Schwarzwald Panoramaweg

Viel Schwarzwald - noch mehr Panorama: Am Ende eines viel zu langen Arbeitstages stehe ich endlich doch noch am Enzufer. Vor mir der alte Gasometer von Pforzheim, neben mir die Einstiegstafel des „Schwarzwald Panorama-Radwegs“ mit dem gesamten Verlauf der 280 Kilometer langen Strecke bis nach Waldshut-Tiengen. Mit dem Finger fahre ich die Strecke bis zum Titisee nach – dort befindet sich das Ziel meiner Reise... 

Auf Fahrradtour mit Carolin Heymann
 

Südschwarzwald Radweg Rast

Rastplatz am Südschwarzwald-Radweg in der Ruhe des Waldes – © Schwarzwald Tourismus GmbH

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Anreise: Pforzheim und ein Hauch Historie

Ich zurre meine Gepäcktaschen am Trekkingrad fest, setze den Helm auf und fahre durch die schlanke Baumallee in Richtung Innenstadt. Immer an der Enz entlang führt mich der Weg wieder aus Pforzheim heraus. Die Sonne steht schon recht tief und ich beeile mich, um noch im Hellen zu meiner ersten Unterkunft in Birkenfeld rund sechs Kilometer südwestlich von Pforzheim zu kommen.

Nach einer kurzen Erfrischung mache ich mich auf den Weg in die Gaststube. Der gemütliche Raum ist bereits voll besetzt, aber zum Glück öffnet mir die freundliche Bedienung den Durchgang zum kleinen Festsaal. Überrascht von der fast schon kitschig schönen, historischen Einrichtung genieße ich das Abendessen.

Tag 1: Wald, Wald und… Wald

Schon früh setze ich mich am nächsten Morgen wieder auf mein Rad. Die Luft ist kühl und frisch, aber bald beginnen die ersten Sonnenstrahlen auf der Enz zu glitzern.

Rund 20 Kilometer flussaufwärts erreiche ich Bad Wildbad. Bereits bei den Vorbereitungen zur Tour habe ich mich für die Alternative über den Sommerberg entschieden –  dank Sommerbergbahn 300 Höhenmeter zu sparen klingt einfach zu verlockend. Der Einstieg in die Bahn ist mit Gepäcktaschen zwar etwas mühsam, immerhin hat man nur drei Minuten Zeit. Bei den fünf Mountainbikern, die mit mir im Abteil sind und zwischen denen ich mir wie ein Exot vorkomme, sieht das schon eleganter aus. Aber das Gefühl nach dem Start ist super: Die Sommerbergbahn hebt Rad und Fahrer mühelos aus dem Enztal hinauf und gibt die ersten Aussichten frei.

Oben angekommen geht es direkt hinein in den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Die Beschilderung des „Höhenradwegs West“ weist hier den Weg. Neben einigen aussichtsreichen Picknickplätzen ist die „Grünhütte“ eine gute Adresse zum Einkehren. 

Mein Tipp: Pfannkuchen mit Blaubeeren!

Auf einsamen Wald- und Schotterwegen führt der Radweg hügeliger als gedacht durch den Naturpark bis nach Seewald-Besenfeld. Dort treffe ich wieder auf das altbekannte Logo des „Panorama-Radwegs“ und folge der Beschilderung bis nach Freudenstadt. Mitten in der Stadt taucht auf einmal der riesige Marktplatz mit Wasserspiel und spielenden Kindern auf. Schön, wieder unter Menschen zu sein!

Müde von den Höhenmetern und der Sonne, aber glücklich, suche ich nur noch schnell den Weg zum Hotel – in der Sauna unter Sternenhimmel lasse ich meinen Tag gemütlich ausklingen.

Tag 2: Kulturlandschaft mit Ausblick

Ab Freudenstadt beginnt die Etappe direkt mit einem der steilsten Anstiege hoch zum Friedrichsturm. Dafür bekomme ich aber eine tolle Aussicht als Belohnung.

