200 Jahre Kurhaus Baden-Baden

Wie würde es sich anfühlen einen Ort zu besuchen, wo schon unzählige Prominente, Zaren, Kaiser, Präsidenten, Kanzler, Schauspieler, Schriftsteller, Sportler oder „Miss Germany“ zu Gast waren? Die Ausstellung „The Place to be“ liefert einen gelungenen Überblick über die schillernde Geschichte von 200 Jahren Kurhaus Baden-Baden und seiner illustren Besucher mit beeindruckenden Bildnissen der verschiedenen Epochen. Von Elmar Langenbacher

Baden-Baden_Kurhaus

Eine Zeitreise stellt die Fotowand für die Besucher dar. – © Elmar Langenbacher

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In ehrfürchtigen Hallen wandeln, Konzerten lauschen, genussvoll speisen oder eine Kugel am historischen Roulettetisch riskieren? Auf 200 Jahre Glanz und Gloria blickt das weltberühmte Kurhaus Baden-Baden dieser Tage zurück. Dokumentiert in einer sehenswerten, luftig und leicht präsentierten Ausstellung auf zwei Etagen mit großformatigen, historischen Abbildungen im Stadtmuseum Baden-Baden, einen kleinen Spaziergang durch die einmalige Flaniermeile entlang des Flüsschens Oos, der Lichtentaler Allee, entfernt. Eine Parkanlage mit sonnendurchfluteter Botanik, welche die Stadt mit dem Kloster Lichtental verbindet.

Baden-Baden: Berühmte mondäne Bäderstadt, UNESCO-Weltkulturerbe. Schon die Römer nutzten die warmen Quellen im milden Klima, im Tor zum Schwarzwald, einst Residenzstadt des Hauses Baden. Was der Stadt mit ihrem prächtigen Schloss und Gebäuden zum Verhängnis wurde: Sie wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) völlig niedergebrannt. Die Krise als Chance: Buchstäblich aus der Asche entstand so eine Stadt von unvergleichbarer Schönheit, Belle Époque! Glanzstück ist das Kurhaus Baden-Baden – das am meisten fotografierte Gebäude der Stadt. Wer in Baden-Baden weilt, der geht auch zum Kurhaus. Ein Ort des Zusammentreffens von Menschen, kulturelles Highlight, internationales Feeling, friedliche Atmosphäre. 2024 wird es 200 Jahre alt!

 

Der Weg zum Kurhaus von heute

Vom renommiertesten Architekten seiner Zeit, Friedrich Weinbrenner (1766 – 1826) entworfen, wurde es 1824 fertiggestellt und immer wieder erweitert, den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Vorgänger des Kurhauses war das sogenannte Promenadehaus von 1766, alles war noch recht übersichtlich, schließlich zählte man im 18. Jahrhundert erst rund 500 Badegäste pro Jahr. Eine reine Angelegenheit für den Sommer. Nachdem der Fremdenverkehr deutlich zunahm, wurde das erste Promenadehaus von Friedrich Weinbrenner um einen Ballsaal erweitert, der Tanzsaal erhielt eine Erweiterung, und: der erste Spieltisch wurde aufgestellt. Außerdem wurde ein hölzernes Theater nördlich des Hauptgebäudes (heutiger Spielbankflügel) gebaut. Am Ende der Saison 1821 begannen auf Anweisung von Großherzog Ludwig die Vorarbeiten für den Bau des neuen Conversationshauses, heutiges Kurhaus. Der Neubau sollte neben einem großen Saal ein Lesekabinett, Spielräume, eine Restauration, ein Theater sowie Nebenräume für kleinere Bälle und Privatgesellschaften erhalten. Die Planungen wurden erneut Friedrich Weinbrenner übertragen. In dieser Baumaßnahme entstand unter anderem die markante klassizistische Säulen-Fassade des Hauptbaus. Hinter der Säulenfassade wurde der prachtvolle Conversationssaal gebaut – der heutige „Weinbrennersaal“. Er sollte überwiegend die Promenade der Kurgäste bei schlechtem Wetter sein. Hier sollte man umher spazieren, miteinander plaudern, Musik hören und ab und an ein paar Gulden an den in den Nebenräumen aufgestellten Spieltischen riskieren.

