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Lieber Herr Sutter, seit mehr als 40 Jahren hauchen Sie mit Ihrer Arbeit alten Gebäuden neues Leben ein. Woher kommt der Antrieb für Ihre vielfach ausgezeichnete Arbeit?

Sutter: „Grundlage meiner Arbeit ist meine Überzeugung: Häuser haben einen Nutzen. Sie wurden also auf diese oder jene Art gebaut, um den Bewohnern zu dienen. Mir geht es bei der Sanierung von alten Gebäuden auch um Denkmalschutz, aber eben nicht nur. Denn: Häuser haben immer den Menschen gedient. Man muss mit ihnen gut umgehen, aber man muss sie vor allen Dingen zukunftsfähig machen, sie also so umgestalten, dass sie den Menschen beim Wohnen, Leben und Arbeiten auch wieder den entsprechenden Nutzen bringen.“

Können Sie diesen Grundsatz an einem von Ihnen sanierten Gebäude konkret erklären?

Sutter: „Die Rainhof Scheune in Kirchzarten-Burg ist dafür ein gutes Beispiel. Sie ist mit mehr als 2000 Quadratmetern Fläche eine der größten Scheunen in Südbaden überhaupt, hatte allerdings ihre Nutzung als Scheune verloren und war nur noch ein großer Lagerraum. Als ich damals das Projekt mitentwickelt habe, kam mir schnell die Idee, dass durch das Gebäude Lebendigkeit entstehen soll, die auch auf den Ort und die Region abstrahlt. Die Rainhof Scheune ist seit 2010 Hotel und Gaststätte, in der Marktscheune gibt es Produkte regionaler Produzenten, in der großen Tenne und im Buchladen finden regelmäßig Kulturveranstaltungen, Lesungen und Konzerte statt. Es ist uns gelungen, das Gebäude in Einklang zu bringen mit dem Konzept, das dahintersteht.

Wenn Treffpunktfunktionen vollständig verloren gehen, wenn also die letzte Gaststätte oder der letzte Einkaufsladen schließt, dann verarmen Orte. Mit meiner und unserer Arbeit wollen wir das verhindern. Bei mir geht es um die Projektentwicklung, ich rechne, präsentiere Zahlen und zeige mit belastbaren Fakten auf, wie und warum ein Projekt zu einem Gebäude passt und funktionieren wird.“

Häuser haben einen Nutzen. Sie wurden also auf diese oder jene Art gebaut, um den Bewohnern zu dienen. Mir geht es bei der Sanierung von alten Gebäuden auch um Denkmalschutz, aber eben nicht nur.

Willi Sutter

Mit Ihrer Arbeit seit den 1980er Jahren – erhalten statt abreißen – waren Sie damals ein Pionier. Die riesige Nachfrage an Ihrer Arbeit zeugt heute auch von einem anderen Zeitgeist, oder?

Sutter: „Inzwischen hat sich die Einstellung zu historischen Gebäuden wie den 300-400 Jahre alten Schwarzwaldhöfen gewandelt. Es wird nicht mehr so einfach abgerissen, man erkennt schon den Nutzen und die Qualität dieser Gebäude. Da haben wir mit unserem Büro sicherlich dazu beigetragen, dieses Bewusstsein zu stärken. Um viele Gebäude, etwa auch den Meierhof in Freiburg, haben wir intensiv kämpfen müssen, dass er nicht einfach abgerissen wird. Aber jetzt werden die 1970er-Gebäude abgerissen, das ist völliger Quatsch, denn diese lassen sich optimal und auch energetisch hochwertig sanieren. Denn: Wir können uns Abrisse nicht mehr leisten. 40 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verursacht das Bauen.

