Ein Park für Geist und Seele
Der Sophi-Park in Bad Liebenzell ist ein ganz besonderes Erlebnis: Mit allen Sinnen kann man sich hier in die Welt der Philosophie entführen lassen und zwischen duftenden Blumen und kunstvoll inszenierten Lebensweisheiten ein wenig den Alltag vergessen...
Ein Spaziergang durch den Park von Andreas Steidel
Philosophie, das klingt für viele wie ein hochkompliziertes Thema aus der Welt der Wissenschaften, um das man lieber einen großen Bogen macht: Versteht man ja doch nicht und kann sich im dümmsten Falle nur gründlich blamieren. Der Sophi-Park in Bad Liebenzell im nördlichen Schwarzwald will eben dies ändern: Die Abkürzung steht für „soft philosophy“, den leichten und weichen Zugang zu einem Thema, das nicht nur die großen Denker, sondern letztlich alle Menschen angeht.
Eine philosophische Zeitreise
Auf einer alten Uferwiese entlang der Nagold ist ein Denk- und Promenierpark entstanden, der die Besucher mit auf eine philosophische Zeitreise nehmen soll. Er umfasst zehn Themenfelder von der Antike bis zur Moderne, von der nahen Welt der regionalen Philosophen bis zur weiten Welt der internationalen Geistesgrößen. Man darf sich ihnen ohne Angst nähern: ohne Vorkenntnisse und komplizierte Gedanken von ihren Weisheiten umgarnen lassen. Da lädt etwa Karl Jaspers in ein knallig orangefarbenes Spiralgebäude ein, auf dem in großen Buchstaben steht: „Der Friede beginnt im eigenen Haus.“
Ideengeberin Ines Veith
Das eigene Haus war es auch, das Ines Veith vor mehr als 30 Jahren nach Bad Liebenzell brachte. Die Romanautorin und Drehbuchschreiberin („Die Frau vom Checkpoint Charlie“) ist Initiatorin und Ideengeberin des Projekts. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie schon vor Jahren davon geträumt, der Philosophie einen eigenen Gestaltungsraum zu geben – und mit der Stadt Bad Liebenzell den geeigneten Partner gefunden.
Der war es gerade recht, in direkter Verlängerung ihres Kurparks eine weitere Attraktion bieten zu können: Eine Erlebnislandschaft, die Einheimische wie Gäste anspricht und die etwas ganz Neues beinhaltet. „Das passt gut hierher“, sagt Tourismusdirektorin Kerstin Weiss, die in Erweiterung der Idee gleich einen ganzen philosophischen Rundgang für Bad Liebenzell konzipiert hat.
100 philosophische Weisheiten
Von Antike bis Moderne
Herzstück des Sophi-Parks sind rund 20 Kunstwerke, die sich auf unterschiedliche Art und Weise dem Thema Philosophie nähern: Da gibt es ein Wurzelwerk aus Blech, das in den Himmel ragt, ein begehbares Tor zur Antike und ein Weinfass des Diogenes, in dem man sich verstecken kann.
Eine riesige Lesebrille sieht aus, als ob man mit ihr auch Fahrradfahren könnte und ein Stück weiter hinten lachen knallrote Herzen den Besuchern ins Gesicht: Es ist der gleitende Übergang in die kunterbunte Welt der Kinder, die hier im Sophi-Park ebenso willkommen sind wie ihre Eltern.
Die dürfen sich dann gerne mit einem Buch in die Leseinsel zurückziehen, die inmitten der geschwungenen Wege und farbenfrohen Blumenrabatte ihren Platz hat. 14 Pflanzflächen mit 4300 Stauden und Rosen gibt es, jedes Themenfeld ist dabei in einer anderen Farbe gestaltet.
Mit dem „Großen Wiesenkopf“ hat der Sophi-Park sogar eine eigene Symbolpflanze bekommen: Im Garten der „Aufklärung“ zu Hause, stehen seine purpurroten Köpfchen doch für die ganze Welt der Philosophie. Eine Pflanze voller Leichtigkeit und Lebensfreude und mit der Heilkraft der Natur, die in ihr wohnt.
Gedanken, Kunstwerke und ästhetisches Erlebnis
Eine Vielzahl von Künstlern hat dazu beigetragen, dass der Philosophengarten auch zu einem ästhetischen Erlebnis wurde: Clavigo Lampart etwa, dessen weißer Marmorkopf auf den Füßen des Körpers ruht oder Hans-Joachim Mundinger, der ein großes asiatisches „OM“ auf einem Muschelkalk-Findling platzierte.
Alles zusammen bildet den Rahmen für rund 100 philosophische Weisheiten, die sich über den gesamten Sophi-Park verteilen. Auch Initiatorin Ines Veith ist dabei vertreten. Einer ihrer Sprüche lautet: „Philosophen sind dazu da, die Würde des Menschen zu gewährleisten, und da, wo sie verletzt wird, einzuschreiten.“
Dreh- und Angelpunkt der künstlerischen Gestaltung waren die Calwer Architektin Brigitte Bernert und der Blech- und Eisenkünstler Lothar Hudy, die nicht nur eigene Exponate beisteuerten, sondern auch bei der Umsetzung anderer Installationen halfen.
Der Eintritt zum Sophi-Park in Bad Liebenzell ist frei. Führungen und Seminare können über die Tourist-Info Bad Liebenzell gebucht werden. Mehr Infos unter www.sophipark.de
Über den Autor
Andreas Steidel
Andreas Steidel ist freier Reisejournalist mit Wohnsitz in Calw im Nordschwarzwald. Er hat festgestellt, dass der Schwarzwald keineswegs so dunkel ist wie sein Name klingt. Wer sich erst mal intensiv mit ihm beschäftigt, merkt wie viele lichte Seiten er hat und wie viele helle Köpfe es hier gibt. Stoff genug für farbenfrohe Reportagen, die er seit vielen Jahren für verschiedene Publikationen macht. Dabei sattelt er gerne das Rad oder schnürt die Wanderstiefel. Als Schwarzwald-Guide führt er zuweilen sogar selbst Gäste durch die Natur.
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