Radgenuss über Grenzen hinweg

Links und rechts des Rheins die Landschaft mit dem Fahrrad erkunden – das bedeutet neue Naturwelten entdecken, Kulturelles kennenlernen und Kulinarisches genießen. Es gibt kaum eine schönere Art, das Dreiländereck Baden, Elsass und Schweiz zu erleben. Eine Zusammenstellung von Gaby Baur
 

Holzbrücke bei Bad Säckingen

Die längste überdachte Holzbrücke bei Bad Säckingen verbindet das deutsche und das schweizerische Rheinufer. – © Tourismus- und Kulturamt Bad Säckingen

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Die Idee für die „Dreiländerbrücke“ (Passerelle des Trois Pays) von Weil am Rhein nach Huningue in Frankreich wurde bereits 1996 geboren. Der damalige Außenminister Joschka Fischer begrüßte das Vorhaben als „nützlichen Baustein im Haus Europa“. Es sollte aber noch mehr als zehn Jahre dauern, bis am 30. März 2007 die Brücke für die Bevölkerung freigegeben und im Sommer mit einem Brückenfest eingeweiht wurde. Die Brücke hat eine Länge von 248 m und eine Spannweite von rund 230 m. Sie wurde u.a. mit dem „Deutschen Brückenbaupreis“ sowie der höchsten internationalen Auszeichnung, der „Arthur G. Hayden Medaille“, prämiert. Die „Dreiländerbrücke“ ist außerdem die weltweit längste freitragende Fußgänger-  und Radfahrerbrücke.

Per Rad zu entdecken ist sie beispielsweise auf der rund 33 km langen Museen-Radtour Süd, einer von 20 attraktiven Radtouren entlang des Rheins. Vom französischen Huningue geht es zunächst über die „Dreiländerbrücke“ nach Weil am Rhein zum „Vitra Design Museum“. Ein Besuch in einem der weltweit führenden Designmuseen ist fast schon ein Muss. Entlang des Flüsschens Wiese führt die Tour weiter nach Lörrach. Wer mehr über das Dreiländereck erfahren möchte, findet im einzigartigen „Dreiländermuseum“ die zentrale Dauerausstellung zur Geschichte und Gegenwart der Region am Oberrhein. Empfehlenswert ist im Anschluss ein Abstecher zur Burg Rötteln: Sie ist eine der größten Burgruinen Südbadens und bietet sehenswerte Fernblicke.

Weiter geht’s ins nahegelegene Riehen in der Schweiz zum Kunstmuseum „Fondation Beyeler“. Die renommierte Sammlung umfasst mehr als 400 Werke der klassischen Moderne und der Gegenwart. Die Rundtour führt dann wieder nach Weil am Rhein, sehenswert ist etwa der „DreiLänderGarten“, ein 30 Hektar großer Landschaftspark. Am Zielpunkt Huningue warten weitere Highlights: Garnisonskirche, Vauban-Festung von Ludwig XIV. oder Abstecher nach St. Louis zum „Historischen Museum“ und zum „Museum für Gegenwartskunst“. Mehr Infos und weitere Touren unter www.2ufer3bruecken.eu und www.weil-am-rhein.de

Tipp: Der „Museums-Pass“ ist Eintrittskarte für 345 Museen, Schlösser und Gärten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Ab dem ersten Museumsbesuch hat man mit dem Museums-Pass ein Jahr lang freien Eintritt in die Dauer- und Sonderausstellungen der Mitgliedsmuseen. Nähere Infos unter www.museumspass.com

Highlights auf der Strecke 

Schlösser, Burgen und Co.

Ein wichtiges und imposantes Kulturdenkmal in Bad Säckingen direkt an der Schweizer Grenze ist die Holzbrücke. Die älteste Erwähnung der Brücke findet sich in den „Kolmarer Annalen“ um die Zeit 1270. Mehrfach wurde die Brücke durch Hochwasser beschädigt, gar weggerissen oder bei Kriegen und Angriffen zerstört. Mittlerweile ruht die Brücke seit dem 19. Jahrhundert auf steinernen Brückenpfeilern. Die Holzkonstruktion schuf der Laufenburger Zimmermann Blasius Baldischwiler um 1800; er wird seither als ihr Schöpfer bezeichnet. Die Holzbrücke mit ihren über 400 Jahren ist die längste überdachte Holzbrücke Europas mit exakt 203,7 Metern. Für Fußgänger oder Radfahrer ist es ein besonderer Spaß, mitten auf der Brücke auf dem „weißen Strich“ gleichzeitig in zwei Ländern zu stehen. Mehr Infos unter www.badsaeckingen.de

