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schließenGemeinde- und Pfarrhaus, Zell a.H.
Neubau eines Gemeinde- und Pfarrhauses in Holzbauweise
Architektur / Stadtplanung
Michael Welle Architektur GmbH, Offenburg
Fertigstellung
2023
Auszeichnungen:
Bauwerk Schwarzwald e.V. Architekturroute 2024
Entwurf
Auf dem Grundstück der evangelischen Kirche in Zell am Harmersbach wurde ein neues Pfarr- und Gemeindehaus erbaut. Gemeinsam mit der bestehenden Kirche aus den 1970er Jahren entstand hier ein neues kirchliches Zentrum für die weit zerstreute evangelische Kirchengemeinde Zell. Bauliches Hauptaugenmerk und Zentrum des Grundstückes ist und bleibt der Kirchturm, der aufgrund seiner Hanglage und seiner Höhe die umgebende Bebauung überragt und bereits aus der Ferne sichtbar ist. Mit respektvollem Abstand zur bestehenden Kirche entstand der Neubau als Solitär im Westen des Grundstückes, der Platz für die gewünschten Nutzungen bietet. Unter einem gemeinsamen Dach befinden sich zukünftig sowohl das Gemeindehaus mit Verwaltungseinheit als auch das Pfarrhaus mit Rückzugsmöglichkeit und Raum für Privatsphäre. Die kompakte Formensprache des Neubaus als Baukörper mit Satteldach orientiert sich an der Nachbarbebauung und fügt sich harmonisch ins Stadtbild ein.
Schwerpunkt des Entwurfs lag auf einem durchdachten Erschließungskonzept, das die bestehende Kirche, den Neubau und den Stadtpark geschickt mit dem neuen Kirchplatz verknüpft. Besonders herausfordernd dabei war die schwierige Typografie des Grundstückes am Hang. Ebenfalls gut gelungen ist hier das Wechselspiel zwischen öffentlichen und privaten Freiräumen bzw. Nutzungseinheiten
Das Gemeindehaus wurde wie ein Doppelhaus geplant und organisiert, das durch eine Brandwand getrennt wird und gestalterisch als eine Einheit funktioniert. Jede Nutzungseinheit entwickelt sich über zwei Etagen, die intern über eine Treppe verbunden werden. Die Zugänge der Verwaltung und der Pfarrwohnung erfolgt über zwei separate Eingänge im Untergeschoss, die barrierefrei von der Straße aus erschlossen werden können. Ebenfalls barrierefrei erreicht man die Gruppenräume des Gemeindehauses im Erdgeschoss vom Kirchplatz aus. Diese öffnen sich zum Platz hin und verwischen die Grenze zwischen Innen- und Außen. Zukünftig steht der bestehende Kirchturm mitten auf dem neuen Platz und markiert bereits von weitem die Lage des kirchlichen Zentrums. Die Erschließungsachse des Kirchplatzes hin zum Stadtpark bleibt unbebaut und ermöglicht dem Besucher einen fantastischen Panoramablick.
Material und Konstruktion
Die kompakte Bauweise ermöglichte die Verwirklichung einer ästhetisch anspruchsvollen Architektur unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte. Das Pfarr- und Gemeindehaus befindet sich unter einem gemeinsamen Dach und ist konstruktiv durch eine Brandwand getrennt, die sowohl dem Brandschutz als auch dem Schallschutz dient. Die äußerlich kaum erkennbare Trennung wurde gestalterisch geschickt durch fassadenbündige Regenfallrohre gelöst. Mit Ausnahme der erdberührten Bauteile besteht der gesamte Baukörper aus Holz. Die Wände der oberirdischen Bauteile wurden in Holzrahmenbauweise vorgefertigt und vor Ort montiert. Das verwendete Holz stammt aus dem nahegelegenen Kirchenwald und wurde in einer umliegenden Sägerei weiterverarbeitet. Dies trug zu kurzen Lieferketten und einer schnellen Verarbeitung bei.
Nachhaltigkeit / Energieeffizienz
Die Versorgung des Neubaus mit Strom und Wärme erfolgt mittels im Außenbereich angeordneter Wärmepumpen. Die Wärmeverteilung im neuen Gebäude gelingt über eine zentral gesteuerte Fußbodenheizung. In den WC-Anlagen bzw. im Bad des Pfarrhauses wurden zusätzliche Handtuchheizkörper vorgesehen. Auf eine zentrale Lüftungsanlage wurde bewusst verzichtet. Durch die Verwendung von natürlichen Baustoffen steht ein hohes Maß an Speichermasse zur Regulierung der Luftfeuchte bereit. Die Frischluftzufuhr erfolgt durch eine ausreichende Anzahl an öffenbarer Fenstern. Die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach wird nachträglich erfolgen.
Unterm Strich
Dieses Projekt steht stellvertretend für die Vielfalt des Schwarzwaldes. Neben den traditionellen Schwarzwaldhöfen findet man hier ebenfalls weit verbreitet die dem „Brutalismus“ angehörenden Bestandsgebäude aus den 1970 Jahren so wie die bestehende evangelische Kirche in Zell. Zusammen mit dem Neubau des Pfarr- und Gemeindehauses auf einem Grundstück gelingt die Einbindung des neuen kirchlichen Zentrums in das Stadtbild. Wie bei einem Schwarzwaldhof finden beim neuen Pfarr- und Gemeindehaus alle Funktionen wie Wohnen, Arbeiten und Freizeit unter einem Dach statt. Der Schwarzwaldhof dient als Leitfigur. Die Formensprache des Bauwerks als Satteldach ohne Dachüberstand allerdings orientiert sich an der modernen Architektursprache. Regionale Baumaterialien aber auch regionale Handwerker aus dem Schwarzwald trugen maßgeblich zur Umsetzung des Bauvorhabens bei.
Kontakt
Adresse
Gemeinde- und Pfarrhaus, Zell a.H.
Kirchstraße 14b
77736 Zell am Harmersbach
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