Das traute Heim des "Urwalddoktors"

In seinem Haus in Königsfeld im Schwarzwald erholte sich Albert Schweitzer von seiner Arbeit als Arzt in Afrika im Kreis seiner Familie. Heute ist das Gebäude ein Museum. 

Ein Streifzug durch Königsfeld von Andreas Steidel

Albert Schweitzer und seine Familie

Albert Schweitzer mit Tochter Rhena und Ehefrau Helene. Aufgrund eines Lungenleidens empfahlen die Ärzte Helene Schweitzer, in einen Luftkurort zu ziehen. Ihre Wahl fiel auf Königsfeld, das sie von einem Kuraufenthalt kannte. – © Gemeinde Königsfeld

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Er war einer der ersten „Ärzte ohne Grenzen“ und 38 Jahre alt, als er 1913 erstmals nach Afrika ging, um im heutigen zentralafrikanischen Gabun ein Hospital zu gründen. Als „Urwalddoktor“ ist Albert Schweitzer (1875–1965) daher den meisten Menschen ein Begriff. Doch der deutsch-französische Arzt war auch promovierter Philosoph, Professor der Theologie sowie ein renommierter Organist und Bach-Interpret. Mit Hunderten von Konzerten erspielte er Geld für sein Lebenswerk, das auf seiner Weltanschauung der „Ehrfurcht vor allem Leben“ gründete. Für sein medizinisches Engagement erhielt er 1952 den Friedensnobelpreis.

Rückzugsort von den strapaziösen Afrika-Reisen

Schweitzers zweite Heimat wurde Königsfeld am Ostrand der Ferienregion Schwarzwald. In dieser heilklimatischen Schwarzwald-Gemeinde baute er 1923 für seine kleine Familie, Ehefrau Helene und Tochter Rhena, ein Haus nach seinen Vorstellungen, in dem er sich von seiner strapaziösen Tätigkeit während der zahlreichen Aufenthalte im tropischen Lambaréné erholte. „Die Zeit in Königsfeld war die schönste meines Lebens: In Königsfeld konnte ich ruhig arbeiten, hatte eine Orgel, konnte im Wald gehen, hatte viele Freunde“, schrieb er einmal in einem Brief. Heute ist das ehemalige Wohnhaus eine Dokumentationsstätte, die die ganze Geschichte Albert Schweitzers erzählt und alle Lebensbereiche abdeckt.

Im Dienst der Menschlichkeit

Theologe, Philosoph, Musiker

Museale Gegenstände sind nur wenige ausgestellt: Möbel, Tagebücher, Briefe, Geschenke aus Afrika und eines seiner Tropenklaviere, auf dem heute noch Konzerte gegeben werden. Stattdessen informieren Schautafeln, Fotografien, Filme und Zeitzeugenberichte. In sieben Räumen schreitet man durch das Lebenswerk und das Gedankengebäude eines Menschen, der seine Schaffenskraft in den Dienst der Menschlichkeit gestellt hat – angefangen mit der Kindheit des gebürtigen Elsässers, in der sein eigenes Glück und das empfundene Leid der Welt die Person formte, die er war.

Es folgen die Jahre in Lambaréné. Ein Raum ist ganz der Bedeutung Helene Schweitzers gewidmet, ohne deren tätige Unterstützung der Aufbau des Hospitals nicht möglich gewesen wäre. Das einstige Arbeitszimmer würdigt den Musiker, Philosophen und Theologen Albert Schweitzer und sein geistiges Werk. Musikliebhaber kommen hier in den Genuss, von Schweitzer gespielte Orgelwerke zu hören. Immer wieder gibt es auch spannende Vorträge.

Im Rathaus Königsfeld befindet sich im ersten Stock eine weitere Ausstellung mit Exponaten aus dem Leben von Albert und Helene Schweitzer in Königsfeld und deren Wirkungsstätte Lambaréné.

Mehr Infos: Albert-Schweitzer-Haus, Schramberger Str. 5, 78126 Königsfeld; Telefon 07725.800945; www.albertschweitzer-haus.de

Andreas Steidel

Über den Autor

Andreas Steidel

Andreas Steidel ist freier Reisejournalist mit Wohnsitz in Calw im Nordschwarzwald. Er hat festgestellt, dass der Schwarzwald keineswegs so dunkel ist wie sein Name klingt. Wer sich erst mal intensiv mit ihm beschäftigt merkt, wie viele lichte Seiten er hat und wie viele helle Köpfe es hier gibt. Stoff genug für farbenfrohe Reportagen, die er seit vielen Jahren für verschiedene Publikationen macht. Dabei sattelt er gerne das Rad oder schnürt die Wanderstiefel. Als Schwarzwald-Guide führt er zuweilen sogar selbst Gäste durch die Natur.