Das Verbot des Glückspiels im Deutschen Reich 1872 führte zu einer Neupositionierung Baden-Badens. Das internationale Modebad wandelte sich zum Kur- und Heilbad. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstand nahe bei den Thermalquellen das Bäderviertel. Hier wurden aufwändige Badepaläste mit modernen Therapieeinrichtungen errichtet. Den Auftakt machte das luxuriöse Friedrichsbad (1), das 1877 eröffnet wurde. Der berühmte Mark Twain, der das Friedrichsbad im folgenden Jahr besuchte, bescheinigte, dass man dort jedes Bad nehmen könne, das jemals erfunden wurde.
In unmittelbarer Nachbarschaft entstand als städtebauliches Gegenstück zwischen 1890 und 1893 das Kaiserin-Augusta-Bad (2), das als reines Frauenbad konzipiert war. Seine dekorative Ausstattung mit Marmor und Fayencen übertraf die des Friedrichsbades noch.
Im Gegensatz zu den Luxusbädern diente das 1890 eröffnete Landesbad (3) als breiten Bevölkerungsschichten zugängliches Volksbad mit deutlich eingeschränktem Therapieprogramm. Neben dem Landesbad (heute ACURA Rheumazentrum) wurde 1899 ein Inhalatorium (4) errichtet, das der Therapie von Atemwegserkrankungen diente.
An dieser Stelle befinden sich heute die Caracalla-Therme. Auf dem Platz vor der mittelalterlichen Spitalkirche (5) komplettierte seit 1930 ein Fangohaus das Therapieangebot im Bäderviertel.
Im Zuge der Umgestaltung des Bäderviertels zu einem zeitgemäßen Kurviertel mit grüner Umgebung beseitigte man in den 1960er Jahren große Teile der gewachsenen historischen Bausubstanz. Kaiserin-Augusta-Bad, Fangohaus, Inhalatorium und ein Teil der Spitalkirche fielen der Spitzhacke zum Opfer.