Kooperation der Genüsse

Unter dem Titel „Feine Adressen“ vermarkten sich zwischen Karlsruhe und Bad Herrenalb 13 Gastronomen und Erzeuger mit Qualitätsanspruch. Eine Kooperation der Genüsse im Nordschwarzwälder Albtal, bei der vom Bäcker bis zum Brauer und vom Landgasthof bis zum Sternerestaurant die gesamte Bandbreite von Anbietern vertreten ist. Von Andreas Steidel

Kooperation der Genüsse im Albtal

Im Landgasthof "König von Preußen" in Frauenalb wird auf regionale Frischeküche mit Spezialitäten wie Schwarzwaldforelle, Spargel oder Wild aus heimischen Wäldern gesetzt. – © König von Preußen

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An der malerischen Klosterruine von Frauenalb liegt der Landgasthof „König von Preußen“. Ein Wirtshaus mit Tradition und einem recht ungewöhnlichen Namen. Selbst der Chef des Hauses Hohenzollern war schon hier, um dem Geheimnis des preußischen Gasthausnamens auf die Spur zu kommen. Das Rätsel konnte auch er nicht lösen, allerdings wusste er danach sehr genau, wo man in der Gegend gute Wildgerichte zu essen bekommt.

Der „König von Preußen“ ist eine von 13 „Feinen Adressen“ im Nordschwarzwälder Albtal. So althergebracht er klingt, so modern geht es in seinem Inneren zu: Die beiden jungen Brüder Roy und René Rath haben ihn vor einigen Jahren von den Eltern übernommen und daraus einen Gastronomiebetrieb mit Anspruch gemacht. Der Laden läuft und die Gäste kommen, um die Zukunft muss sich hier keiner Sorgen machen.

Auch bei „Schwitzer‘s Hotel am Park“ in Waldbronn herrscht Aufbruchsstimmung. Ein Spitzen-Koch, eine Hotel-Fachfrau und ein Hotel-Manager haben sich zusammengetan und hoch über dem Kurpark neu gebaut. Binnen kurzem hatten sie einen Michelin-Stern und ein ausgeklügeltes Konzept mit Brasserie und Bistro, das eine Vielzahl von Gästen anlockt.

Vor über zehn Jahren begannen sich im Albtal Gastronomen zusammenzuschließen und gemeinsam zu vermarkten. Zu den federführenden Initiatoren gehörte Bernhard Zepf, Inhaber des „Erbprinzen“ in Ettlingen. Beim „Erbprinz“ laufen bis heute alle Fäden zusammen. Die jährlichen Genießerabende, bei denen sich die „Feinen Adressen“ mit ihren Qualitätsprodukten präsentieren, finden auf seinem weitläufigen Areal statt.

Dann wird geschlemmt und getafelt, werden Häppchen probiert und süße Desserts, leckere Vorspeisen und regionale Köstlichkeiten. In diesem Frühjahr fand der Genießerabend nach der Corona-Pause nun erstmals wieder statt, die Veranstaltung war wie immer sehr schnell ausverkauft.

Genuss steht immer im Mittelpunkt

Aktionen wie diese sind typisch für die „Feinen Adressen“ im Albtal. Viele Jahre gab es kulinarische Dampfzugfahrten und einmal sogar ein „Grenzfest“ an der alten Trennlinie zwischen Baden und Württemberg. Beide Traditionen fließen zusammen in der Region: Gehört der „König von Preußen“ mit dem Kloster Frauenalb gerade noch zu Baden, so beginnt in Bad Herrenalb bereits altwürttembergisches Gebiet.

Das bietet allerlei Raum für Frotzeleien und Brutzeleien. Badisches und Schwäbisches mit einem Hauch mediterraner Leichtigkeit, das lieben sie im Albtal. Zum Beispiel in „Hartmaier‘s Villa“ in Ettlingen, wo zur exquisiten Küche erlesene Weine serviert werden. Das Gebäude ist ein Paradebeispiel, wie moderne Gastronomie ein halbverfallenes Areal wiederbeleben kann. Neben „Hartmaier’s“ ist auf dem Anwesen der alten Fabrikantenvilla „Watt‘s Brasserie“ eingezogen, beide gehören zum Kreis der „Feinen Adressen“. Außerdem hat das „Watt’s“ auch gleich noch ein Hotel eröffnet, von dem Privat- und Geschäftsleute gleichermaßen profitieren.

Es ist die gehobene Gastronomie auf der einen Seite, die die Kooperation der „Feinen Adressen“ kennzeichnet. Neben den Sterne-Häusern wie „Schwitzer’s“ und dem „Erbprinz“ wäre da noch das „Lamm“ in Bad Herrenalb-Rotensol zu nennen, dessen Weinkeller weit über die Region hinaus bekannt ist und der immer wieder auch als stimmungsvolle Event-Location dient.  