Ein Beispiel aus einem Schwarzwald-Ort: Wir haben kürzlich über ein sehr renommiertes Fachbüro errechnen lassen, welche graue Energie vernichtet wird, wenn das sechsgeschössige Rathaus abgerissen und neu gebaut wird. Durch die eingesparte Energie einer Sanierung könnte man das Gebäude 34 Jahre lang beheizen. Der Gemeinderat hat einstimmig umgeschwenkt und geht jetzt auf Sanierung. Man muss also verständlich machen, was bei einem Neubau passiert. Wir machen Wirtschaftlichkeitsberechnungen, sind Förderspezialisten geworden und wissen, welche Abschreibungsmöglichkeiten es gibt. Das ist der wichtige Aspekt: Wir müssen nachhaltig arbeiten und das leistet dieses Büro. Ich schätze das unheimlich, wie engagiert hier von allen im Team gearbeitet und diskutiert wird. Alle wollen durch ihre Arbeit etwas Sinnvolles machen, sich damit für die wirklich wichtigen Belange dieser Welt einsetzen und es macht mich glücklich, Teil davon zu sein.“

Wir müssen nachhaltig arbeiten und das leistet dieses Büro. Ich schätze das unheimlich, wie engagiert hier von allen im Team gearbeitet und diskutiert wird.

Willi Sutter

Woher kommt der soziale Antrieb bei Ihnen?

Sutter: „Ich bin Jahrgang 1961 und in einer Zeit aufgewachsen, da kamen die jungen Lehrer an die Schulen. Da wurde viel diskutiert. Die großen Themen waren auch hier im Schwarzwald hautnah spürbar, ob AKW, Endlager oder Pershing-Raketen. Das war eine lebendige Zeit, die auch eine kritische Auseinandersetzung gefordert hat. Mein Bruder Rolf war Bauchef von Baden-Württemberg. Unser Weg Richtung Bauen und Sanieren hat wahrscheinlich auch mit Verwurzelung zu tun. Ich hatte jedenfalls schon immer ein Faible für alte Gebäude.

Dazu kommt: Aus meiner Sicht ist der Altbau die einzige Möglichkeit, wenn ich im sozialen Bereich akzeptable Mieten erreichen will. Denn der sanierte Altbau bietet noch die Möglichkeit, Zuschussprogramme einzuholen, günstige Darlehensmittel über die KfW-Förderungen einzubinden und oftmals steuerliche Vorteile zu erlangen. Mit einem Neubau kriege ich das nicht mehr hin: Nach momentanen Berechnungen müssen sie über 20 Euro pro Quadratmeter verlangen, um in eine Deckung zu kommen. Das kann sich doch kaum jemand mehr leisten.“

Setzt sich der Trend zur Urbanisierung also noch weiter fort?

Sutter: „Der Trend ist noch da, die jungen Leute wollen in die Stadt, aber so langsam kommt ein gewisser Dreh rein, dass das Land wieder attraktiver wird. Das hängt ganz stark damit zusammen, dass ich dort Potenziale habe. Wenn man durch den Schwarzwald fährt, sieht man viele Gebäude, deren Potenzial man aktivieren und für günstigere Mieten sorgen könnte. Natürlich braucht es dann aber auch dort funktionierendes Internet, sonst ist man abgehängt. Gibt es das, bietet Home Office heute viele Optionen.“

Sie müssen nur einen Funken setzen. Der wird vor Ort aufgegriffen, es kommt zum Engagement, es entstehen Projekte, Lebendigkeit und Miteinander.

Willi Sutter

Willi Sutter_Porträt

Zur Person

Willi Sutter

Der Schwarzwälder Willi Sutter (Jahrgang 1961) begann nach dem Abitur gemeinsam mit vier Freunden, das „Klösterle“ in seinem Heimatort Neustadt zu sanieren. Nach erfolgreicher Sanierung – wie immer bei Sutters Projekten geht es vereinfacht gesagt darum, Gruppen Raum zu geben und Gebäude zu beleben – kam ein Projekt nach dem anderen dazu, Learning by Doing, zunächst in Neustadt, bald auch in vielen weiteren Orten im Schwarzwald.