Weiter geht es wieder in den Wald hinein, wo mich ein kleiner Abstecher zur 300 Jahre alten und etwa 50 Meter hohen Großvatertanne bringt. Nach einigen Kilometern und kurzen steilen Anstiegen führt der Radweg wieder aus dem Wald hinaus und durch Loßburg hindurch. Hier ergeben sich die ersten weiten Ausblicke!

Loßburg hinter mir lassend, tauche ich in die bäuerliche Kulturlandschaft am Rande des östlichen Schwarzwalds ein: Über geschmeidige Hügel geht es durch Felder und Wiesen und vorbei an Kühen und Enten. Immer wieder entzückt mich der Geruch von frisch geschnittenem Heu.

Die Blicke schweifen lassen

Der „Schwarzwald Panorama-Radweg“ führt auf überwiegend verkehrsarmen Nebenstraßen immer auf der Höhe weiter und erlaubt, die Blicke schweifen zu lassen. Nicht nur Rastplätze und tolle Aussichten laden zum Verweilen ein, auch kleinere Städtchen wie das beschauliche Königsfeld bieten Einkehrmöglichkeiten entlang des Radweges.

Die letzten Kilometer kämpfe ich mich durch die dichter werdende Bebauung bis zu meinem Hotel unweit der Altstadt von Villingen-Schwenningen. Mit einem großen Loch im Bauch frage ich an der Rezeption nach der nächsten Pizzeria und verputze schließlich beim urigen „Großherzog“ eine leckere Holzofenpizza.

Danach bin ich gestärkt für einen kleinen Spaziergang durch die mittlerweile nächtliche Altstadt zurück zum Hotel.

Tag 3: Panorama pur auf dem Höchst

Der Morgen bricht an und auch der Villinger Wochenmarkt füllt sich mit Leben. Heute hole ich mein Vesper direkt vom Markt.

Durch das Brigachtal führt der Radweg nach Bräunlingen. Es ist frisch in der Tallandschaft, aber schon bald wärmt die Sonne. Nicht weit entfernt fließt die Brigach mit der Breg zusammen und gemeinsam fließen sie als Donau weiter bis ins Schwarze Meer.

Ab jetzt geht der Streckenverlauf bergauf. Am Kirnbergsee lege ich eine kleine Verschnaufpause ein. Kurz danach beginnt die Lange Allee – und die macht ihrem Namen alle Ehre: Sie verläuft kerzengerade und stets leicht bergan durch den Löffinger Stadtwald.

Atemberaubendes Panorama über den Schwarzwald

Mittlerweile ist der Himmel ein bisschen zugezogen, aber es bleibt trocken. Bei Schwärzenbach wird es noch einmal richtig steil, bevor der Höhepunkt der Etappe sichtbar wird: Auf dem Höchst bietet sich ein atemberaubendes Panorama über den südlichen Schwarzwald!

Im Anschluss geht es steil bergab Richtung Neustadt – gute Bremsen sind hier die wichtigste Lebensversicherung!

Bei Neustadt biegt der Radweg nach Westen ab, um nach einigen Kilometern an den Titisee zu führen. Nach der Ruhe und Gelassenheit der zurückliegenden Kilometer überwiegt hier der Trubel der vielen Touristen und Ausflügler. Für mich endet hier die Reise auf dem „Schwarzwald Panorama-Radweg“ und ich gönne mir noch ein Eis, bevor ich die Heimreise antrete.

Fazit: Tolle Ausblicke und gestählte Waden

Ich hatte fantastische Radeltage und bin durch abwechslungsreiche Landschaften gefahren. Durch dichten Wald und auf breiten Schotterwegen, durch saftig grüne Kulturlandschaften mit kleinen Nebenstraßen und entlang naturnaher Flusstäler. Nur beim Anstieg zum Höchstberg bei Schwärzenbach habe ich doch tatsächlich kurz über die Vorteile eines E-Bikes nachgedacht…

Carolin Heymann

Über die Autorin

Carolin Heymann

Carolin Heymann war vier Jahre für die Schwarzwald Tourismus GmbH in Freiburg tätig - sie koordinierte den Arbeitskreis Rad und war bei verschiedensten Produktentwicklungen Projektleiterin.