Barrierefrei den Schwarzwald entdecken
In der Naturlandschaft des Schwarzwalds wird es immer Hindernisse geben für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Aber die Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) und ihre Partner versuchen, das Erlebnis Schwarzwald möglichst vielen Menschen zu ermöglichen – so dass Urlauber mit Prothesen oder Rollstuhl, Sehbehinderte, Hörgeschädigte sowie auch ältere Menschen oder Familien mit Kleinkindern die Ferienregion barrierefrei erleben können. Von Michael Gilg
„Reisen für Alle“
Die Schwarzwald Tourismus GmbH hat sich gemeinsam mit Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) dem bundesweiten Zertifizierungssystem „Reisen für Alle“ angeschlossen und will damit die Barrierefreiheit im Schwarzwald weiter ausbauen. Das Konzept von „Reisen für Alle“ kommt den Gästen und Einwohnern der Region gleichermaßen zugute. Alle können anhand der zertifizierten Einrichtungen entlang der gesamten Servicekette auf einen Blick erkennen, ob der Weg, die Einkehrmöglichkeit oder eine Unterkunft für sie besonders geeignet ist. Bis zu einem schwarzwaldweiten Angebot „Reisen für Alle“ in der Natur ist es noch ein weiter Weg. Aber es gibt auch schon gute Beispiele für zertifizierte barrierefreie Touren:
Barrierefrei auf den höchsten Gipfel des Schwarzwalds
Eine spektakuläre barrierefreie Tour ist der Gipfelrundweg auf dem Feldberg im südlichen Schwarzwald. Denn sowohl die Feldbergbahn wie auch der Feldbergturm sind mit dem Siegel „Reisen für Alle“ zertifiziert. In einer der 8er-Kabinen schweben Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwagen zur Bergstation des mit 1493 Meter höchsten Bergs im Schwarzwald hinauf. In unmittelbarer Nähe der Bergstation steht das Bismarckdenkmal, von dem sich ein schöner Ausblick auf den Feldsee und über den Schwarzwald bietet. Wer noch höher hinaus will, kann mit dem Aufzug die Aussichtsplattform im 11. Stock des Feldbergturms besuchen – bei guter Wetterlage öffnet sich der Blick bis zur Zugspitze, zum Mont Blanc-Massiv, über das Schweizer und französische Jura und die Vogesen. Auf asphaltierter oder befestigter breiter Strecke entlang des Franz-Klarmeyer-Wegs geht es über das langgezogene Gipfel-Plateau des Feldbergs und schließlich endet die Tour nach insgesamt 5,8 Kilometer Länge am Hotel „Feldberger Hof“. Eine barrierefreie Toilette gibt es direkt gegenüber im ohnehin besuchenswerten „Haus der Natur“.
Kinderwagenfreundliche Erlebnis-Tour im Dreisamtal
Ins kulinarische „Himmelreich“ führt eine kinderwagenfreundliche Erlebnis-Tour im Dreisamtal. Auf der Rundtour liegen mit Bäckerei und Café Kreutz, dem Dorfladen mit Café, dem „Gasthaus Adler“ sowie dem inklusiven „Hofgut Himmelreich“ gleich vier Einkehrmöglichkeiten: Von Kaffee und Kuchen über deftiges Schwarzwald-Vesper bis zum feinen Bio-Menü ist alles geboten. Dem steht die Landschaft in nichts nach: Eine eindrucksvolle Bergkulisse mit Schwarzwaldgipfeln umrahmt das weite, sonnige Tal der Dreisam östlich der Schwarzwaldmetropole Freiburg. Die rund 7,5 Kilometer lange Tour startet beim von „Reisen für Alle“ zertifizierten „Hofgut Himmelreich“ (mit der Höllentalbahn gut zu erreichen). Sie führt über Buchenbach ins Ibental zur Vaterunser-Kapelle. Über Burg und die historische Rainmühle in Höfen geht die Tour deutlich ansteigend wieder zurück zum Bahnhof oder Parkplatz von „Hofgut Himmelreich“. Für Rollstuhlfahrer ist die Tour deshalb nur mit Schiebehilfe zu empfehlen.