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Potenzial gab es schließlich mehr als genug: In den 1980er Jahren wurden mehr Gebäude abgerissen, als im Zweiten Weltkrieg in Deutschland zerstört wurden. Aufgrund der großen Nachfrage entstand letztlich auch das Projektentwicklungs- und Planungs-Büro sutter³ mit Sitz in Freiburg-Littenweiler, das sich dafür einsetzt, historische Bausubstanz zu erhalten, instand zu setzen und Neuem zuzuführen (www.sutter3.de). Sutter hat es bereits an seine Nachfolger übergeben, ist aber noch als Berater und Projektentwickler tätig. Sutter und das mittlerweile rund 30-köpfige Team haben viele Preise für ihre Arbeit gewonnen, u.a. wurde ihm 2006 der Deutsche Denkmalpreis verliehen. Acht Sutter-Projekte gehören zur neuen „Architekturroute“ (www.architekturroute-schwarzwald.info). Dazu zählen der Meierhof in Freiburg, das Wohn- und Geschäftshaus Buggi 52 in Freiburg, das Bürogebäude sutter³ in Freiburg, das Bank´sche Haus in Kirchzarten, die Rainhof Scheune in Kirchzarten-Burg, die Alte Säge in Kirchzarten-Zarten, die Goldene Krone in St. Märgen und der Altbirklehof in Hinterzarten. Sutter ist gemeinsam mit Wolfgang Fugmann auch Vorstand der Wohnbaugenossenschaft „bogenständig“, die speziell Wohnraum für Menschen am Rande der Gesellschaft schafft: für ältere Menschen, für Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen (www.bogenstaendig.org). Zudem ist Sutter im Vorstand des „Forums Weißtanne“ und engagiert sich dort für Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft und das „richtige“ Bauen mit Holz (www.weisstanne.info). Sutter lebt in einem alten Hof in Stegen-Oberbirken.

Inwiefern ist die Schwarzwälder Bauweise, etwa bei den alten Höfen, schon nachhaltig gewesen, bevor es diesen Begriff überhaupt gab?

Sutter: „Gebäude wie die Birkenhofscheune oder die Rainhof Scheune in Kirchzarten-Burg haben eine gute Kubatur – sie sind wahnsinnig kompakt und haben eine große Dachfläche. Energetisch sind sie auch deswegen so gut, weil sie einen weiten Dachvorsprung haben. Bei der Birkenhofscheune haben wir Glasflächen auf den Dachvorsprung gelegt für eine bessere Belichtung: Wenn man im Winter vor die Haustüre geht, dann stellt man bei etwas Sonne fest, dass vor dem Gebäude eine Art Wärmeschleier entsteht. Dieser solare Effekt ist gar nicht berechenbar. Man sieht ihn letztlich nur an den Verbrauchswerten dieser Gebäude, die sind auch ohne große Technik phänomenal. Das zeigt mir: Die haben früher daran wahrscheinlich gar nicht gedacht, das große Dach hat ja sehr viele Funktionen erfüllt: Schutzwirkung für die Tiere, Wohnraum für die Menschen, Lagerflächen. Mit einfachsten Mitteln wurden sie beheizt. Über dem Stall und dem offenen Rauch, wo Wärme aufgestiegen ist, waren die Knechtskammern. Sogar die Fenster-Sprossen waren genormt, so dass man sie immer leicht wiederverwenden konnte.

Bei meiner ersten Sanierung am „Klösterle“ in Neustadt habe ich viel über Putze gelernt, wie sie früher mit Kälberhaaren, Kasein und Sumpfkalk hergestellt wurden. Das trocknet nicht über Luft-, sondern über CO2-Aufnahme aus. Wahnsinnig nachhaltig, ohne Schadstoffe und der Putz ist auch hochgradig atmungsaktiv geblieben. Hochinteressant, wie das alles hergestellt wurde.“

Wir können uns Abrisse nicht mehr leisten. 40 Prozent der CO²-Emissionen weltweit verursacht das Bauen.

