Die fünftägige Hüttentrekking-Tour führt von Bernau nach Schönau durch die traumhafte Landschaft des Südschwarzwalds. – © Birgit-Cathrin Duval
Hüttentrekking-Tour im Südschwarzwald
Der Morgen beginnt mitten in der Nacht. Müde schäle ich mich aus dem Hüttenschlafsack. Es ist noch dunkel, als ich die Dießlin-Hütte verlasse. Bevor ich auf meiner letzten Etappe ins Tal nach Schönau absteige, will ich noch einmal hoch hinaus. Und bin zu nachtschlafender Zeit um 3 Uhr aufgestanden. Raus und rauf. 400 Höhenmeter sind es zum Gipfel des Berges, auf dem einst die Kelten ihren Sonnengott verehrten. Der Aufstieg zum Sonnenaufgang auf den 1414 Meter hohen Belchen ist die Krönung meiner Hüttenwanderung.
Vor fünf Tagen bin ich im Bernauer Hochtal gestartet. Mit Rucksack und großer Vorfreude. Wandern bedeutet für mich Freiheit, Ausbruch aus dem Alltag, den Kopf frei bekommen, mich auf Wesentliches besinnen und pure Natur genießen. Und das Schönste dabei: Diese Hüttentrekking-Tour führt mich in fünf Tagen durch die atemberaubende Landschaft des Südschwarzwalds, zu den höchsten Gipfeln und auf die urigsten Hütten und Almen, in denen ich nicht nur einkehren, sondern übernachten werde. Vier Nächte auf über 1000 Metern. Das ist purer Wanderluxus.
Im Rucksack trage ich nur meine Wechselkleidung, Erste-Hilfe-Set, Wasser und etwas Proviant. Und das wichtigste Ausrüstungsstück, das mich auf Hüttenwanderungen begleitet: mein wärmender und besonders leichter Hüttenschlafsack.
Die erste Etappe führt mich auf einem der schönsten Premiumwanderwege, dem Bernauer „Hochtal Steig“ über Bergweiden und steile Waldpfade zum Hohfelsen, einem kleinen Felsmassiv, das mir den Aufstieg mit einer fantastischen Aussicht auf das Bernauer Hochtal belohnt. Entspannt liege ich auf der Himmelsliege und spüre dieses Gefühl, das ich beim Wandern so liebe: Ich bin bei mir, im Augenblick. Der Alltagsstress weicht von mir, ich spüre, trotz Rucksacks auf den Schultern, eine Leichtigkeit.
Ich rieche den Sommer. Der Duft von sonnengetränkten Heublumen und Kräutern liegt in der Luft. Am Riggenbacher Eck bin ich bereits auf 1.125 Metern. Die nächsten Tage bleibe ich auf über 1000 Metern. Das verspricht traumhafte Aussichten und herrliche Schwarzwaldluft.
Und wieder wird der Anstieg belohnt: Am kleinen Spießhorn auf 1.330 Metern mit einem weiteren herrlichen Rastplatz und Ausblick auf den zweithöchsten Gipfel im Schwarzwald, das 1415 Meter hohe Herzogenhorn, und den Berg des Sonnengottes, den Belchen. Bis weit in die Alpen reicht der Blick: Eiger, Mönch, Jungfrau – was für ein Panorama! Ein Viscope, ein „intelligentes Aussichtsfernrohr“, blendet sogar die Bergnamen und deren Höhen ein. Nur ein kleines Wegstück weiter gelange ich zum höchsten Punkt der heutigen Etappe, dem Großen Spießhorn auf 1.349 Metern mit dem Gipfelpavillon. In der Ferne sehe ich die markante Kuppel des Doms in St. Blasien.
Mein Ziel ist die Krunkelbachhütte auf 1294 Metern, die zwischen dem Spießhorn und dem Herzogenhorn liegt. Seit 1993 wird die Hütte von der Familie Jünger bewirtschaftet und ist Dreh- und Angelpunkt für Wanderer und Mountainbiker. Am Abend, als alle Tagesausflügler fort sind und es ganz still ist, erlebe ich die Hütte in einer völlig neuen Dimension: Mit Erbseneintopf und einem Enzianschnaps, der zugegebenermaßen sehr erdig schmeckt, feiere ich den ersten Tag, bevor ich, satt vom Essen und den Eindrücken, mein Zimmer beziehe und mich in meinen Hüttenschlafsack kuschle.