Achtsam durch die Natur auf dem Weg „Geh offline – Weg der Gelassenheit“
Zu ruhiger Naturbetrachtung und innerer Einkehr lädt im nördlichen Schwarzwald der von „Reisen für Alle“ zertifizierte Themenweg in Waldbronn ein: Die rund drei Kilometer lange Rundtour „Geh offline – Weg der Gelassenheit“ ist gesäumt von Streuobstwiesen und Wäldern und leicht zu begehen oder zu befahren. An sechs verschiedenen Stationen warten besondere Impulse. Dabei wechseln sich Aktivität und Innehalten ab: Ziel ist es, achtsam die Natur zu erleben, die Sinne zu schärfen und so in diesen schnelllebigen Zeiten zu etwas mehr Ruhe zu finden. Der Weg ist ganzjährig begehbar, Ausgangspunkt ist der Waldpark. In der nah gelegenen Albtherme gibt es ein öffentliches und barrierefreies WC.
Weitere barrierefreie Ausflugstipps
Im barrierefreien Nationalparkzentrum am Ruhestein dreht sich in der multimedialen Dauerausstellung alles um Waldwildnis und die Frage, wie sich Natur ohne den Einfluss des Menschen entwickelt. Erläutert wird die Vielfalt der Arten und Lebensräume oder der komplexe Zusammenhang zwischen Werden und Vergehen. Im Anschluss an den Besuch im Nationalparkzentrum empfehlen sich noch zwei Abstecher: In nördlicher Richtung zum sagenumwobenen Mummelsee, der auf einem barrierefreien Weg umrundet werden kann. Und in südlicher Richtung zur ebenfalls barrierefreien Aussichtsplattform Steinmäuerle, die am „1000 Meter“-Wanderweg liegt und einen weiten Blick über den nördlichen Schwarzwald bietet. Im Nationalpark Schwarzwald werden zudem Führungen in Gebärdensprache angeboten.
Auch der neue Aussichtsturm „Himmelsglück“ in Schömberg im Norden der Ferienregion ist barrierefrei zu erreichen und zu erklimmen. Ein Panoramaaufzug ermöglicht die bequeme Fahrt nach oben und auch wieder hinab. Somit können auch Menschen mit Handicap das großartige Aussichtserlebnis genießen, das bei klarer Fernsicht im Osten über den Schwarzwald, bis weit auf die Schwäbische Alb mit der Burg Hohenzollern oder dem Stuttgarter Fernsehturm reicht, während im Westen in der Ferne der Oberrheingraben und die Vogesen ins Blickfeld rücken.
Selbst für Genussradler und Tourenfahrer mit Handicap gibt es passende Möglichkeiten, den Schwarzwald mit dem Fahrrad zu entdecken. Der barrierefreie „Kinzigtalradweg“ beispielsweise quert auf 92 Kilometern das gesamte Mittelgebirge von Ost nach West und führt im großen Bogen praktisch immer nur bergab. Der erste Abschnitt zwischen Freudenstadt und Alpirsbach hält durchaus einige anspruchsvollere Abschnitte bereit, sowie einige geschotterte Waldwege. Aber danach läuft der Radweg nur noch mit geringem Gefälle auf asphaltierten Wegen bergab, führt über Schiltach, Wolfach, Hausach, Haslach und Gengenbach bis nach Offenburg. Ab Alpirsbach ist die Strecke auch für Rollstuhl-Handbikes, Spaß- und Therapieräder, E-Bikes und Kinderanhänger gut geeignet.
Über den Autor
Michael Gilg
Der Redakteur der Schwarzwald Tourismus GmbH versucht sich seit ein paar Jahren daran, das riesige Wegenetz im Schwarzwald - meist in seiner Freizeit - zu durchwandern. Kurz gesagt: Ganz durch ist er damit noch nicht...
Was er besonders liebt: Auf den Streifzügen eintauchen in die Geschichte, Tradition und Kulinarik der jeweiligen Region. Ins Gespräch kommen und immer wieder staunen, welch tolle Geschichten die Schwarzwälderinnen und Schwarzwälder zu erzählen haben.
{{=it.label.text}}
{{=it.label.author}}