Überraschungen im "Tal X"

Eine Tallandschaft voller Überraschungen steht im Mittelpunkt der Gartenschau in Freudenstadt und Baiersbronn. Sie findet vom 23. Mai bis 12. Oktober 2025 statt und lädt zu allerlei Entdeckungen im „Tal X“ ein, das entlang des Forbachs die beiden Orte im Nordschwarzwald verbindet. Von Andreas Steidel

Gartenschau im Tal X

Der Märchenpark bei der Gartenschau im Tal X – © Ulrike Klumpp/Gartenschau Freudenstadt und Baiersbronn 2025 gGmbH

Baiersbronn kennen viele: Seine herausragende Kulinarik mit den Sterneköchen, die wunderbaren Wandermöglichkeiten mit einer Vielzahl exzellenter Hütten – davon hat man gehört. Ähnliches gilt für Freudenstadt, die Kreisstadt auf 730 Meter Höhe. Stolz ist man dort auf den fast mediterran wirkenden Marktplatz mit den vielen Arkaden, der größte seiner Art in Deutschland.

Doch was ist eigentlich dazwischen? Die Landschaft hinter den Kulissen sozusagen. In einer Talsohle abseits der Hauptstraße liegen die Weiler Christophstal und Friedrichstal, das eine gehört zu Freudenstadt, das andere ist ein Teil von Baiersbronn. Orte der frühen Handwerkskunst, der alten Industriekultur, ein Bergbaustollen wurde einst nach Herzog Christoph von Württemberg benannt.

Mitten hindurch plätschert der Forbach, ein Nebenfluss der Murg, der Freudenstadt und Baiersbronn verbindet. Er formt eine Talsohle mit allerlei Windungen, Auen, bewaldeten Hügeln und Wiesen. Ein acht Kilometer langes Band, das nun im Zentrum der Gartenschau 2025 steht. Vom 23. Mai bis 12. Oktober wird das „Tal X“ zur Promeniermeile, zum Natur- und Blumengarten, mit klassischen und überraschenden Erlebnismöglichkeiten für die Besucher.

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Der Name „Tal X“ wurde nicht zufällig gewählt: Das X steht als Platzhalter für eine noch unbekannte Vielfalt, die es zu entdecken gilt. Wirft man einen Blick auf das Logo, sind es zugleich die zwei Schenkel einer Achse, die das Miteinander zweier Kommunen repräsentieren.

Die haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihren Gästen ein besonderes Schwarzwalderlebnis zu verschaffen. So hat Baiersbronn den alten Kurpark aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Neue Grünflächen sind entstanden, ein Weiher entlang der Schelklewiese, der auch nach der Gartenschau erhalten bleiben wird. Dort erwacht in einem Märchenpark auch die Geschichte vom Holländer Michel aus Wilhelm Hauffs „Das Kalte Herz“ zu neuem Leben. Nicht weit davon entfernt gibt es eine Jugendaktivfläche mit Pumptrack, wo sich auch die jungen Besucher austoben können.

Das Gartendorf lädt dann zum Träumen ein: Im Holz-Pavillon des Landkreises Freudenstadt dürfen die Besucher Platz nehmen und eine virtuelle Reise in den Schwarzwald unternehmen: Eine digitale Schau mit raffinierten optischen Effekten, so wie sie auch bei der Monet-Ausstellung in Stuttgart zum Einsatz kam.

Das geographische Zentrum der Gartenschau ist Friedrichstal, ein alter Industriestandort, an dem noch heute die Schwäbischen Hüttenwerke produzieren. Dort kann man im Museum Königshammer die Herstellung von Sensen erleben und im Schatten der idyllisch gelegenen Michaelskirche ein paar schöne Momente der Ruhe verbringen.

Die Kinder können sich auf einem Grubenspielplatz vergnügen und Umweltinteressierte entlang einer Allee von Klimabäumen spazieren gehen. Natürlich ist auch der Nationalpark Schwarzwald vertreten, jenes Großschutzgebiet, das zu einem Gutteil auf der Gemarkung Baiersbronn liegt. Man erlebt ihn am Wilden Eck auf dem Weg von Friedrichstal nach Christophstal.

Fast unmerklich überschreitet man nun die Gemeindegrenze von Baiersbronn und Freudenstadt, stößt dabei auf einen historischen Biedermeiergarten und die modernen Schaugärten der Landschaftsgärtner: Vergangenheit und Gegenwart der Gartenkultur sollen gleichermaßen abgebildet werden.

Zu den Besonderheiten der Gartenschau im „Tal X“ zählt auch ein Schaubecken, das Einblick in die Zucht von Schwarzwaldforellen gibt. Überdies kann man an historischer Stätte die Prägung von „Christophstalern“ erleben, eine alte Münze, die ebenso wie die Feilenhauerei mit Wasserkraft betrieben wurde.