Durch Bad Säckingen führt der bekannte Rheinradweg, der auf rund 1500 km Länge die Schweizer Alpen mit der Nordsee verbindet. Die zweite Etappe führt vom Bodensee über Schaffhausen nach Basel. Unterwegs finden sich malerische Städte und Dörfer wie Bad Säckingen. Neben der imposanten Holzbrücke sollte dort unbedingt das barocke St. Fridolinsmünster und das „Müllmuseum“ besichtigt werden. In Basel angekommen, hat man die Auswahl zwischen mehr als 40 Museen. Besonders schön ist die Altstadt und die „Basler Pfalz“: So wird die hoch über dem Rhein gelegene Terrasse hinter dem Münster genannt. Sie bietet eine herrliche Aussicht über die Altstadt hinweg, weit hinaus ins Dreiländereck. Mehr Infos zur Radtour unter www.eurovelo.com

Die Rheinbrücke von Breisach am Westrand der Ferienregion verbindet den Ort mit dem elsässischen Neuf-Brisach. Sie existiert seit 1263 und war im Mittelalter die einzige Verbindung über den Rhein zwischen Basel und der Nordsee. Mehrfach wurde sie zerstört. Seit 1962 ist es eine Straßenbrücke mit einer Länge von 282,8 m. Seitlich sind Fußgänger- und Radwege ausgewiesen. Direkt an der Rheinbrücke beginnen einige grenzüberschreitende Radtouren:

Eine besonders schöne ist die „Tour links und rechts des Rheins Süd“ mit rund 75 km: Im Bereich Bad Krozingen und Müllheim ist die Hügellandschaft besonders reizvoll. Von hier aus genießt man den Panoramablick auf Belchen, Hochblauen und die Vogesenhöhen. Malerische kleine Ortschaften, uralte Nussbäume, fruchtbare Gärten und Weinhänge säumen immer wieder die Strecke. In Heitersheim passiert man das ehemalige Malteserschloss, und in Hügelheim brüten mit etwas Glück Störche auf dem Kirchturm. Bei Balgau im Elsass empfiehlt sich ein Besuch der Kapelle Thierhurst. Dann fährt man nach Vogelgrun und über den Rhein zurück nach Breisach. Weitere Tourentipps unter www.breisach.de

Kehl und Straßburg haben 2004 die erste grenzüberschreitende Landesgartenschau ausgerichtet. Dabei wurde das französische und das deutsche Rheinufer durch die „Passerelle des Deux Rives“, die preisgekrönte Fußgänger- und Radfahrerbrücke, miteinander verbunden. Die beiden Stege der Brücke, die Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist, treffen sich in der Mitte des Rheins in einer 100 Quadratmeter großen Plattform. Der bekannte Pariser Architekt Marc Mimram, von dem der Entwurf stammt, wollte damit ein Zeichen der Verbundenheit setzen.

Die Tour „Piste des Forts“, auch „Festungsroute“ genannt, führt auf 85 Kilometern rund um Straßburg und Kehl zu historischen Festungsanlagen. Dabei können insgesamt 19 Anlagen des sogenannten „Befestigungsgürtels“ – 16 auf französischer Seite, drei auf deutscher Seite – entdeckt werden, der ab 1870 angelegt wurde. Manche von ihnen sind noch gut erhalten, von anderen sind lediglich ein paar Steine übrig. Landschaftlich führt die Tour abwechselnd entlang von Wäldern, Kanälen und Wiesen.

