Architektur / Stadtplanung
Bernhard Nägele, Solar-System-Haus GmbH, Singen
Bauherrschaft
Solarcomplex AG
Fertigstellung
2020
Auszeichnungen
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2022, Veröffentlichung in der Broschüre "100 Holzbauten in Südbaden" der Architektenkammer Baden-Württemberg Kammerbezirk Freiburg-Südbaden.
Entwurf
Der Schwerpunkt des Entwurfs beruht auf der Nutzung nachhaltiger Materialien und der Bezugnahme auf die Umgebung – den Hochschwarzwald. Da das Gebäude ein reiner Funktionsbau ist, sowie aufgrund der Abwärme der technischen Anlagen, wurde das Gebäude ohne Energiestandard konstruiert und bleibt unbeheizt.
Material / Konstruktion
Die Außenwandkonstruktion besteht aus vertikalen, naturbelassenen, entrindeten und dreiseitig besäumten Weißtannenstämmen, die durch das Einnuten von Weißtannenbrettern miteinander zu Elementen verbunden wurden. Die Wandinnenseite erscheint durch die gehobelte Oberfläche glatt und präzise, die Außenseite stellt rau und naturbelassen den Bezug zu Wald und Standort her.
Nachhaltigkeit / Energetisches Konzept
Das Wärmenetz (Bioenergiedorf) in Schluchsee wurde 2019/2020 realisiert. Rund 140 Gebäudebesitzer, darunter auch die Kommune und viele Großverbraucher, haben sich für den Anschluss an das regenerative Wärmenetz entschieden. Zusätzlich gibt es über 50 Vorverlegungen. Eine solarthermische Anlage mit rund 3.000 m² Kollektorfläche versorgt den Ort im Sommer komplett mit Wärme. Für die Mittellast im Winter sorgen zwei Holzhackschnitzel-Kessel, die mit Biomasse aus regionalen Wäldern beschickt werden. Zusätzlich gibt es einen Spitzenlast- und Notkessel auf der Basis von Öl, der unter 2% des Jahreswärmebedarfs liefert.
Bioenergiedorf Schluchsee kompakt:
- Betreiber: solarcomplex AG•
- Einwohner: ca. 1.700
- Anschlüsse: ca. 148 Gebäude
- Solarthermie: 3.360 m²
- Holzkessel: 1 x 1.200 kW, 1 x 900 kW
- Pufferspeicher: 300.000 Liter
- Wärmeverkauf: ca. 10 Mio. kWh p.a. (ca. 1,4 Mio. Liter Heizölersatz)
- CO2-Einsparung: 4.500 Tonnen/Jahr
- Wärmenetz: 11,2 km
- Investition: rd.11 Mio. €
Unterm Strich
Durch die Nutzung der lokal geschlagenen, rauen, naturbelassenen Weißtannenstämme entsteht ein direkter Bezug zum Wald und zum Standort. Das Gebäude fügt sich so harmonisch in das Gelände ein. Die Positionierung des Gebäudes und der Standort sind gut gewählt. Die Materialwahl (Kombination von rauem Holz und Stahltanks) ist gelungen. Die Form- und Architektursprache für einen reinen Nutzbau ist beispielhaft und überzeugend.