Willi Sutter

Nachhaltigkeit basiert auch bei Ihnen auf vielen Säulen: In der Sanierungsweise, in der Weitervermittlung und Anwendung von „altem“ Wissen, im sozialen Aspekt in Bezug auf Mieten und Funktion eines Gebäudes.

Sutter: „Stimmt, und ich glaube, das führt letztlich auch zu einer Regionalentwicklung. Indem ich Menschen zusammenbringe, bringe ich auch eine Region vorwärts. Das liegt unserer Arbeit zugrunde. Ich denke sogar noch einen Schritt weiter: Sozialer Unfriede führt auch dazu, dass Menschen abdriften. Das rechte Spektrum wird stärker, wenn Unzufriedenheit herrscht. Wenn sich Menschen in einem Ort treffen können und Austausch stattfindet, unterbinde ich solche Tendenzen. Unsere Arbeit ist also stark politisch geprägt – und wir diskutieren sie auch stark politisch.“

Und dieses Miteinander sorgt dann optimalerweise auch für mehr gemeinschaftliches Engagement?

Sutter: „Sie sehen an unseren Projekten, beispielsweise Klosterscheune in Oberried, Käppele in Schallstadt, Talvogtei-Scheune in Kirchzarten oder Farrenstall in Freiburg-Waltershofen: Sie müssen nur einen Funken setzen. Der wird vor Ort aufgegriffen, es kommt Engagement, es entstehen Projekte, Lebendigkeit und Miteinander. Das Touristische hat ebenfalls einen wichtigen Aspekt: Es stärkt unsere Region. Der Schwarzwald ist stark abhängig vom Tourismus, das müssen auch die hier lebenden Menschen erkennen und die Chance darin sehen. Denn man kann nicht nur andere Menschen kennenlernen, sondern durch den Tourismus wird auch die Ortsstruktur gestärkt.“

Gäste wie Einheimische können auf der neuen „Architekturroute“ Beispiele für gutes regionales Bauen im Schwarzwald besichtigen und damit auch in Ihre Arbeit eintauchen.

Sutter: „Mir ist dabei wichtig, dass im Rahmen der „Architekturroute“ die Geschichte der Gebäude und die darin steckenden Geschichten erzählt werden, um den Betrachtern eine Auseinandersetzung damit zu ermöglichen. Das schafft die Verbindung zur touristischen Region Schwarzwald und erzählt dabei auch etwas über uns.“

 

Text: Michael Gilg
Bilder: © sutter³ GmbH & Co. KG, © Rainhof Hotel GmbH, © Johannes Meger

Willi Sutter_Porträt

vorher & nachher

Projekte im Schwarzwald

Willi Sutter über von ihm mitentwickelte Projekte, die zur Architekturroute gehören:

Die Goldene Krone in St. Märgen beherbergt heute ein weit über die Region hinaus bekanntes Landfrauen-Café und Wohnungen.

„Geschichtlich eines der wichtigsten Gebäude im Schwarzwald, weil es das erste Hotel war mit Dampfheizung um die Jahrhundertwende. Dort waren wichtige Persönlichkeiten gern zu Gast, u.a. Karl May, Konrad Adenauer und Martin Heidegger. In den 1980er Jahren war das Gebäude quasi am Ende und sollte abgerissen werden. Die Bürger wollten das Gebäude erhalten, der damals gegangene Weg mit Wohnungen und tollem Landfrauen-Café hat sehr gut funktioniert. Würde man heute nochmal entscheiden, könnte ich mir vorstellen, dass man die „Goldene Krone“ als Jugendstil-Hotel wiederaufleben lassen würde, wie das „Paxmontana“ in Flüeli-Ranft. Die Sanierung der „Goldenen Krone“ war ein wichtiger Schritt für den Ort, das Museum im Kloster wurde weiter verbessert, es gibt das Heizprojekt über die Bürgergenossenschaft und die denkmalgeschützte Rankmühle, die aktuell saniert wird.“ www.cafe-goldene-krone.de

