn der Kunde ist letztlich unser Arbeitgeber. Heute haben wir ein sehr diversifiziertes Angebot mit einem 360-Grad-Ansatz, nicht alles davon hätte ich mir ursprünglich vorstellen können, in vielen Bereichen waren wir Pioniere. Wichtig war sicher das europäische Themenkonzept, das ab 1982 vom Bühnenbildner und Filmarchitekten Ulrich Damrau mit viel Liebe zum Detail peu à peu umgesetzt wurde und unseren Park prägt. Eine neue Epoche begann 1995 mit der Eröffnung des Hotels »El Andaluz«, es war das erste Hotel in einem deutschen Freizeitpark, mittlerweile sind wir mit sechs Hotels und einer Bettenkapazität von knapp 6000 das größte Hotel-Resort Deutschlands. Kulinarische Aushängeschilder sind das seit 2014 mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant »Ammolite« sowie die Restaurant-Weltneuheit »Eatrenalin«. Ein weiteres Standbein ist der 1998 gegründete Confertainment-Bereich mit mehr als 1300 Veranstaltungen und rund 200 TV-Sendungen jährlich. 2001 öffneten wir als erster Freizeitpark in Deutschland unsere Pforten für eine Wintersaison, mittlerweile ist der Dezember einer unserer stärksten Monate. Mit dem 2002 gegründeten Unternehmen MackMedia wird die Welt des Europa-Parks in die digitale Zukunft geführt, neben VR-Inhalten kommt in diesem Jahr auch unser erster Animationsfilm weltweit in die Kinos. Neben Jahr für Jahr neuen Attraktionen und Shows gehört seit 2019 auch unsere Wasserwelt »Rulantica« zu den Meilensteinen. Und nach wie vor liefern wir Fahrgeschäfte und Inhalte an alle großen Parks weltweit – damit sind wir die einzigen, die sowohl Hersteller von Attraktionen wie auch Betreiber eines Freizeitparks sind.
Wo gab es auf diesem Weg auch Stolpersteine?
Wir mussten bei Behörden, Banken und Kooperationspartnern viel Überzeugungsarbeit
für unsere Idee leisten. Dann ging es um praktische Fragen, etwa wie man eine Achterbahn oder eine Eisenbahn im Park genehmigen lässt. Und während der Corona-Pandemie mussten wir neun Monate schließen, haben Hunderte Millionen Euro an Umsatz eingebüßt und mussten Tausende von Menschen in die Kurzarbeit bringen. Zum Glück konnten wir auf Reserven zurückgreifen. Und unser Geschäftsmodell – Unterhaltung für die ganze Familie und eine Auszeit vom Alltag – funktioniert so gut, dass wir heute besser als vor dieser Zeit dastehen.
Wo liegt der Schlüssel für diesen Erfolg?
Zum einen natürlich in der Qualität. Unser Familienunternehmen kommt aus dem Handwerk und wir haben durch alle Generationen hinweg ganz stark auf die Qualität unserer Produkte und ein Wertegerüst gesetzt. Und zum anderen muss man langfristig und vom Kunden her denken, mutig und innovativ sein: Trends erspüren, diese umsetzen, international vernetzt sein und sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Als mein Vater Franz in seinem letzten Interview gefragt wurde, was er seinen Nachfahren wünsche, hat er geantwortet: ›Bodenständig sein und dranbleiben‹. Im Grunde ist mit diesen beiden Aspekten alles gesagt, wie man ein mittelständisches Unternehmen nach vorne bringt.
Europa-Park
heute...
Europa-Park
damals...
Auch der Generationenwechsel ist geglückt, mittlerweile ist im Europa-Park die achte Generation am Werk.
Ja, zum Erfolg eines Unternehmens gehört natürlich auch die Weitergabe. Ich habe mich
schon früh mit diesem Thema beschäftigt. Mit 24 Jahren hat mir mein Vater die Verantwortung fürs Unternehmen übergeben und ich habe mich eigentlich von Anfang an immer als Treuhänder dafür gesehen: Ich wollte es weiterentwickeln und in einem noch besseren Zustand an die nächste Generation übergeben. Wir haben Mediatoren an Bord geholt, haben alle zusammen über zwei Jahre eine Familiencharta entwickelt, die den Fortbestand des Unternehmens noch über die nächsten Jahrzehnte sicherstellen will. Darauf bin ich sehr stolz, dass uns dieser Prozess gelungen ist. Und ich glaube sagen zu können, dass die nächste Generation nicht nur in Verantwortung ist, sondern auch begriffen hat, um was es geht. Mein größter Traum ist letztlich der Fortbestand des Familienunternehmens.
