Architektur / Stadtplanung
sutter³ GmbH & Co. KG, Freiburg
Bauherrschaft:
Melanie Thoma (privat)
Fertigstellung:
2017
Auszeichnungen:
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2022
Beschreibung:
Der Pflughof in Gundelfingen ist ein ehemaliger landwirtschaftlicher Hof und Gasthaus aus dem Jahr 1733. Der Hof lag an der Postroute von Basel nach Frankfurt am Main. 1990 wird der Landwirtschaftliche Betrieb eingestellt. Das Hofgut mit seinen Gebäuden ist seit 1974 ein Kulturdenkmal.
Konzeptidee:
Die 175 Jahre alte Pflughofscheune erlebte eine komplette Wandlung. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung, Leerstand und Verfall wurde die Scheune zwei Jahre lang saniert. Seit 2017 ist die Scheune, wo einst Pferde, Husaren, Kleinvieh, Ochsen und Schweine sich bewegten, wieder geöffnet.
Das Konzept der Pflughofscheune ist fokussiert auf Bewohnung, Menschen und Öffentlichkeit (Privatwohnungen und Ferienapartments). Es berücksichtigt eine denkmalgerechte, nachhaltige Sanierung und Ausbau.
Trotz umfangreicher Eingriffe in die Bausubstanz blieb der historische Charakter erhalten. Im Dachstuhl befinden sich 2 Privatwohnungen. Für die fünf Ferienapartments (EG und OG) wurde das Unternehmen FRIZ B&B gegründet. Der Name FRIZ ehrt den Namen des Großvaters, des letzten Bauers auf dem Pflughof.
Im vorderen Bereich wurde ein öffentliches Lounge Café eröffnet, die FRIZ Lounge. Durch die Pandemie und das Wegbleiben der Tagesgäste wurde das Café jedoch in einen Shop für Mid-Century Möbel, Objekte und Kunst umgewandelt. Kaffee gibt es immer noch, aber nur am Samstag.
Besondere Synergien:
Durch das Planungsbüro entstand der Kontakt zu zwei Studierenden, die für ihre Masterarbeit* im Studiengang Denkmalpflege ein Scheunenobjekt suchten. Zusammen mit der professionellen Kreativität der Bauherren wurden auf einmal die wichtigen Kompetenzen für eine ganzheitliche Überplanung der Scheune zusammengebracht. Die im Rahmen der Masterarbeit aufgezeichneten Pläne bildeten die Grundlage für die Planung des Gebäudes, während Projekt- und Bauleitung als auch der essentielle Dialog mit dem Denkmalamt durch das Planungsbüro gemacht wurde. Die Bauherren sorgten für die Raumkonzepte und die Inneneinrichtung der Apartments und des Lounge Cafes. Seit der Fertigstellung 2017 wurde das Projekt mehrmals - auch international - veröffentlicht und die Scheune ist im Hotelbereich, auch von ausländischen Gästen, sehr gut besucht.
Fazit:
Eine marode und baufällige, denkmalgeschützte Scheune zum Leben bringen? Wer macht so was? Wie geht das? Das braucht viel Mut, Vision und Leidenschaft.
Für die jetzige Generation kam ein Abbruch der Pflughofscheune nie in Frage. Seit mehreren Jahren träumten sie davon für das Gebäude ein Konzept zu entwickeln, das mit anderen geteilt werden konnte. Ein Konzept, das die Scheune sowohl in einen historischen als auch modernen Kontext platziert. Belebt, mit Menschen. Kontrastreich, mit alten Merkmalen und neuen Materialien.
Aufgrund der gestiegenen Wertschätzung von bestehender Bausubstanz und Gebäuden, die Spuren aus der Vergangenheit aufweisen, aber auch aus wirtschaftlichen Erwägungen entscheiden Hotels immer häufiger für die Umnutzung von Gebäuden statt für einen Neubau: Potentiale, die Gästen etwas Authentisches und ganz Besonders bieten. Respektvoller Umgang mit dem Ursprungsbau ist dabei ebenso wichtig wie kreative Ergänzung.