
Der Kreuzgang des Klosters wurde in spätgotischer Zeit, zwischen 1480 und 1494, umfangreich erneuert. – © Stadt Alpirsbach
Erlebnistipps rund um die Alpirsbacher Brauwelt
Alpirsbacher Klosterbräu im Nordschwarzwald wirbt mit einer Verheißung: „Glück, frisch gebraut“. Inspiriert wurde dieses Motto durch die Alpirsbacher Brauwelt: Sie bündelt die Erlebnisangebote, bei denen Besucher unter anderem durch das historische Sudhaus geführt werden, Bierseminare belegen und alle möglichen Aktivitäten rund um Tradition und Bier entdecken können. „Es geht darum, Menschen ein paar schöne Stunden zu bescheren“, sagt Carl Glauner, der Geschäftsführer der Alpirsbacher Klosterbräu Glauner GmbH, der den Familienbetrieb in vierter Generation führt. „Das frisch Gelernte zu krönen mit einem frisch gezapften Bier in Gesellschaft – dieses Momentum verbirgt sich hinter unserem Slogan ‚Glück, frisch gebraut´.“
Fragt man Glauner nach dem Geheimrezept seiner großen, mehrfach ausgezeichneten Bierauswahl inklusive alkoholfreien Bieren, schmunzelt er ein wenig und möchte natürlich nicht alles verraten, aber ein paar Stichpunkte tauchen im Gespräch immer wieder auf: das berühmte, weiche Brauwasser, höchste Qualitätsansprüche im Handwerk und in den Zutaten sowie modernste Technik.
Das Brauwasser als Grundlage der Biere verzückte einst schon den Brauwissenschaftler Professor Wilhelm Windisch (1860-1944), der schwärmte: „Alpirsbacher Klosterbräu besitzt ein Brauwasser wie es nur wenigen Brauereien beschieden ist.“ Es kommt aus dem zur Klosterbrauerei gehörenden Gebiet „Glaswaldwiesen“, das seit 1989 unter Naturschutz steht. Glauner führt aus: „Dieses sehr weiche Brauwasser ist ideal, um Pils und helle Biere produzieren zu können; in Kombination mit frischem Doldenhopfen ist es etwas ganz Besonderes. Und weil wir diesen Schatz haben, fühlen wir uns verpflichtet, konkrete Naturschutzprojekte immer wieder zu begleiten und durchzuführen. Insofern stehen für uns Ökologie und Ökonomie nicht im Widerspruch, sondern spielen als sich ergänzende Themen eine zentrale Rolle.“
Aber wie hat das eigentlich alles angefangen mit dem Bierbrauen in Alpirsbach und welche Rolle spielt dabei die den Ort prägende, über 900 Jahre alte Klosteranlage? Das verrät ein Blick auf fünf Sehenswürdigkeiten, die Besucher in Alpirsbach nicht verpassen sollten:
Kloster Alpirsbach
Das Kloster Alpirsbach, geweiht 1095, gilt heute als das besterhaltene rein romanische Kloster nördlich der Alpen. Nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde Alpirsbach auf Geheiß des Herzogs protestantisch und damit der klösterliche Betrieb eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war wie in allen Benediktinerklöstern auch eine Brauerei integraler Bestandteil des klösterlichen Lebens, so wie es Bäckereien und viele weitere Gewerke gab. Zunächst wurde nur für den Eigenbedarf gebraut, doch es kamen viele Besucher in die Klöster und auch sie wurden mit dem selbstgebrauten Bier verköstigt. Die Qualität des Klosterbieres war weitaus besser, als was sonst angeboten wurde. Weil der Abt eines Klosters lesen und schreiben konnte, hatte er die Möglichkeit, Überlieferungen nachzulesen und alte Rezepte auszuprobieren. So wurden die Mönche zu Spezialisten in der Bierbraukunst. Carl Glauner ergänzt: „Man muss sich das Kloster als eine kleine, autarke Stadt vorstellen, aus der letztlich die Gemeinde Alpirsbach entstanden ist. Viele Benediktinerklöster orientierten sich damals am Kloster St. Gallen in der Ostschweiz. Es gab einen Garten, eine Krankenstation und für all die täglichen Verrichtungen entsprechende Einrichtungen.“ Das Kloster Alpirsbach ist ein Ort, an dem sich die Welt der Mönche ungewöhnlich gut erhalten hat und das im Rahmen von Führungen und Veranstaltungen zu erkunden ist.
„Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht“: An diesen Spruch hielten sich die Mönche gerne. Erlaubte er ihnen doch, Bier zur Fastenzeit zu brauen und zu trinken. Weil sie zur Fastenzeit nur wenig essen durften, sättigten sich die Mönche mit würzigem und kalorienhaltigem Bier. Damals enthielt Bier allerdings noch weniger Alkohol als heute. Anders wären die großen Mengen, die jedem Mönch täglich zustanden, auch nicht zu erklären: Überlieferungen zufolge durfte jeder Mönch fünf bis zehn Liter Bier am Tag trinken.