1838 übernahm Jacques Bénazet – und nach dessen Tod sein Sohn Edouard – das Conversationshaus und baute den Veranstaltungsbereich weiter aus, um Platz für weitere Spieltische und kulturelles Programm zu schaffen. Dank des seit 1837 in Frankreich bestehenden Spielverbots und auch der Eisenbahnanbindung im Jahr 1844 stiegen die Besucherzahlen immer weiter an. Die „neuen“ Säle – heute Spielbank – wurden im französischen Zeitgeschmack der 1850er üppigst ausgestattet im Stil von Ludwig XIII. bis Ludwig XVI. – Prunk und Farbigkeit sollten die Besucher beeindrucken. Und tun dies bis heute. Viele berühmte Künstler wurden für Gastspiele engagiert: Die Komponisten Clara Schumann, Hector Berlioz, Franz Liszt, Johannes Brahms oder die „schwedische Nachtigall“ Jenny Lind sind nur einige der Namen der damals gefeierten Stars. Eine der Neuerungen war, dass das Kurhaus 1872/73 erstmals ganzjährig geöffnet blieb. 1870 erhielt der Restaurationsflügel eine überdachte Terrasse. Somit hatte man zwar die Symmetrie des Gesamtkomplexes zerstört, hatte aber den Wünschen des Gastronomiebetreibers Rechnung getragen.

Wie schon mit dem pfälzischen Erbfolgekrieg kam erneut Unheil über die Stadt: Das Verbot von Glückspiel! Deswegen waren doch sehr viele Gäste eigens nach Baden-Baden gereist, prächtige Hotels waren entstanden. Die Krise erneut als Chance: Baden-Baden setzte vermehrt auf kulturelle Ereignisse, was einen Ausbau des Conversationshauses erforderte. Professor August Stürzenacker lieferte 1908 mit seinen Plänen eine ideale Lösung und erfüllte den Wunsch der Stadt nach einem großen und kleinen Saal für Konzerte, Theater, Bälle, Kongresse und große Essen. Gleichzeitig plante er die Neubauten so, dass die Symmetrie und Fassade des Weinbrennerbaus erhalten blieb. Im Zuge dessen wurde der heute bestehende Haupteingang geschaffen. So fällt auch heute noch beim Eintreten der Blick direkt in die innere Halle und auf den Treppenaufgang. Die Grundfarben Schwarz, Grün und Messing hielten damals in die Eingangshalle Einzug. In den Wirtschaftswunderjahren wurde das Kurhaus dem Zeitgeschmack angepasst, ohne die Wurzeln zu verlieren. So stellt das Kurhaus auch heute noch ein besonderes Erlebnis dar.

 

Barack Obama zu Gast

Steht man vor dieser beeindruckenden Kulisse, so fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt, Frack und Zylinder sind zwar Geschichte, die Eleganz aber ist noch immer da. Und vor allem die einmalige Kulisse aus Architektur und Grünanlagen. Eine Kulisse für herausragende Ereignisse: So fand 2009 der Nato-Gipfel im Kurhaus statt. Die Staatsoberhäupter waren der Einladung von Kanzlerin Angela Merkel gefolgt, selbst der damalige amerikanische Präsident Barack Obama wandelte auf dem Boden des Kurhauses, bejubelt von den Menschen. So wie einst Konrad Adenauer, als im Kurhaus die Geburtsstunde der Europäischen Gemeinschaft war. Das Olympische Komitee tagte in Baden-Baden, „Sportler des Jahres“ werden hier gekürt. Der „Deutsche Medienpreis“ wird hier verliehen, 2019 hatte das Kurhaus Besuch vom wohl bekanntesten Rehkitz des Landes, „A Tribute to Bambi!“

Die Kulisse als Gesamterlebnis

Diese Kulisse und das Gesamtkunstwerk ist es auch, welche die Menschen zum Kurhaus ziehen. Der Baden-Badener Christkindelsmarkt mit den unzähligen Buden und verführerischen Düften wird so zu einem der schönsten Weihnachtsmärkte überhaupt, im Sommer treffen sich die Oldtimerliebhaber. Und bei alledem folgt das Kurhaus seiner Tradition als Veranstaltungsort von hochrangigen Konzerten aller Genres, auch der Superstar Ed Sheeran war zu Beginn seiner Karriere beim „New Pop Festival“ zu Gast. So ist das Kurhaus auch ein gesellschaftlicher Mittelpunkt für die Menschen.

Info

Die Ausstellung „The Place to be“ zum 200-jährigen Jubiläum des Kurhauses ist bis 4. Mai 2025 im Stadtmuseum Baden-Baden zu sehen. Der Eintritt kostet 5 Euro. Mehr Infos dazu und eine Übersicht der Veranstaltungen im Kurhaus gibt es unter www.baden-baden.com

Über den Autor Elmar Langenbacher gibt es hier ein Porträt.