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Gedreht wurde für den ersten „Schwarzwald-Tatort“ überwiegend im südlichen Schwarzwald, in Bernau, Häusern, Todtnau und in der Wutachschlucht. Wie war´s?

Wagner: Herrlich! Das Wetter war ziemlich unberechenbar, es hat gewechselt zwischen dichtem Schneetreiben und Frühlingssonne, aber das war in der Jahreszeit zu erwarten. Wir mussten immer wieder improvisieren, damit alles zusammenpasst. Landschaftlich hat mich speziell die Wutachschlucht sehr beeindruckt, aber auch die Dörfer mit den großen Schwarzwaldhöfen sind wunderschön. Ich werde dort bestimmt bald mal mit der Familie freie Zeit verbringen.

Löbau: Dramatisch war's wegen des Wintereinbruchs gleich zu Drehbeginn. Gewohnt haben wir während des Drehs aber am Schluchsee. So bin ich in der freien Zeit dort in der Gegend gewandert, einfach von der Haustür weg. Ich wäre ansonsten gerne auf Heideggers Spuren unterwegs gewesen, aber da war nie Zeit für.

Frau Löbau, Sie verkörpern die Kommissarin Franziska Tobler, eine „erfahrene Ermittlerin, die aus dem Schwarzwald stammt und sich ohne große Worte mit ihrem Kollegen versteht“. Wie nehmen Sie persönlich den Schwarzwald wahr? Und haben Sie die Schwarzwälder als eher wortkarg erlebt?

Löbau: Ich persönlich fahre oft von meinem Wohnort Karlsruhe mit der Straßenbahn Richtung Freudenstadt. Dann steige ich irgendwo aus, gehe wandern und fahre von einer anderen Haltestelle oder sogar mit einer anderen Bahnlinie wieder zurück. So bekommt man den Schwarzwald viel besser mit, als wenn man das Auto auf einem Parkplatz abstellt, zu dem man wieder zurück latschen muss. Bei meinen Wanderungen erlebe ich beim Auf- und Abstieg den dunklen, feuchten Wald, oben ein eher trockenes Hochplateau, ein Moor oder eben sanfte Kuppen. Dabei treffe ich unterwegs fast nie jemanden und das finde ich herrlich – also schön wortkarg.

Herr Wagner, Sie spielen den Kommissar Friedemann Berg, einen „tief in seiner Heimat verwurzelten Schwarzwälder, der sich vom Hof seiner Eltern nicht trennen kann, obwohl er längst nicht mehr dort lebt“. Wie nehmen Sie persönlich den Schwarzwald wahr?

Wagner: Ich empfinde den Schwarzwald wie eine geschlossene, eigene Welt mit sehr vielen Gesichtern. Durch die vielen, oft auch einsamen Täler, die großen Waldflächen und die Höfe mit ihren riesigen Dächern umweht einen immer etwas Mystisches, Sagenhaftes, das ist sehr inspirierend.

Was prädestiniert den Schwarzwald als „Tatort“-Kulisse, welche Themen eignen sich für Krimigeschichten?

Wagner: Dank des Mystischen und Sagenhaften eignen sich in diesem Gebiet vielleicht besonders Krimigeschichten, die mit dunklen Geheimnissen zu tun haben, die hinter der schönen Kulisse der Natur schlummern und nur langsam an die Oberfläche dringen. Da ist allerlei denkbar.

Löbau: Der Schwarzwald ist eine sehr abwechslungsreiche Landschaft und je nach Gegend und Wetter kann er überwältigend, lieblich, trist oder gefährlich sein.

Orientiert sich der „Schwarzwald-Tatort“ eher am klassischen Krimi oder stehen die Marotten der Figuren im Mittelpunkt?

Wagner: Festlegen kann man das nach einer Folge sicherlich noch nicht. Aber soweit ich informiert bin, entwickeln sich die beiden Ermittler von Folge zu Folge weiter. Im Zentrum stehen aber grundsätzlich der Kriminalfall, die Landschaft und die Menschen, die darin leben.

Löbau: Die Autoren, die Redakteurinnen und wir Schauspieler haben uns immer wieder bei der Freiburger Polizei rückversichert, um einen größtmöglichen Realitätsbezug zu bekommen. Wie wir uns von anderen „Tatort“-Teams abheben? Wir sind ein ganz unaufgeregtes, eingespieltes und trotzdem empathisches Team.

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Für alle „Tatort“-Fans von großem Interesse: Wird Dialekt gesprochen – und wenn ja, auch der richtige? Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Löbau: Als in Waiblingen geborene Österreicherin war ich erstaunt, dass mich manches an den Schwarzwälder Dialekten ans Tirolerische erinnert. Im „Tatort“ wird aber kaum Dialekt gesprochen. Meine Figur Franziska Tobler kommt ja aus einem Vorort von Freiburg, also aus dem Tal und mein Kollege Berg aus dem Hochschwarzwald. Wenn wir unter uns sind, falle ich manchmal leicht ins Badische. Das könnte man sicher noch ausbauen. Ich wohne ja privat in Karlsruhe und habe da Gelegenheit, mich rein zu hören über die Jahre. Der „Tatort“ ist eine Sendung mit überregionaler Wirkung, deswegen war ich zurückhaltend mit dem Dialekt, weil die Sprache sich sonst vor die Handlung und den Charakter drängt. Da werden sich bestimmt Leute beklagen.

Wagner: Ich als Schwabe habe natürlich größten Respekt vor den vielerlei Dialekten, die im Schwarzwald gesprochen werden. Da gibt es ja wie in meiner schwäbischen Heimat auch regional große Unterschiede, selbst von Dorf zu Dorf. Meine Figur spricht, wie ich privat, nur manchmal Dialekt: einzelne Worte, Gefühlsausdrücke und Ähnliches. Dafür habe ich mich von einem Menschen aus der Region coachen lassen. Aber ich bitte den geneigten Zuschauer um eine gewisse Nachsicht, ich weiß, wie empfindlich die Gemüter bei dem Thema zuweilen sind.

Können Sie schon verraten, wo der zweite „Schwarzwald-Tatort“ gedreht wird und worum es geht?

Wagner: Darüber muss ich schweigen, soll ja eine Überraschung sein. Bin selbst gespannt…

Löbau: Auch ich weiß noch nicht, wo die nächste Folge gedreht wird und die Handlung will ich noch nicht verraten. Ich finde eigentlich solche Themen interessant, wie sie im Hauff-Märchen „Das kalte Herz“ vorkommen: Was ist man bereit zu tun, um reich und angesehen zu werden oder zu bleiben? Das ist ja ein großes Thema für Gegenden wie den Schwarzwald, wo früher viele Menschen arm waren und wenige reich und wo sich dann die Besitzverhältnisse teilweise umgedreht haben – beispielsweise durch die Industrialisierung oder später durch den aufkommenden Tourismus. Aktuell interessant ist auch der Image-Spagat zwischen Holzindustrie, Umweltschutz und Erholungsgebieten. Oder der Schwarzwald als Grenzgebiet. Also da gibt es Stoff für viele Folgen…

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Kopp-Mühle am Hagenstein Ottenhöfen

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