Rund um Kehl erstreckt sich ein mehr als 120 km langes Radwegenetz, das immer wieder tolle Ausblicke bietet. Die Rheinauen und die fast urwaldartigen Rheinauenwälder sind ideal zum Wandern und Radfahren. Die französische Nachbarstadt Straßburg begeistert neben moderner Architektur im Europaviertel auch mit den mittelalterlichen Gassen rund um das Münster. Es gibt noch zwei weitere grenzüberschreitende Radtouren ab Kehl: Die „Römer-Tour“ mit rund 130 km und die „Franziskaner-Tour“ mit 53 km, mehr Infos unter marketing.kehl.de

Der „Rundradweg PAMINA-Rheinpark Nord“ lädt ebenfalls zu einer spannenden Entdeckungstour ein. Die grenzüberschreitende Route führt durch die Regionen Südpfalz, Nordbaden und das Nordelsass. Die Rheinbrücken Maxau verbinden die badische Großstadt Karlsruhe mit der rheinlandpfälzischen Stadt Wörth. PAMINA ist ein „künstlicher“ Raumbegriff: PA steht für den französischen Begriff Palatinat (Südpfalz), MI für den Mittleren Oberrhein und NA für den französischen Raum Nord-Alsace.

Zahlreiche Natur-, Kultur- und Kulinarik-Highlights entlang der Strecke laden zum Verweilen ein. Das „Zentrum für Kunst und Medien“ in Karlsruhe verbindet Kunst, Technik und Industrie und zählt zu den bedeutendsten Museen der Welt. Weitere Highlights auf der Strecke sind die Spuren der Römer in Rheinzabern, die elsässische Gastlichkeit in Lauterburg und das Naturerlebnis in den wunderschönen Rheinauen. Der Weg ist durchgehend beschildert und größtenteils asphaltiert. Weitere Tourentipps unter www.pamina-rheinpark.org und www.karlsruhe-tourismus.de.

Den südbadischen Landkreis Emmendingen und das mittlere Elsass verbindet der Radweg von Elzach nach Villé. Der knapp 90 km lange „Europaradweg“ wurde 1993 eröffnet und ist in beide Richtungen markiert. Wer im Schwarzwald starten will, beginnt mit der Tour am Bahnhof in Elzach. Weiter geht es über die Orgelstadt Waldkirch nach Emmendingen mit der imposanten Hochburg. Dann geht’s entlang der Elz in Richtung Kaiserstuhl nach Riegel. Besonders schön und auf jeden Fall einen Stopp wert ist das historische Endingen. Über Wyhl führt die Route nach Königschaffhausen, einer traditionellen Anbauregion von Kirschen. Schöne Obstbäume und Weinberge zieren die Landschaft bis Sasbach. Danach radelt man durch den Auewald am Rhein, bis sich die moderne Stahlbetonbrücke über den Rhein ins Elsass schwingt.

An der Stelle der heutigen Brücke gab es bereits im Mittelalter einen Rheinübergang, der von der Burg Limburg überwacht wurde. Die Strecke passiert die Marckolsheimer Schleuse am Grand Canal d'Alsace und das Wasserkraftwerk. Der Vergnügungspark „Parc des Cigognes“ lädt zum Verweilen ein. Nachdem man das wunderschöne Fachwerk- und Weindorf Kintzheim passiert hat, geht es scharf rechts in Richtung Châtenois. Entlang der „alten römischen Straße“ erreicht man die bekannte Weinlage „Chapelle Sainte Croix“. Nun folgt man der „Route du Vin“ in Richtung Dambach. Wo die D35 rechts nach Scherwiller abzweigt, geht es dann ins schöne Val de Villé.

Roland Tibi, Bürgermeister von Elzach, hat seine Amtskollegen bereits mit dem Fahrrad besucht. „Eine tolle Reise“ schwärmt er, „bei der man die Schönheit und Vielfalt der Region erleben, schmecken und genießen kann“. Seine Highlights sind die Innenstadt von Emmendingen, der Ort Riegel mit der Kunsthalle Messmer, die Rheinbrücke mit der Stromerzeugung beim Stauwehr und die Schleuse bei Marckolsheim. Auf der französischen Seite ist die ehemalige Reichsstadt Sélestat mit der berühmten Humanisten-Bibliothek unbedingt einen Stopp wert. Mehr Infos unter www.zweitaelerland.de

 

Über die Autorin

Gaby Baur

Sie ist eine absolute Schwarzwald-Expertin: Gaby Baur arbeitet seit über 30 Jahren für den Tourismus im Schwarzwald, hat locker über 1000 Pressereisen von Nord bis Süd organisiert und ist an den Wochenenden - meist zum Wandern oder Radeln - gern in der Ferienregion unterwegs.