18.03.2020

Seemännlein im Glaswaldsee

Aufgrund seiner Unberührtheit zählt der Glaswaldsee zu den herrlichsten „blauen Augen" des Schwarzwaldes. Der Name des Sees rührt von der Glashütte her, die im 17. Jahrhundert im Seebachtal stand. Im Seebachtal wurde in früheren Zeiten Glas für die Flaschen des Rippoldsauer Sauerbrunnens hergestellt.

Glaswaldsee

Der Name des Sees rührt von der Glashütte her, die im 17. Jahrhundert im Seebachtal stand. – © Klaus Götemann

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Der Glaswaldsee - das Blaue Auge 
Von der See-Ebene (960 Höhenmeter) fällt der Blick auf den etwa 120 Meter tiefer liegenden Glaswaldsee. Ein Gletscher hat diesen Karsee aus dem Buntsandstein herausgehobelt. Einst diente das Wasser den Flößern als Schwellweiher, um mit dem angestauten Wasser die gefällten Stämme zu Tal zu schwemmen.

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Der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837-1916) schrieb über den See, der für ihn „unbeweglich wie ein Stück Ewigkeit" dalag: „Es ist wohl der kleinste, aber nach meinem Geschmack der feinste Bergsee des Schwarzwaldes, und zwar deshalb, weil er der düsterste ist und voll von Melancholie." Im Glaswaldsee hielten sich in früheren Zeiten Seemännlein auf. Klein wie Kinder, glich ihre Gestalt der der Menschen. Ihre untere Hälfte war jedoch den Fischen ähnlich. Auch konnten sie sich unsichtbar machen. Eines jener Seemännlein war mit den Leuten vom Seebenhof befreundet.
 

Die Sage vom Seemännlein
Eine Viertelstunde weiter unten am Berg, wurde der Hof dem Seewesen fast zur zweiten Heimat: Jeden Morgen weckte es die Hofbewohner und blieb bis zum Abend bei ihnen. Dann musste es in den See zurückkehren. Den ganzen Tag schaffte das Seemännlein für die Seebenhofler. Besonders lag ihm das Vieh am Herzen, das schöner als je gedieh.

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Wenn dem Männlein eine Arbeit aufgetragen werden wollte, galt es folgende Worte zu sprechen: „Nicht zu wenig und nicht zu viel!“ Sagten sie das nicht, tat das Männlein entweder viel zu viel oder viel zu wenig. Täglich bekam es auf dem Hof sein Frühstück, Mittag- und Nachtessen, das ihm unter die Treppe gestellt werden musste, wo es, alleinsitzend, dasselbe verzehrte. Obschon sein Anzug wie sein Schlapphut stark abgetragen und seine Jacke obendrein zerrissen war, hielt es doch den Bauern stets ab, ihm andere Kleidungsstücke anzuschaffen. Endlich ließ der Bauer im Winter ein neues Röcklein machen und gab es dem Männlein. Da sagte dieses: „Wenn man ausbezahlt wird, muss man gehen; ich komme von morgen an nicht mehr zu euch.“ So sehr der verdutzte Bauer auch versicherte, daß der Rock kein Lohn sei, sondern nur ein Geschenk, konnte er doch das Männlein von seinem Vorsatz nicht mehr abbringen. Darüber erboste sich eine Magd so arg, dass sie dem Männlein kein Nachtessen mehr servierte. So musste es mit leerem Magen von dannen ziehen. Am anderen Morgen war die Magd fort und ward nie wieder gesehen. Das Seemännlein hat sich kein einziges Mal mehr auf dem Hofe blicken lassen.