Die Malerbrüder

Im beschaulichen Schwarzwalddorf Menzenschwand sind die wohl bekanntesten Porträtmaler des 19. Jahrhunderts aufgewachsen: Franz Xaver und Hermann Winterhalter. Nicht nur das "Sissi-"Gemälde erlangte Weltruhm und fasziniert bis heute. Von Madeleine Huber

Le Petit Salon_Eingangsbereich

Der Spät-Biedermeier-Stil der Räume versetzt die Besucher ins 19. Jahrhundert zurück. Das Winterhalter-Gemälde von Kaiserin Elisabeth hat das Bild von "Sissi" über Generationen hinweg nachhaltig geprägt. – © Winterhalter Verein Menzenschwand

Container

Mitten zwischen typischen Schwarzwaldhöfen mit Walmdach steht ein von außen eher unscheinbar wirkendes Haus mit einem Turm auf dem Dach. In dem ehemaligen Rathaus befindet sich das Museum „Le Petit Salon – Winterhalter in Menzenschwand“. Der Museumsname „Le Petit Salon“ erinnert an den großen künstlerischen Durchbruch von Franz Xaver Winterhalter im Salon de Paris 1837.

Schon von außen wirkt der besondere Charme des Museums im Herzen von Menzenschwand. Im Inneren versetzt der Spät-Biedermeier-Stil die Besucher ins 19. Jahrhundert zurück. Die fünf liebevoll dekorierten Ausstellungsräume beherbergen Aquarelle, Ölgemälde, Zeichnungen, Skizzen, Lithographien und Briefe der Gebrüder Winterhalter. Die Aquarelle sind zwar „nur“ Reproduktionen von Bildern, die während der Italien-Studienreise von Franz Xaver entstanden sind, bleiben jedoch trotzdem sehenswert. Auch eine Reproduktion des bekannten Porträts von Kaiserin Elisabeth prangt im 1. Ausstellungsraum. Weitere Porträts von adeligen Damen im „Le Petit Salon“ verblüffen ebenfalls mit ihrer Strahlkraft und Liebe zum Detail. Ein 30-minütiger Film im 2. Stock zeigt das Leben der Winterhalter-Brüder. Während einer Führung durch das Museum tauchen Besucher noch tiefer in das Leben von Franz Xaver und Hermann ein.

Hinaus in die weite Welt

Die beiden Brüder stammten aus einer armen Bauernfamilie, verließen auf Geheiß ihres Vaters jedoch für die Ausbildung das idyllische Menzenschwand im südlichen Schwarzwald und zogen nach Freiburg. Dort begann erst der ältere Franz Xaver (1805-1873) seine Lehre als Kupferstecher und Lithograph, zwei Jahre später folgte ihm sein jüngerer Bruder Hermann (1808-1891) ebenfalls nach Freiburg. Nach seiner Ausbildung zog Franz Xaver nach München und studierte dort an der Akademie bei Robert von Langer. Schon während seiner Studienzeit entstanden viele Zeichnungen und Porträts. 

Wirkmächtige Porträts

Gefragt an allen Höfen Europas

Im Jahre 1828 siedelte Franz Xaver Winterhalter nach Karlsruhe um und gab am Hof von Markgräfin Sophie, der späteren Großherzogin von Baden, Zeichenunterricht. Die beiden freundeten sich an und er wurde nach seiner Italien-Studienreise zum Großherzoglichen Hofmaler ernannt. Während der Italienreise entstanden hauptsächlich Genrebilder, die in Winterhalters Heimat großen Erfolg hatten.

Franz Xaver zog es nach der Ernennung zum Hofmaler nach Paris. Dort gelang ihm 1837 mit dem Genrebild „Decamerone“ im Pariser Salon der Durchbruch und er wurde schnell zum beliebtesten Porträtisten am Hofe von Louis-Philippe. Für den Bürgerkönig Louis-Philippe zeichnete Franz Xaver über 30 Porträts für das historische Museum in Versailles. Aufgrund der Menge an Aufträgen holte Franz Xaver 1840 seinen Bruder Hermann zur Unterstützung nach Paris. Ein Jahr später wurde Franz Xaver zum ersten Mal an den Hof von Königin Victoria von England berufen. Sie war mit seiner Arbeit so zufrieden, dass sie ihn noch fünfzehn weitere Male kommen ließ. Aber nicht nur am Englischen Hofe war er sehr gefragt, auch von polnischen, russischen, spanischen und deutschen Adligen kamen viele Anfragen. Die wohl bekanntesten Auftraggeber in dieser Epoche waren Kaiser Franz-Joseph I. und Kaiserin Elisabeth.

Das Bild von "Sissi" ist bis heute von dem Gemälde geprägt

Franz Xaver porträtierte Kaiserin Elisabeth unter anderem in einem weißen, mehrlagigen Tüllkleid und mit weißen Diamantsternen im Haar. Damit prägte er nachdrücklich die Vorstellung über „Sissi“ bis heute.

Franz Xaver Winterhalter war über 30 Jahre lang der gefragteste Porträtist an den Höfen Europas, da er mit einer außerordentlichen Feinheit die Damen und Herren der Höfe ins rechte Licht zu rücken wusste. Die beiden Brüder zog es jedoch ihr Leben lang immer wieder für Besuche in die Heimat. Finanziell unterstützten Franz Xaver und Hermann nicht nur die Familie, sondern auch die Gemeinde Menzenschwand. Zum Beispiel hat Franz Xaver seinem Heimatort das alte Rathaus, in dem sich heute das Museum „Le Petit Salon“ befindet, gestiftet.

Das Museum „Le Petit Salon“ hat immer mittwochs bis sonntags und an Feiertagen von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter www.winterhalter-menzenschwand.de