Abenteuer Albsteig Schwarzwald
Mystische Felsen, versteckte Schluchten, rauschende Bergbäche, urige Bannwälder – keine andere Landschaft ist so wild und so ursprünglich wie der Schwarzwald. Am besten lässt sich der Mythos Schwarzwald auf einem der Fernwanderwege erleben. Wir erkunden den „Albsteig“ und erleben pures Wanderglück auf schmalen Pfaden...
Eine Albsteig-Tour von Birgit-Cathrin Duval
Der steile Pfad führt hinab in die Albschlucht tief im südlichen Schwarzwald. Bizarre Felsen und riesige Hinkelsteine säumen den Weg, neben denen wir uns wie Zwerge vorkommen. Unglaubliche Kräfte waren hier am Werk, die solch einen tiefen Graben in die Landschaft frästen.
Mit Sack und Pack ins Abenteuer
Als wir das Flussbett erreichen, wähnen wir uns in einer urzeitlichen Welt. Im Fluss türmen sich glatt geschliffene Felsbrocken, das Ufer ist von einem dschungelartigen Dickicht bewachsen. Es ist heiß, fast tropisch. Sind wir hier tatsächlich im Schwarzwald?
Über einen Steg erreichen wir das andere Flussufer, steil windet sich der Pfad nun in Serpentinen hinauf. Zwischen mächtigen Buchen ragen Felsgebilde auf, als hätte ein Riese ein Monument errichtet.
Am Ende unserer ersten Tagesetappe erreichen wir die verwunschene Höllbachschlucht, wo sich der Höllbach in mehreren Kaskaden über mächtige Felsblöcke hinunterstürzt. Ein märchenhafter Ort, der uns eine willkommene Erfrischung bietet, bevor wir die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft zurücklegen, wo uns eine heiße Dusche, gutes Essen und ein warmes Bett erwarten.
Versteckt im Hotzenwald, am südlichsten Rand des Schwarzwalds, zieht sich der „Albsteig“ auf einer Länge von 83 Kilometern von Albbruck an der Schweizer Grenze bis zum Feldbergpass hinauf.
Gute Kondition erforderlich
Der neue Fernwanderweg folgt flussaufwärts dem Lauf der Alb. Er beginnt an der Albmündung am Hochrhein und folgt dann der Albschlucht bis St. Blasien. Dort teilt sich der Weg und führt an der Bernauer Alb oder der Menzenschwander Alb bergan. Beide Flüsse entspringen an den Südhängen von Herzogenhorn und Feldberg. Sportlich ambitionierte Wanderer schaffen den Albsteig in drei Etappen, genüsslicher lässt er sich in fünf Etappen erwandern.
Von der Kürze der Tagesetappen, mit einer Länge zwischen 12 und 16 Kilometern, sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen. Der Weg verläuft überwiegend auf mit Wurzeln bewachsenen, felsigen Trails und fordert sowohl eine gute Kondition als auch Trittvermögen. Insgesamt sind knapp 3.000 Höhenmeter zu überwinden. Und: Für die Mehrtageswanderung ist der Rucksack schwerer bepackt als auf einer Tagestour (siehe Fernwander-Tipps).
Anders als auf den „Schwarzwälder Genießerpfaden“, bei denen unterwegs Einkehrmöglichkeiten vorgesehen sind, muss man auf den Fernwanderwegen selbst für sein Vesper und ausreichend Getränke sorgen. Denn nicht auf jeder Etappe gibt es Wanderhütten oder Gasthäuser.
Doch genau das macht auch den Reiz des Fernwanderns aus: Draußen unterwegs sein, unabhängig und frei sich den Elementen der Natur aussetzen. Hitze, Regen, Kälte unmittelbar erleben, Rasten wo und wann man möchte. Und unter freiem Himmel schmeckt das Vesperbrot einfach doppelt so gut.
Archaische Kräfte der Natur
Wir folgen weiter flussaufwärts der Alb, überqueren Brücken und Stege, wandern bergauf und bergab. Am Bildsteinfelsen bei Dachsberg rüttelt der Wind in den Baumwipfeln, der Blick in das Albtal ist vom Nebel versperrt. Geisterhaft weiße Nebelschwaden wirbeln durch die Tannenwälder. Unmittelbar spüren wir die archaischen Kräfte der Natur. Doch der Regen kann uns den Wanderspaß nicht vermiesen. Es ist herrlich, draußen zu sein; jeder Schritt strengt an, doch mit jedem Kilometer fühlen wir uns freier und leichter. Der Alltag liegt längst hinter uns, wir leben im Hier und Jetzt. Welch ein Luxus!
Am dritten Tag erreichen wir St. Blasien. In der Stadt herrscht geschäftiges Treiben – was für ein Kontrast zu unseren Tagen draußen im Wald, wo wir keiner Menschenseele begegnet sind.
Auf der vierten Etappe folgen wir der Bernauer Alb. Vom Bernauer Hochtal auf 900 Metern steigen wir auf steilen Pfaden über Weiden und Wälder bis zum Herzogenhorn auf 1.415 Metern auf. Auf dem Grat ist es eisig kalt, die Temperatur liegt bei knapp über null Grad. Mit einem Gipfelschnaps unterm Gipfelkreuz feiern wir den „Albsteig“. Auf den letzten Kilometern bis zum Feldbergpass schmieden wir Pläne für unseren nächsten Fernwanderweg. „Schluchtensteig“ oder „Westweg“? „Zweitälersteig“, „Murgleiter“ oder „Renchtalsteig“? Wir lassen das Los entscheiden! Später!
Alle Infos zum „Albsteig“ unter www.albsteig.de.
Trekking Schwarzwald
Ganz legal im Wald zelten
Wenn es nicht gleich eine Fernwanderung sein soll, gibt es auch noch andere spannende Trekking-Touren im Schwarzwald. Wer das ultimative Trekking-Abenteuer sucht, kann in ausgewiesenen Camps im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, im Nationalpark Schwarzwald sowie im Naturpark Südschwarzwald ganz legal im Wald zelten. Die Camps liegen versteckt im Wald. Erst nach Anmeldung erhält der Wanderer per E-Mail die Wegbeschreibung zum jeweiligen Camp. Die Camps sind von Mai bis Oktober buchbar. Jedes Camp verfügt über drei Zeltstellplätze, Feuerstelle und Toilettenhäuschen. Wasser und Verpflegung müssen selbst mitgebracht werden. Informationen und Buchung unter www.trekking-schwarzwald.de
Über die Autorin
Birgit-Cathrin Duval
Der Schwarzwald fängt bei Birgit-Cathrin Duval buchstäblich hinter der Haustüre an. Sie lebt am Fuß der beiden Wildsberge, zwei stolze 1000er im oberen Kandertal. Gemäß ihrem Motto „Verpasse niemals einen Sonnenaufgang“, steht sie frühmorgens am liebsten auf einem ihrer Gipfel. Sie erkundet auf alten, vergessenen Pfaden Berge und Wälder und schreibt Wanderführer, die spannende, kuriose, unheimliche und sagenhafte Geschichten über den Schwarzwald erzählen. Denn „ein Ort ohne Geschichte, ist wie Suppe ohne Salz“. www.takkiwrites.com
{{=it.label.text}}
{{=it.label.author}}