Wie hoch war allerdings der Preis, schon als Kind und Jugendlicher in den
Familienbetrieb eingebunden zu sein?
Ich war fasziniert von der Entwicklung des Unternehmens und den Chancen, die sich mir
boten. Aber diese Erfolgsgeschichte hatte natürlich auch mit Verzicht zu tun. Einen Satz meines Vaters habe ich nicht vergessen, als ich mal mit anderen Jungs kicken wollte: ›Merk dir eins‹, sagte er, ›Du bist nicht die anderen‹. Diese Härte war manchmal schwierig. Auch später war ich mehr in der Firma als zu Hause, das muss die Familie mittragen, auch deshalb wohnen wir direkt am Park, um die verbleibende Zeit nicht im Verkehr zu vergeuden. Aber wenn ich zurückblicke, sehe ich ganz viel Positives.
Wie und wo laden Sie Ihre Akkus auf?
Mit dem Begriff Work-Life-Balance habe ich so meine Schwierigkeiten, weil für mich die
Arbeit auch Erholung sein kann. Nicht immer, ganz klar, aber ich kann daraus auch viel Kraft schöpfen: Durch meine Neugierde und die Innovation, für die wir alle hier arbeiten. Ganz wichtig für mich ist der Schwarzwald: Ich liebe die Region, das Grün, die Ruhe, die tollen Landschaften, die Menschen. Ich fühle mich hier im Schwarzwald extrem wohl und so speist sich meine Energie wahrscheinlich auch zu einem großen Teil aus dem Backup der Heimat. Die größte Erholung finde ich in der Ruhe im Wald, das ist das absolute Alternativprogramm zu meiner »Zappelfabrik« hier.
Sie sind in Freiburg geboren, in Waldkirch aufgewachsen, haben in Karlsruhe (und Stuttgart) Maschinenbau studiert und durch Ihre Auslandsreisen auch die Außenperspektive auf den Schwarzwald gewonnen. Was macht die Region für Sie aus?
Bei der Recherche für die 200-jährige Unternehmenschronik sind wir auf alte Werbeunterlagen gestoßen, dass die Firma Mack deshalb so erfolgreich sei, weil sie den
Schwarzwald hinter sich hat, die Bäume, das Holz. Wir haben früher alles aus Holz gebaut, auch die ersten Achterbahnen, und die Firma war neben der angebotenen Qualität auch deshalb konkurrenzfähig, weil es eben das Material gab. Das hat mich dieser Landschaft auch im übertragenen Sinn sehr nahegebracht. Und dann natürlich die Küche: Meine Mutter kommt aus einer Metzgerei, da gab es immer tolle Fleischprodukte. Wobei
ich zugeben muss, dass mir Bibiliskäs und Brägele fast noch lieber sind. Für mich gibt es
kein schöneres Plätzchen auf der Welt als den Schwarzwald.
Seit der Eröffnung 1975 haben fast 150 Millionen Gäste den Europa-Park besucht. Viele entdecken im Rahmen ihrer Reise auch die Ferienregion Schwarzwald, die wie der Freizeitpark stets steigende Zahlen vermelden kann.
Ich habe mich schon immer im und für den Tourismus engagiert – gemeinsam sind wir stark. Denn der Europa-Park kann einen wichtigen Beitrag für den Schwarzwald-Tourismus leisten, weil wir eine junge Zielgruppe ansprechen, das Durchschnittsalter unserer Gäste liegt bei 28 Jahren. Wenn junge Menschen mit dieser wunderbaren Natur- und Kulturlandschaft des Schwarzwalds in Kontakt kommen, haben wir die Chance, dass sie immer wieder zurückkommen und gerne hier Urlaub machen. Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen belegt, dass wir nicht nur in den parkeigenen Hotels pro Jahr 1,5 Millionen Übernachtungen generieren, sondern dass ausgelöst durch den Europa-Park weitere 2,5 Millionen Übernachtungen in der unmittelbaren Schwarzwald-Region sowie im Elsass dazukommen.
Diese hohe Wertschöpfung in einer grenzüberschreitenden Region korrespondiert mit Ihrer Haltung als begeisterter Europäer.