Die Goldene Krone in St. Märgen war in den 1980er Jahren quasi am Ende und sollte abgerissen werden.
Rainhof Scheune Kirchzarten

„Es gab eine keltische Siedlung in Burg (Tarodunum). Ein Bauforscher hat festgestellt, dass die Keltensiedlung durch eine Umfassungsmauer abgegrenzt war. Nachdem die Rainhof Scheune Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut war, war die Mauer weg. Das Steinmaterial wurde verwendet, um die Scheune zu bauen. Die Rainhof Scheune besteht in Teilen also aus der alten Keltenmauer.

Als wir die Rainhof Scheune ab 2008 saniert haben, kam ein Landwirt mit einem Bild. Es zeigte ein großes Loch im Dach der Scheune. Im Zweiten Weltkrieg wurde vermutet, dass in dieser riesigen Scheune Waffen gelagert werden. Also wurden Bomben darauf abgeworfen. Diese hatten vorne Rädchen, die sich beim Runterstürzen reingedreht haben, so dass dann am Boden der Zünder losgeht. Wenn sie nicht aus der richtigen Höhe abgeworfen wurden, war das Rädchen nicht ganz reingedreht – die Bombe ist durchs Dach gekracht und im Heu gelandet, ohne dass sie explodiert ist.“ www.rainhof-scheune.de

Die Rainhof Scheune in Kirchzarten-Burg wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, noch ohne den Einsatz maschinell hergestellter Nägel und Schrauben: ein Massivbau mit gemauerten Außenwänden und Steilgiebeln, Werksteingewänden und hölzernem Innengerüst.
Die Weißtanne als Schwarzwälder Charakterbaum prägt die Gestaltung des Bürogebäudes der Firma sutter³.

„Der Neubau steht an Stelle einer aufgegebenen und baufälligen Schreinerei. Das massive Untergeschoss des Vorgängerbaus konnte in die Planung integriert werden und bildet nun den Sockel für den im Erdgeschoss barrierefreien, insgesamt dreistöckigen neuen Baukörper mit Flachdach. Die Weißtanne als Schwarzwälder Charakterbaum prägt die Gestaltung. Der naturbelassene Rundholzstamm im Eingangsbereich ist nicht nur tragendes Element, sondern auch Symbol für die Verwendung des ganzen Stammes. Von den astfreien Täferhölzern im Riftschnitt bei der Innenwandverkleidung bis zu den Schwartenbrettern an der Außenfassade wird alles verbaut. Holz findet ebenfalls Verwendung bei den Ständerwänden, Brettsperrholzdecken, Innenwandbekleidungen, Fenstern, Türen und Dämmstoffen.“ www.sutter3.de

Das massive Untergeschoss des Vorgängerbaus konnte in die Planung des neuen Bürogebäudes der Firma sutter³ in Freiburg-Littenweiler integriert werden.
Der Meierhof in Freiburg ist beispielgebend, wie trotz schwierigster Rahmenbedingungen der Erhalt von wertvoller historischer Bausubstanz durch eine sinnvolle Umnutzung – in diesem Fall zu Wohnraum – gelingen kann.