Auf der anderen Seite haben auch bodenständige Betriebe wie „Vogel-Bräu“ ihren Platz in der Genussgemeinschaft. Rudi Vogel war mit seinen Brauhäusern in Ettlingen, Karlsruhe und Durlach ein Pionier der Gasthausbrauerei-Szene. Alle seine Biere sind naturtrüb und die Speisen zünftig. Das Ambiente hat Stil, in Ettlingen hat Vogel einen alten Kinosaal zur Bauereigaststätte umgestaltet.

Mit dem „Café Schubert“ gehört auch eine Konditorei zum Kreis der „Feinen Adressen“. Die Kuchenauswahl ist famos, alles wird von Hand zubereitet, Backmischungen sind ein Fremdwort. Für das Heidelbeertörtchen und die Rumschnitte nehmen die Kunden auch eine weitere Anreise gerne in Kauf.

Enorme Vielfalt

Von regionalen Erzeugern bis zur Spitzengastronomie

Die enorme Vielfalt ist eines der Markenzeichen der „Feinen Adressen“ im Albtal. Man kann Kaffee und Bier trinken gehen, mit und ohne Stern speisen. Hinzu kommen die Erzeuger, die hinter den guten Gerichten stehen: Ein Metzger, ein Bäcker, eine Café-Rösterei und ein Bioland-Betrieb sind ebenfalls Mitglied der Genuss-Kooperation.

Ihre hochwertigen Produkte finden sich auf den Speisekarten der Restaurants wieder, doch kann man sie genauso gut in ihren Ladengeschäften besuchen. Die „Metzgerei Glasstetter“ aus Malsch-Völkersbach beliefert bundesweit Sterne-Restaurants mit ihren Köstlichkeiten. Albtal-Urlauber decken sich immer wieder gerne dort ein, bevor sie die Heimreise antreten.

Bei „Fricke-Bäck“ in Waldbronn schmeckt man den Unterschied zwischen einer Handwerksbäckerei und der Vielzahl von Großfilialisten, die es heute gibt. Mit seinen Backwaren beliefert er auch die Sterne-Gastronomie von „Schwitzer’s“, die unmittelbar neben der Bäckerei liegt. Direkt bei „Schwitzer’s“ angesiedelt ist auch das „Röstwerk von Herzog Kaffee“ mit seinen duftenden Bohnen aus aller Welt.

Schließlich ist mit dem „Biolandhof Reiser“ auch ein bäuerlicher Betrieb mit von der Partie. Auch der beliefert zahlreiche der Mitgliedsbetriebe und betreibt überdies einen eigenen Biobauernmarkt in Straubenhardt-Conweiler, in dem sich die Gäste eindecken können.

Gut zehn Jahre nach der Gründung ist die Kooperation der „Feinen Adressen“ im Albtal eine feste Größe. Das gilt auch für die dortige Tourismusgemeinschaft Albtal Plus, die in enger Verzahnung mit den „Feinen Adressen“ entstand. Eine gute und empfehlenswerte Küche ist ein gewichtiger Reisegrund. Wenn dann noch die passenden Wander- und Ausflugstipps dazukommen, ist der Urlaubstag perfekt.

Weitere Gastronomiekooperationen:

Die „Feinen Adressen“ im Albtal (www.albtal-tourismus.de) sind nicht die einzige Gastronomiekooperation im Schwarzwald. Zum Beispiel gibt es in den Naturparken Schwarzwald Mitte/Nord (www.naturparkschwarzwald.de) und Südschwarzwald (www.naturpark-suedschwarzwald.de) Zusammenschlüsse der Naturparkwirte. Die Mitglieder legen dabei besonderen Wert auf eine regionale und nachhaltige Küche. Am Kaiserstuhl vermarkten sich rund 40 Gastronomen und Hoteliers unter der Dachmarke „Kulinarischer Kaiserstuhl“ (www.naturgarten-kaiserstuhl.de). Im „Zweitälerland“ verwöhnen die Waldkircher Orgelköche den Gaumen ihrer Kundschaft (www.zweitaelerland.de). 

Andreas Steidel

Über den Autor

Andreas Steidel

Andreas Steidel ist freier Reisejournalist mit Wohnsitz in Calw im Nordschwarzwald. Er hat festgestellt, dass der Schwarzwald keineswegs so dunkel ist wie sein Name klingt. Wer sich erst mal intensiv mit ihm beschäftigt merkt, wie viele lichte Seiten er hat und wie viele helle Köpfe es hier gibt. Stoff genug für farbenfrohe Reportagen, die er seit vielen Jahren für verschiedene Publikationen macht. Dabei sattelt er gerne das Rad oder schnürt die Wanderstiefel. Als Schwarzwald-Guide führt er zuweilen sogar selbst Gäste durch die Natur.