Nach einem zünftigen Hüttenfrühstück wandere ich auf das Herzogenhorn. Nach einem steilen Aufstieg gelange ich zum höchsten Gipfelkreuz im Schwarzwald. Was für ein großartiges Gefühl! Die Ausblicke – phänomenal. Die gesamte Alpenkette, von der Zugspitze bis zum Mont Blanc. Die heutige Tour zur Gisibodenalm verläuft über den „Silberberg-Trail“, der an einigen Stellen ausgesetzt und alpin ist, aber genau diese Wege sind es, die ich beim Wandern so liebe: Schmale Pfade, wurzlige Steige, weit weg von allem. Diese Etappe ist anstrengend und sie verlangt nach einer guten Orientierung, und ich bin froh, neben der Wanderapp auf dem Smartphone eine Wanderkarte dabeizuhaben.
Die Gisibodenalm liegt auf 1168 Metern und so idyllisch, wie man es sich nur vorstellen kann. Rundherum nur Wälder und Weiden. Auf der großen Sonnenterrasse lasse ich erstmal den Rucksack fallen und die Eindrücke des Tages sacken. Das kulinarische Angebot auf dem Gisiboden ist der Traum eines jeden Trekking-Wanderers. Die Nacht dunkel und still. Der Tagesanbruch mit Blick auf den Belchen, der sich erneut als Sonnenberg Belenos in Szene setzt, ist überwältigend.
Die dritte Etappe führt zum Almgasthof Knöpflesbrunnen. Vorbei am höchsten Naturwasserfall Deutschlands, dem Todtnauer Wasserfall, und über die spektakuläre, 450 Meter lange Hängebrücke „Blackforestline“ wandere ich zum Knöpflesbrunnen. Es duftet nach Bärwurz und Wiesenkräutern. Mächtige knorrige Weidbäume säumen die Hochebene. Das Almgasthaus liegt auf 1100 Metern mit Ausblicken auf das Wiesental mit seinen sattgrünen Weidelandschaften und Panoramablick zu den Alpen. Abends kehrt auch hier eine Ruhe ein, wie man sie eben nur auf dieser Höhe erleben kann. Dunkle, stille Nächte versprechen einen tiefen Schlaf und gute Erholung.
Auf der vierten Etappe wandere ich fast 17 Kilometer zur Dießlin-Hütte am Belchen. Der Weg führt mich entlang des Naturschutzgebiets Wiedener Weidberge mit Hainsimsen-Buchenwald und artenreichen Borstgraswiesen. Die Wanderwege sind ebenso traumhaft wie die Landschaft. Über schmale Pfade mit felsigen Abschnitten geht es auf dem „Wiedener Panoramaweg“ zur Passhöhe am Wiedener Eck, auf dem „Westweg“ zum Premiumwanderweg „Belchensteig“.
Den Schlüssel zur Dießlin-Hütte bekomme ich beim Wanderheim in der Nähe. Es ist eine Selbstversorgerhütte, aber ich ziehe ein Abendessen im nahegelegenen Belchenhotel Jägerstüble vor, das habe ich mir heute mit der längsten Etappe verdient. Und dann kuschle ich mich recht früh in meinen Hüttenschlafsack, denn den Sonnenaufgang auf dem Belchen will ich mir nicht entgehen lassen.
Zur Tour:
Die Hüttentrekking-Tour startet in Bernau und endet in Schönau in der Schwarzwaldregion Belchen. Rückfahrt ist per öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Taxi möglich.
Die Hüttentrekking-Tour muss individuell geplant und gebucht werden, eine Pauschale gibt es nicht. Aufgrund der Ruhetage der Hütten muss die Tour zwischen Mittwoch und Sonntag gestartet werden. Alle Informationen, Anschriften der Hütten, Tourenbeschreibungen mit GPX-Tracks gibt es hier.
Viele weitere Wandertipps im Schwarzwald gibt es unter www.wandern-schwarzwald.info