„Der Meierhof in der Kartaus ist das letzte Beispiel seiner Art als Wirtschaftshof im Freiburger Stadtgebiet. Er ist Bestandteil des 1346 gegründeten Kartäuserklosters Sankt Johannisberg, der Kern des Gebäudes wurde um 1745 erbaut und als Wohnung, Stall und Scheune zur Versorgung der Klosteranlage genutzt. In verschiedenen Bauphasen erfolgten zahlreiche Umbauten, so dass sich Baugeschichte über mehrere Jahrhunderte hinweg nachvollziehen lässt. Die Nutzung als Bauernhof wurde etwa 2010 aufgegeben, seitdem stand das Gebäude leer. Im Zuge der Umnutzung der ehemaligen Klosteranlagen für die Oberstufenschule United World College sollte auch der Meierhof wieder nutzbar gemacht werden. Ein Gutachten bescheinigte zunächst so große Schädigungen, dass die Erhaltungsfähigkeit in Frage und ein Abbruch unmittelbar bevorstand. Wir konnten uns dann mit den Eigentümern einigen und haben das Gebäude saniert mit einem Substanzerhalt von mehr als 80 Prozent – die 12 entstandenen Wohnungen sind außergewöhnlich. Die Sanierung war 2021 abgeschlossen und wurde mit dem Baukulturpreis ausgezeichnet. Der Meierhof ist beispielgebend, wie trotz schwierigster Rahmenbedingungen der Erhalt von wertvoller historischer Bausubstanz durch eine sinnvolle Umnutzung – in diesem Fall zu Wohnraum – gelingen kann.“ www.sutter3.de

Die Nutzung des etwa 1745 in Freiburg erbauten Meierhofs als Bauernhof wurde etwa 2010 aufgegeben, seitdem stand das Gebäude bis zur Sanierung leer.
Das Gebäude Buggi 52 in Freiburg ist mit der Gesamthöhe von 25m knapp unter der Hochhausgrenze.

„Deutschlandweit ein Vorzeigeprojekt für den Holzbau, komplett FSC-zertifiziert (internationales Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldwirtschaft). Unten drin ist ein Lebensmittelmarkt, auf dem Dach davon eine Kita, die aufgesetzten sieben Stockwerke sind komplett in Holzbauweise realisiert, auch der Aufzugsschacht, das Treppenhaus und die Außenfassade. Viele der von uns im Team erarbeiteten Teillösungen wurden in die Baurichtlinie Baden-Württembergs übernommen, es wurde mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg und dem Baukulturpreis ausgezeichnet. Ich bin dort Bauherr und Projektentwickler gewesen. Wir wollten möglichst wenig Beton verwenden, um möglichst nachhaltig zu sein. Und wir wollten auch zeigen, dass man mit wenig Holz viel bauen kann – das ist schließlich immer ein Vorwurf an die Holzbauweise gewesen.  Das Gebäude ist toll geworden, auch im sozialen Bereich, die Mühe hat sich gelohnt. Aber das 2021 eröffnete Wohn- und Geschäftsgebäude hat auch enorm Nerven gekostet, rund um den Brandschutz gab es von Seiten der Stadt viele Bedenken, die wir aber klären konnten. Das Team hat super zusammengehalten, so haben wir es geschafft.“ www.freiburg.de 

„Deutschlandweit ist die Buggi 52 in Freiburg, ein insgesamt achtstöckiges Wohn- und Geschäftsgebäude, ein Vorzeigeprojekt für den Holzbau, es ist komplett FSC-zertifiziert.
Das Bank’sche Haus in der Hauptstraße in Kirchzarten nach der Sanierung.

„Das ist für mich persönlich ein ganz besonderes, maßgebliches Gebäude, es ist sehr detailgetreu, speziell und energetisch hochwertig saniert und hat den Baukulturpreis. Das Haus von 1707 ist eines der ältesten Gebäude in Kirchzarten – bei der Sanierung war uns die Gegenüberstellung von Holzbau im 18. und 21. Jahrhundert wichtig, um so die Entwicklung über die Jahrhunderte und das Zusammenspiel von Alt und Neu zu zeigen. So haben wir etwa die Rauchküche, das Stüble und die Schlafgemächer oben original erhalten, dazu haben wir einen Stahlanbau ans Gebäude gekoppelt, der Luftigkeit bringt. Bei der Eröffnung nach der Sanierung kam eine sehr alte Frau zu mir, die dort noch als Magd gearbeitet hat bei einem Bauern, der sie ohne Ende getriezt hat. In solchen Gebäuden steckt viel Geschichte und viele Geschichten.“ www.sutter3.de

