Die Höhenmeter nicht vergessen...

Was braucht’s, damit eine Radtour gelingt? Rad-Experte Sascha Hotz von der Schwarzwald Tourismus GmbH hat die Tipps und Tricks, damit’s rund läuft. Interview von Annika Schubert von #heimat Schwarzwald.

Diese zwei tapferen Radsportler kämpfen sich ohne Motor den Gipfel hoch

Mit dem Rennrad im Schwarzwald unterwegs – © Centurion

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Auch wenn das Mittelgebirge Schwarzwald an Höhe nicht mit den Dolomiten oder den Seealpen mithalten kann, ist es für Radler interessant. Die Höhenmeter können sich summieren, Touren über den Kandel oder die Oppenauer Steige fordern Respekt, Schweiß und Planung. Rad-Experte Sascha Hotz von der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) weiß, worauf es ankommt. Dann macht’s mega Spaß auf dem Radsattel. 

Sascha, was muss ich beachten, wenn ich eine Tagestour mit dem Rad plane?

 Zuallererst überlege ich mir, wie sportlich meine Mitfahrer sind. Ich richte mich immer nach dem Schwächsten in der Gruppe. Er gibt vor, wie anspruchsvoll die Strecke sein darf. Ich kann aber natürlich immer eine Option auf Verlängerung mit einplanen. Es ist viel unangenehmer, eine Tour abzubrechen, weil eine Person nicht mehr kann, als eine Tour zu verlängern, weil alle noch Lust haben. Aber nicht nur die Länge der Strecke spielt eine Rolle, sondern auch die Höhenmeter. 30 Kilometer, die ich im Hochschwarzwald fahre, sind deutlich anstrengender als 30 Kilometer in der Rheinebene. 30 Kilometer mit 500 Höhenmetern – das sollte auch jemand schaffen, der nicht so fit ist.

Woher bekomme ich die Infos im Vorfeld? 
Portale wie Komoot, Outdooractive oder auch unsere Homepage helfen bei der Tourenplanung. Dort gibt’s ein großes Angebot und man kann nach gewissen Parametern selektieren: Ausgangs- und Endpunkt, Entfernung, Höhenmeter oder auch kulturelle Highlights entlang der Strecke. Digitale Navigation ist meiner Erfahrung nach das verlässlichste Mittel, um eine Tour wirklich zu genießen. Dadurch, dass ich die GPX-Daten für den Offline-Gebrauch herunterladen kann, weiß ich immer, wo ich bin. 

 

Zur Person

Sascha Hotz

Der leidenschaftliche Mountainbike- und Rennradfahrer Sascha Hotz kennt alle Wege und Touren im Schwarzwald. Als er vor 30 Jahren mit dem Radsport anfing, war vieles anders. „Mit den Rädern würde man heute nicht mal mehr zum Einkaufen fahren – keine Federung, schlechte Bremsen.“ Mittlerweile ist sein Hobby zum Beruf geworden Bei der STG ist er zuständig für Outdoor, Rad-, Wander- und Wintersport.

Welche technischen Dinge sollte man vorm Start noch beachten? 
Die Basics müssen natürlich stimmen. Sind die Reifen ausreichend aufgepumpt? Taugen die Bremsen? Auch ganz wichtig: die Sattelhöhe. Da gibt’s eine Faustregel: Eine Person hält mein Rad am Lenker fest, ich stelle meine Fersen auf die Pedale. Die Höhe ist ideal, wenn meine Knie leicht gebeugt sind, so etwa 8 bis 10 Grad. Wie transportiere ich mein Material? Beim Mountainbike gibt’s keinen Gepäckträger, deshalb verwende ich einen Rucksack. Wenn ich ein Tourenrad hab’, nehme ich Satteltaschen oder eine Lenkertasche. Beim Rucksack ist zu bedenken, dass das Gewicht nicht nur auf Nacken- und Schulterpartie, sondern auch auf dem Gesäß lastet. Gerade wenn jemand nicht häufig 
radelt, ist das Sitzen auf dem Sattel oft das erste Problem, das auftaucht. Nicht die Ausdauer oder die Beinkraft sind problematisch, sondern die Schmerzen am Hintern. Darüber sollte man sich vor der Tour ein paar Gedanken machen.

Kann ich denn etwas tun, um vorzubeugen? 
Eine gepolsterte Radhose ist effektiv. Es gibt zudem spezielle Cremes in der Apotheke, die an den Stellen, an denen man schwitzt, desinfizierend und wundheilend wirken. Auch durch eine professionelle Beratung im Radgeschäft bei der Sattelauswahl kann man Schmerzen vorbeugen. Die Sattelbreite – es gibt schmale, mittelbreite und breite – sollte zum individuellen Abstand der Hüftknochen passen. Je länger und häufiger ich fahre, desto härter und schmaler sollte der Sattel sein. Denn je größer die Sattelfläche ist, desto mehr schwitze ich und desto größer ist die Reibungsfläche an der Haut. Der breite und vermeintlich ultrabequeme Oma-Sattel ist für längere Touren nicht unbedingt geeignet. 

Was gibt’s sonst noch für Tipps? 
Seid spontan! Wenn ihr an einer schönen Wiese mit einem tollen Ausblick ins Tal vorbeikommt, dann haltet an, kommt ins Gespräch mit anderen Radlern. Radfahren ist ein geselliger Sport! Und: Haltet Ausschau nach Einkehrmöglichkeiten! Ach ja, zur Einkehr: Idealerweise macht Ihr die erst nach zwei Dritteln der Strecke. Kurz vorm Ziel schmeckt die Schwarzwälder Kirschtorte noch mal viel besser … 

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