Martin Wangler
Der Schwarzwälder setzt sich als Schauspieler, aber allen voran als Kabarettist in seinem künstlerischen Schaffen mit dem Schwarzwald auseinander – und ganz dezidiert auch mit dem „Heimat“-Begriff.
Auf Heimat-Tour
Fidelius Waldvogel
Wangler hat sich in den vergangenen Jahren schon mehrmals auf die Spur der „Heimat“ begeben: mit einem alten Eicher-Traktor (Baujahr 1968), im Schlepp einen zur mobilen Bühne umgebauten Waldarbeiterwagen. Diese hat er abends an ausgewählten Orten geöffnet und sein Kabarettstück „Nächste Ausfahrt: Heimat“ präsentiert. Seine Bühnenfigur „Fidelius Waldvogel“ hat einen alemannisch-bauernschlauen Blick auf das Thema. Aber Wangler geht es immer auch darum, sein Publikum nicht nur auf kritisch-humorvolle Weise zu unterhalten, sondern auch gemeinsam zu diskutieren und zu philosophieren.
Was er gelernt hat? „Ich musste feststellen, dass ich den Schwarzwald doch gar nicht so gut kannte, wie ich mir eingebildet habe. Ich habe schöne neue Flecken kennengelernt, oft wurde ich spontan zum Essen oder Kaffee eingeladen. Aber das Interessanteste waren natürlich die Menschen, die ich unterwegs getroffen habe. Nur ein Beispiel: Ein 79-jähriger Schäfer hat mir von seinem Leben erzählt und dabei ganz viel Ruhe ausgestrahlt – da habe ich gemerkt, dass Entschleunigung noch mal was anderes ist als mit Tempo 25 über die Straßen zu tuckern.“
Was ist Heimat
Begriff im Wandel
Der vielschichtige Begriff Heimat spielt in seinen Programmen und Projekten genauso eine Rolle wie die „Freiheit des einfachen Lebens“. Mögliche Zukunftsbilder von „Weniger ist mehr“ werden auf der Bühne ebenso betrachtet wie der Wert einer Speckschwarte. Die Käfighaltung von Stadtmenschen und ihre Sehnsucht nach Landlust steht neben Betrachtungen über das Biotop Kuhfladen. Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel hat einiges an Themen zu bieten: Es wird sinniert, debattiert, musiziert und degustiert. Garantiert sind kraftvoll-ironische, humorreich-pfiffige Abende.
Wangler weist darauf hin, wie sich der „Heimat“-Begriff schon immer verändert hat. „Als ich als Kabarettist anfing, war der Begriff anrüchig und deutschtümelnd. Jetzt ist „Heimat“ in aller Munde und wird fast schon überstrapaziert. Mich interessiert: Was bedeutet „Heimat“ in der globalisierten Welt für Jung und Alt? Wie ist Heimatleben möglich, wenn es im Dorf keinen Bäcker und Metzger mehr gibt, wenn der Wohnort nur noch zur Schlafstätte wird?“ Auch einen hochinteressanten Moment im Kabarett-Programm hat er ausgemacht – wenn das Publikum ganz still wird. Etwa beim Thema Flüchtlinge und deren verlorener Heimat. „Da weiß ich: Wenn ich die Nadel fallen hören kann, habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Denn mit seiner Ur-Schwarzwälder Dialektfigur will er sein Publikum zum Nachdenken anregen: „Wenn alle in Friede, Freude, Eierkuchen nach Hause gehen und alles vergessen haben, dann unterscheide ich mich nicht mehr von der Schlagerparade.“
Auf der Bühne
Das Multitalent
Seine Auftritte sind immer unterhaltsam, denn seine Denkanstöße trägt er auch gerne musikalisch-lyrisch vor – mit Akkordeon, großer Trommel, Tuba, Gitarre oder mittels Gesang. Das Handwerkszeug hat der 1969 in Breitnau geborene Wangler bei seinem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst „Mozarteum“ in Salzburg gelernt. Es folgten Festengagements am Staatstheater Oldenburg und am Stadttheater Ingolstadt. Seit 2003 arbeitet er auch für Film und Fernsehen, zu sehen u.a. in der SWR-Schwarzwald-Serie „Die Fallers“, darin spielt er den Gestütsbesitzer und Stammtischbruder „Bernd Clemens“. Als Kabarettist hat er sich seit 2005 einen Namen weit über die Region hinaus gemacht und setzt seine Popularität auch dazu ein, für das "Badische Nationalspiel" Cego Werbung zu machen. Als künstlerischer Leiter gestaltet er auch Jahr für Jahr das Programm des „Hochschwarzwälder Kleinkunst Festivals“ in Breitnau, mit Kabarettshows, Musik- und Theateraufführungen. Und wie man das Schwarzwälder Kulturgut, den weltbekannten Schwarzwälder Speck, richtig isst, kann wohl niemand besser erklären als „Fidelius Waldvogel“ aka Martin Wangler…
Der Fotograf Sebastian Wehrle aus Freiamt hat „Fidelius Waldvogel“ sehenswert als authentischen Schwarzwälder in Szene gesetzt – passend zu den Themenbereichen Heimat, Tradition, Schwarzwald, Wilderei und Skifahren, die Wangler in seinen Kabarettprogrammen bespielt.
Mehr Informationen zu allen Auftritten von Martin Wangler gibt es unter www.fidelius-waldvogel.de
Text: Michael Gilg
Bilder: Sebastian Wehrle
Chris Keller, Schwarzwald Tourismus
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