Das Bank’sche Haus in der Hauptstraße in Kirchzarten ist eines der vermutlich ältesten Gebäude im Dreisamtal.
Die Alte Säge in Kirchzarten-Zarten ist ein Kulturdenkmal der besonderen Art und wird rege als Veranstaltungsort genutzt.

„Die Alte Säge ist ein Kulturdenkmal der besonderen Art: Die über 150 Jahre im Gemeindebesitz befindliche Mühle war immer auch ein Sinnbild für die Unabhängigkeit der Gemeinde; Unabhängigkeit von den umliegenden Ortschaften und später auch für die Unabhängigkeit ihrer Genossenschaftsmitglieder. Um dieses Kulturdenkmal erhalten zu können, entschied man sich für eine zweigeteilte Lösung: Die eigentliche Sägeanlage mit ihrer historischen (durch Wasserkraft bewegten) Hochgangsäge und der neueren (durch Dieselmotor betriebenen) Gattersäge wurde restauriert und ist heute in einem musealen Rahmen als ein Stück Ortsgeschichte zu besichtigen. Der südliche Teil wurde zu einem Veranstaltungsraum umgebaut. Durch verglaste Öffnungen im Boden lässt sich von dort in die Sägeanlage blicken. Von dem Fachwerk-Skelett blieb bei der Instandsetzung vieles erhalten, nur hier und da musste ein morscher Balken ersetzt werden. Außen sieht es anders aus: Hier prunkt die Außenfassade mit hellem Douglasienholz und auch das Dach ist komplett neu gedeckt. Die Alte Säge wird als Veranstaltungsraum rege genutzt.“ www.sutter3.de

Durch verglaste Öffnungen im Boden lässt sich in der "Alten Säge" in Kirchzarten-Zarten in die Sägeanlage blicken.
Das mehrfach umgebaute, renovierte und erweiterte Gebäude Altbirklehof wurde nach langem Leerstand von Mai 2019 bis September 2020 durch den Projektentwickler Willi Sutter saniert.

„Der um 1550 errichtete Altbirklehof gilt heute als drittältester im Kern erhaltener Eindachhof im Hochschwarzwald. Im Laufe der Zeit erfuhr der Hof viele Umbau- und Nutzungsphasen, die vom Wandel der Bauform Schwarzwaldhof, der Weiterentwicklung der Bautechniken und nicht zuletzt von den steigenden Ansprüchen der Bewohner zeugen. Nach Jahren des Leerstands war die Zukunft des denkmalgeschützten Kleinods lange ungewiss, bis schließlich vom Eigentümer, dem Internat „Schule Birklehof e.V.“, in Zusammenarbeit mit unserem Team ein tragfähiges Nutz­ungs- und Sanierungskonzept entwickelt wurde: Von 2019 bis 2020 wurde der Hof unter größtmöglichem Erhalt der historischen Substanz saniert und zu einer Wohngemeinschaft für Internatsschüler und zwei Wohnungen für Personal der Schule umgebaut. Nach historischem Vorbild wurde auch der Bauerngarten wiederhergestellt, der sich zwischen dem Gebäude und dem an der Grundstücksgrenze verlaufenden Schwarzwaldquerweg Freiburg – Konstanz erstreckt. Der Kabarettist Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel nutzt die alte Stube auch, um dort seine Stücke zu schreiben.“ www.altbirkle.de

Der Altbirklehof – kurz „Altbirkle“ – (vor der Sanierung) wurde 1550 erbaut und liegt im Herzen des weitläufigen Geländes des Internats Birklehof in Hinterzarten.