Mit der Thematisierung unseres Parks haben wir Europa als Kulturlandschaft, als grenzüberschreitendes Angebot ins Zentrum gesetzt. Ich sage immer: Wir haben eine
Sprache – nicht Deutsch, Englisch, Französisch, Schwyzerdütsch und noch vieles mehr, sondern das Lachen. Die Menschen, die zu uns kommen, lachen und das ist die beste Botschaft. Der damalige Senatspräsident Alain Poher hat bei der Eröffnung des Französischen Themenbereichs gesagt: ›Herr Mack, Sie bauen das Europa für Kinder‹. Das treibt mich an, dass wir eine frohe Botschaft für Kinder darstellen und so in ganz bescheidener Form unseren Beitrag dazu leisten, Europa zusammenzubringen, gerade auch in der schwierigen politischen Situation weltweit.
Für Ihr umfangreiches Lebenswerk wurden Sie schon vielfach ausgezeichnet und erhalten nun den »kuckuck«-Award, verliehen von einer Experten-Jury aus dem Schwarzwald. Was bedeutet Ihnen dies?
Der namensgebende Kuckuck ist ein wunderbares Alleinstellungsmerkmal des Schwarzwalds. Von daher fand ich auch die »Kuck Kuck«-Kampagne der Schwarzwald Tourismus GmbH sehr gelungen. Wenn man auf die Charaktereigenschaften des Vogels blickt, dann passt das natürlich auch zu meiner Person: Er ist Glücksbringer, zuverlässig und heiter. Das braucht man in meiner Branche – genauso wie des Vogels Erinnerung, dass man früh aufstehen muss, um große Leistung zu vollbringen. Wie hat mein Vater immer so schön gesagt: ›Wer Feste feiern kann, der kann auch feste arbeiten‹. Auf geht‘s!
50 Jahre Europa-Park
Der Europa-Park ist der mit Abstand größte Freizeitpark Deutschlands und mit jährlich mehr als sechs Millionen Gästen der besucherstärkste saisonale Park weltweit, der bereits neun Mal mit der höchsten Branchenauszeichnung „Golden Ticket Award“ als „Bester Freizeitpark der Welt“ gewürdigt wurde. 14 Achterbahnen sowie mehr als 100 Attraktionen und Shows garantieren Unterhaltung und Spaß für die ganze Familie. Gestartet 1975 auf 16 Hektar, ist das Areal in Rust heute 95 Hektar groß – und Familie Mack hat den Park zur Kurzreisedestination mit 360-Grad-Ansatz weiterentwickelt: Sechs parkeigene Hotels, Camping-Resort samt neuer Westernstadt „Silver Lake City“ (wird bis 2026 weiter ausgebaut), mehr als 90 Gastronomiebetriebe, digitale VR-Inhalte und ganzjähriger Wasserspaß in „Rulantica“. Für die weltweit gerühmte Liebe zum Detail sorgen mehr als 5000 Mitarbeiter aus über 100 Nationen, die in der eigenen Akademie qualifiziert aus- und weitergebildet werden. Roland Mack (Jahrgang 1949) und sein Bruder Jürgen Mack (Jahrgang 1958) sind die siebte Generation des Familienunternehmens, mittlerweile ist die achte Generation mit Michael, Thomas und Ann-Kathrin (Kinder von Roland und Marianne Mack) sowie Frederik Mack (Sohn von Jürgen und Mauritia Mack) am Werk. Das 50-jährige Jubiläum wird am 12. Juli 2025 mit der ersten 24-Uhr-Öffnung gefeiert, mit „Grand Prix of Europe“ kommen ab 24. Juli 2025 die EP-Maskottchen Ed und Edda weltweit ins Kino. www.europapark.de
Gewinner des Schwarzwald-Genuss-Awards „kuckuck“
Um die beliebtesten und besten „Genusshelden“ für ihren kulinarischen Einsatz, ihre Innovationskraft und ihr tägliches Engagement zu würdigen, hat die Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) den Genuss-Award „kuckuck“ ins Leben gerufen, der am 30. Juni 2025 zum vierten Mal vergeben wurde. Neben dem von einer 12-köpfigen Experten-Jury verliehenen Ehrenpreis an Roland Mack konnten alle Schwarzwald-Fans und Genießer in den sechs weiteren Kategorien des Publikumspreises (Lokal/Erlebnis/Nest/Macher/Newcomer/Teamplayer des Jahres) für ihre Favoriten abstimmen. Alle Infos zu den Gewinnern gibt es unter www.kuckuck-award.de
Interview: Michael Gilg, Jens Großkreuz
Fotos: Europa-Park; Schwarzwald Tourismus
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Wir gratulieren dem Europa Park zu 50 Jahren und sagen "Danke!" für unzählige strahlende Augen, unvergessliche Erlebnisse und gemeinsame Momente voller Magie.
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