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Der Brief von Maja aus Köln
Der Brief von Maja aus Köln – © Maja

 

Liebe Maja,

vielen Dank für deinen Brief. Es freut uns, dass es dir im Schwarzwald so gut gefallen hat. Du hast gut beobachtet und natürlich recht: Wenn man die Bäume einzeln und aus der Nähe betrachtet, dann sind sie grün. Aber aus der Ferne kann ein so großer Wald wie der Schwarzwald schon sehr dunkel wirken. Wenn du abends auf einem Berg stehst und zuschaust, wie über den Tannen die Sonne untergeht – dann scheinen sie im Dämmerlicht fast schwarz.

Wie der Schwarzwald zu seinem Namen kam, darüber erzählt man sich diese Geschichte: Die Römer zogen vor zweitausend Jahren vom heutigen Italien nach Norden, um ihr Reich zu vergrößern. Damals gab es hier noch keine sanften Hügel, Wiesen und Weiden so wie heute. Es gab nur eine einzige große, zusammenhängende Waldfläche. Dieser gaben die Römer den Namen „silva nigra“. Das ist Latein und heißt so viel wie „schwarzer Wald“. Die Römer kamen über die Alpen. Man kann sich vorstellen, dass sie aus der Höhe und Ferne diesen großen Wald erblickten. Er kam ihnen aber nicht nur dunkel, sondern auch undurchdringlich und unheimlich vor. Deshalb mieden sie ihn und suchten sich lieber einen Weg drumherum, indem sie zwischen Schwarzwald und der Schwäbischen Alb und auf der anderen Seite am Rhein entlang zogen. Hier legten sie sogar Thermalbäder an und gründeten Siedlungen. In Badenweiler und Baden-Baden kannst du noch Reste davon sehen.

Die erste Straße, die in den Schwarzwald führte, war die Kinzigtalstraße. Diese wurde auch von den Römern gebaut. Nachdem die einheimischen Alemannen die Römer in die Flucht geschlagen hatten, kamen Missionare aus Irland und Schottland. Sie wollten das Christentum verbreiten und gründeten im Schwarzwald einige Klöster. Im Mittelalter wagten sich die Menschen tiefer in den Wald hinein, weil sie sich an ihn gewöhnt hatten und weil sie nicht mehr so stark an Geister glaubten. Und weil sie Bodenschätze entdeckt hatten, zum Beispiel Erz und Silber. Ein paar Jahrhunderte später fällte man sehr viele Bäume. Man brauchte immer mehr Holz, zum Beispiel für den Schiffsbau und um Holzkohle herzustellen.

Wusstest du, dass die größten und mächtigsten Tannen damals „Holländer“ genannt wurden? Weil sie als Mastbäume auf den Schiffen der holländischen Handelsflotte dienten. Man sagt sogar, dass Amsterdam auf Schwarzwälder Tannen gebaut sei. Und wie konnte man die Baumstämme so weit transportieren? Sie wurden zu Flößen zusammengebunden und über die kleinen Flüsse bis zum Rhein geschifft. So sind die Schwarzwälder Tannen sehr weit gereist. Über den Rhein auch bis nach Köln. Und noch weiter. 

Davon erzählt auch das Märchen von Wilhelm Hauff „Das kalte Herz“. Darin geht es um den armen Kohlenmunk Peter, der reich werden möchte und dafür beim „Holländer Michel“ sein lebendiges Herz gegen ein steinernes eintauscht. 

Wenn du wieder einmal einen Urlaub im Schwarzwald verbringst, dann kannst du auf dem Flößerpfad im Kinzigtal zwischen Lossburg und Wolfach wandern, um die Geschichte der Flößer kennenzulernen. Unterwegs begegnest du dem Flößer Johann und seinem Sohn Uli auf ihrer „Fahrt ins Land“.

Wir hoffen, wir konnten deine Frage beantworten. Wenn man den Namen „Schwarzwald“ erklären möchte, muss man seine lange Geschichte erzählen. 

Wir freuen uns über deinen Besuch! 

Alles Gute und herzliche Grüße

Dein Team vom Schwarzwald Tourismus