Bildmaterial: Stadt Alpirsbach
Alpirsbacher Klosterbräu-Brauereimuseum
Als im Jahr 1880 Carl Albert Glauner, der Urgroßvater von Carl Glauner, die Klosterbrauerei wiederbelebte, zog er weg vom Gasthaus Löwenpost auf das 160 Meter entfernte ehemalige Klostergelände. Er erwarb fortwährend weitere Teile des Klosters und somit wurde nach und nach alles zur veritablen Klosterbrauerei. Der gelernte Braumeister mit kompromisslosem Willen wollte nichts Geringeres, als „das beste Bier weit und breit“ zu brauen. Das einstige Löwenbräu firmierte 1906 dann schließlich zu Alpirsbacher Klosterbräu. „Wir nutzen den Spirit und lassen uns von der klösterlichen Tradition ora et labora und dem, was die Benediktiner immer auszeichnete, auch heute noch leiten und inspirieren“, so Carl Glauner. „Wir sehen uns Brauer eben auch als Genuss-Handwerker. Und insofern versuchen wir, Aktivitäten rund um diese traditionellen Handwerks-Bereiche zu gestalten und begleiten.“
Das traditionelle, bis ins Frühmittelalter zurückreichende Handwerk steht im Fokus der Erlebnisangebote: Charmant-witzige Führungen stillen jeden Wissensdurst rund um die Brauerei. Dabei erfahren Besucher, was es beispielsweise mit dem geflügelten Wort „Pech gehabt“ auf sich hat: Im Mittelalter wurde Bier in großen Holzfässern gelagert. Damit das Getränk nicht den Geschmack des Holzes annahm, wurden die Fässer von innen mit Pech bestrichen. Löste sich dies trotzdem einmal von den Innenwänden, landete es im Bierkrug – nicht lecker. Der Gast hatte in dem Fall sprichwörtlich „Pech gehabt“.
Wanderwege rund um Alpirsbach
In Alpirsbach kreuzen sich seit eh und je die Wander- und Wirtschaftswege. Nicht zuletzt liegt es an der guten Bahnanbindung des Ortes, dass sich das Wegenetz in und um Alpirsbach hervorragend erschließen lässt. Alpirsbach liegt genau in der Mitte des bekannten „Flößerpfads Kinzigtal“: Der 33 Kilometer lange Wanderweg widmet sich einer uralten, schwarzwaldtypischen und von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe ausgezeichneten Handwerkstradition – der Flößerei. Zudem führt der knapp 130 Kilometer lange „Kinzigtäler Jakobusweg“ von Loßburg nach Kehl über Alpirsbach. Seit 2024 gibt es den neuen Qualitätswanderweg „Sagenhaftes Alpirsbach“: Auf 14 Infotafeln werden in spannender Weise Fakten, Sagen und Geschichten zur Klosterstadt erzählt und Wissen zu Bauwerken, Flächen und Sehenswürdigkeiten, die sich entlang des Weges befinden, vermittelt. Ein Fokus liegt auch hier auf der Darstellung der traditionellen Handwerksberufe, wie dem Bergbau, der Köhlerei und der Glasherstellung. Der 15 Kilometer lange Rundwanderweg startet und endet am Bahnhof in Alpirsbach und bietet sagenhafte Naturerlebnisse und Ausblicke. Für Radler empfiehlt sich der Radweg entlang der „Klosterroute Nordschwarzwald“, die ihr Ende nach 146 Kilometern in Alpirsbach findet.
Schau-Confiserie Heinzelmann
Wem gerade nicht nach Hopfen und Malz ist, dem sei die Alpirsbacher Schau-Confiserie der Familie Heinzelmann empfohlen: Hier fertigen wahre Schokoladenkünstler in Handarbeit köstliche Süßigkeiten – Pralinen und Schokoladenpräsente wie eine exquisite Klosterbräu-Bierflasche aus Schokocreme.
Brauereigaststätte Löwen-Post
Der Brauereigasthof verfügt über 12 Gästezimmer und das Restaurant über drei Räumlichkeiten – die Bierschwemme, die Posthalterei und die Brauerstube. Im Sommer kommt noch ein Biergarten dazu. Die Brauereigaststätte bietet eine gutbürgerliche Küche mit regionalen Produkten und täglich wechselnde Mittagstische an.
Schon gewusst? Alpirsbacher Klosterbräu war die erste Brauerei weltweit, die unterirdisch eine Bierpipeline mit rund einem Kilometer Länge installiert hat. Diese verbindet noch heute das historische Sudhaus mit der modernen Abfüllung, der Gärung und Lagerung. Früher war es Bier, heute ist es die Würze, die durch diese Leitung ins „Werk 2“ fließt.
Schon gewusst? Im Brauladen gibt es neben vielen feinen Sachen unter dem Label „Kloster-Küche“ das wohl einzige „betrunkene“ Pilsglas weit und breit zu kaufen.
Mehr Infos zur Brauwelt und Führungen gibt es hier. Mehr Infos zu Wanderwegen und weiteren Erlebnisangeboten in Alpirsbach gibt es hier.
Buch-Tipp: „Bierwandern im Schwarzwald“
Der Niederländer Peter Stokman ist Biersommelier und wandert gerne. Die 40 im Buch vorgestellten Wanderungen inklusive Einkehr bei Brauereien vor Ort könnten nicht unterschiedlicher sein: Von ausgedehnten Spaziergängen in großen Städten bis zu Wanderungen auf die Schwarzwaldhöhen ist alles dabei. Auch geht der Blick über den Tellerrand ins benachbarte Elsass und in die Schweiz, wo fünf der Touren verortet sind. Kleine Craft-Bier-Brauereien werden ebenso besucht wie bekannte Brauereien wie Alpirsbacher oder Fürstenberg. www.literarischer-schwarzwald.info