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schließenReithalle Achern
Die Sanierung und Umnutzung der denkmalgeschützten Reithalle orientiert sich überwiegend an der Kraft und Stärke des Bestandes, welcher zu einem Gebäudeensemble mit viel Historie gehört.
Beschreibung
Architektur / Stadtplanung
Michael Welle Architektur GmbH, Offenburg
Bauherrschaft
Astrid und Gerold Weber
Fertigstellung
2022
Auszeichnungen
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2024, Hugo Häring Auszeichnung 2023
Entwurf
Ziel der Planung war es, alle Funktionen unter einem Dach zu integrieren. Die Reithalle wird zur großen Markthalle, welche Platz für ein Café, einem Unverpacktladen, einem Floristen, einer Buchhandlung und einer Ausstellungsfläche bietet. Auch Wohn- und Büroräume finden hier Platz.
Die Markthalle dient als Verteiler. Von hier aus erreicht man die verschiedenen Nutzungen und es treffen sich sowohl die Bewohner, als auch die externen Besucher der Anlage. Der Zugang zum Gebäude erfolgt absichtlich nur über einen gemeinsamen Eingang, um die soziale Interaktion zu stärken und die Identität unter den Nutzern zu fördern.
Die eingeschobenen Kuben in der Halle ordnen sich nach dem „Haus im Haus“-Prinzip dem Bestand unter. Die verschiedenen Nutzungen - Wohnen, Arbeiten und Freizeit - fördern zusätzlich die Durchmischung des Gebäudes und tragen zu einem belebten und beliebten Gebäudekomplex bei.
Während die Fassade weitestgehend erhalten bleibt, wird der Innenraum durch eingeschobene Kuben aus regionalem Holz gegliedert. Dadurch entsteht ein Wechselspiel zwischen großen Freibereichen und schlichten Einbauten, welche Platz für die neuen Nutzungen bietet. Die loftartigen Wohnungen im rückwärtigen Bereich entwickeln sich über zwei Etagen und sind trotz der geringen Änderungen in der Fassade lichtdurchflutet.
Konstruktion / Materialien
Alte Elemente wurden behutsam restauriert. Neue Einbauten wurden mit regionalen Handwerkern und Firmen in ökologischer Bauweise gebaut und hinzugefügt. Das alte Backsteinmauerwerk der ursprünglichen Reithalle strahlt eine warme Atmosphäre aus, die durch die neuen, eingeschobenen Kuben aus regionalem Holz ergänzt wird. Neue und alte Bauteile sind klar erkenntlich und voneinander abgegrenzt.
Mit wenigen, reduzierten Mitteln wurde hier die Umnutzung erreicht. Dies spiegelt sich in der Materialwahl wider, welche sich auf eine geringe Anzahl an Materialien - Stein, Beton und Holz - beschränkt. Die Materialien sind meist naturbelassen bzw. „roh“. Der sichtbare Betonboden ist gleichzeitig Trag - und Nutzschicht in einem Bauteil. Es wurden keine aufwendigen Verkleidungen eingebaut.
Energetisches Konzept / Nachhaltigkeit
In seine riesigen, mit den historischen Ziegeln neu eingedeckten Nord- und Südflächen des Daches sind zwei 60 Meter lange und zwei Meter hohe - Solarbänder eingelassen. Sie bestehen aus PV-Modulen mit einer Gesamtleistung von 26 Kilowattpeak. Mittig und optisch kaum erkennbar liegen Solarthermiekollektoren zur Heizungsunterstützung und Warmwasseraufbereitung.
Die Höhe der Module entspricht genau der des Rasters der Dachkonstruktion. Zugleich sorgen die semitransparenten Module dafür, dass Tageslicht auch in das Innere der Halle gelangen kann. Ein Großteil des Erdgeschosses wird heute als Markthalle genutzt. An zentraler Stelle sind ein Pelletsilo und Pelletkessel, ein Blockheizkraftwerk und ein Pufferspeicher samt Verrohrung sichtbar zur Schau gestellt.
Halbhohe Wände schaffen in der großzügigen Halle kleinere Zonen und Einheiten. In der oberen Geschossebene wurden Wohnungen und Büros als eingeschobene Holzkuben integriert. Um Belüftung, Belichtung und Rettungswege zu sichern, wurden diese Einheiten zwangsläufig an eine Fassadenfläche gekoppelt. Nur in diesen Nutzungsbereichen wurde die Fassade aus Betonskelett und Backstein von innen gedämmt.
Unterm Strich
Durch Das Projekt zeichnet eine große Wertschätzung gegenüber der baukulturellen Leistung vergangener Epochen aus. Die Energie, die für die Herstellung der vorhandenen Materialien benötigt wurde, bleibt weitestgehend erhalten. Das bestehende Gebäude ist und bleibt Hauptakteur. Die Reithalle wird zur großen Markthalle, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das Projekt geht auf den Bestand ein und verzichtet auf große Eingriffe, die vorhandene Struktur wird intelligent genutzt. Die Gestaltung der Außenanlage trägt wesentlich zur Neugestaltung und Aufwertung des Areals bei. Diese gliedert sich in private Rückzugsbereiche der Wohnungen, Erschließungszonen und einem öffentlichen Biergarten.
Dieses Projekt ist beispielhaft für ein historisches Gebäude aus dem Schwarzwald, das durch ein vielfältiges und attraktives Planungs- und Nutzungskonzept wieder zum Leben erweckt wurde.
Kontakt
Adresse
Reithalle Achern
Julius-Hirsch-Platz 2
77855 Achern (Kernstadt)