Am Ende gilt es doch noch einen Höhenunterschied zu bewältigen: Von Christophstal nach Freudenstadt führt die Adlersteige, die im Zuge der Gartenschau einen neuen Serpentinenweg bekommen hat. Überdies können Abenteuerlustige dort auch in einer Röhrenrutsche den Hang hinabsausen. Schließlich hat man den großen Marktplatz in Freudenstadt erreicht, der als vielfältiger Ort von Veranstaltungen dient.

Über 1200 Events sind auf der Gartenschau geplant. Neben der großen Auftaktveranstaltung am 23. Mai, auf der auch das „Schwarzwald Musikfestival“ mit der „Carmina Burana“ ein kurzes Gastspiel geben wird, sind es vor allem regelmäßig wiederkehrende Programmpunkte, die die Besucher erwarten.

Dazu gehören die Reihen „Die Region rockt“ (freitags), „Jazz and Wine“ (donnerstags), Literatur (mittwochs) und „Beweg dich“ (Montag bis Freitag). Jeder Sonntag klingt mit einem Sundowner aus, einmal im Monat gibt es ein Freiluftkino. Überdies laden die Kirchen täglich zu einer Andacht ein. Höhepunkte sind auch die Thementage, bei denen Trachten, Gospelmusik, Traktoren oder der Bergbau im Mittelpunkt stehen.

Natürlich hat auf der Gartenschau auch die Kulinarik ihren Platz. Das beginnt mit der Showküche auf der Schelklewiese, geht weiter mit der Kultveranstaltung „SWR Pfännle“ und umfasst auch die Ernährungstipps der „AOK Küche“.

Besonders stolz sind dabei sowohl die Gartenschaugeschäftsführerin Cornelia Möhrlen als auch Oberbürgermeister Adrian Sonder (Freudenstadt) und Bürgermeister Michael Ruf (Baiersbronn), dass es gelungen ist, die örtliche Gastronomie mit einzubinden. Werden Gartenschauen kulinarisch zumeist von überregionalen Catering-Unternehmen versorgt, soll in den Küchen des „Tales X“ auch ein lokaler Wind wehen. „Eine Herausforderung“, wie die Beteiligten unumwunden zugeben.

Eine Herausforderung ist bei jeder Gartenschau auch die Mobilität. Wie komme ich dorthin beziehungsweise von A nach B auf einem Gelände, das immerhin acht Kilometer lang ist? Da hilft zum einen die Tatsache, dass parallel allein drei S-Bahn-Haltestellen zu finden sind. Überdies wird es für mobilitätseingeschränkte Menschen einen Shuttle-Service geben und die Möglichkeit, Rollstühle auszuleihen.

In Christophstal darf man sogar in einer Rikscha Platz nehmen und ist ansonsten natürlich eingeladen, einfach gemütlich durch das Gelände zu spazieren. Ein Leitsystem von Wegepunkten führt die Besucher, die Verbindung der beiden Orte Baiersbronn und Freudenstadt mit entsprechender Beschilderung gehört zu den Dingen, die über die Gartenschau hinaus erhalten bleiben. Neu ist überdies, dass man parallel zum Gelände auch auf einem Radweg das „Tal X“ erkunden kann.

Wie Oberbürgermeister Adrian Sonder und Bürgermeister Michael Ruf betonen, ist es vor allem die Infrastruktur, die langfristig von der Gartenschau profitieren wird. Die Grünanlagen, der Kurpark, die Adlersteige, die Schaugärten und Spielplätze – all das wird bleiben. In Friedrichstal wurde das Schmiedemuseum erweitert und eine Brücke erneuert. Überdies ist der Zugang zum S-Bahnhof nun komplett barrierefrei.

Grund genug also, einmal in Freudenstadt und Baiersbronn vorbeizuschauen – ob nun während der Gartenschau oder danach.

Information

Die Gartenschau im „Tal X“ beginnt am 23. Mai und geht bis 12. Oktober 2025, geöffnet täglich. Tageskarte inklusive ÖPNV 19 Euro, Dauerkarte 99 Euro (Vorverkauf 89 Euro), Kinder bis einschließlich 16 Jahre haben freien Eintritt. Parkmöglichkeiten in Baiersbronn (Parkplatz Aue) und Freudenstadt (Sulzhau, mit Shuttle zum Marktplatz). www.tal-x.de 

Andreas Steidel

Über den Autor

Andreas Steidel

Andreas Steidel ist freier Reisejournalist mit Wohnsitz in Calw im Nordschwarzwald. Er hat festgestellt, dass der Schwarzwald keineswegs so dunkel ist wie sein Name klingt.  Wer sich erst mal intensiv mit ihm beschäftigt, merkt wie viele lichte Seiten er hat und wie viele helle Köpfe es hier gibt. Stoff genug für farbenfrohe Reportagen, die er seit vielen für verschiedene Publikationen macht. Dabei sattelt er gerne das Rad oder schnürt die Wanderstiefel. Als Schwarzwald-Guide führt er zuweilen sogar selbst Gäste durch die Natur.